Saale-Holzland. Hermsdorfer Rathaus-Chef Benny Hofmann (33) wird am 26. Mai wieder für das Bürgermeister-Amt in seiner Stadt kandidieren. Was er sich vorgenommen hat.

  • Benny Hofmann wird für eine zweite Amtszeit in Hermsdorf kandidieren. Auch wenn es keinen Gegenkandidaten geben sollte, will der 33-Jährige Wahlkampf machen.
  • Wahlkampfthemen werden unter anderem die Windkraft im Wald sein und das Thema Autobahn-Lärm.
  • In Hermsdorf muss voraussichtlich die Bahnhofsbrücke abgerissen werden. Hier wird informiert, warum.

Seit Juli 2018 ist Benny Hofmann (33) hauptamtlicher Bürgermeister der etwa 8500 Einwohner zählenden Stadt Hermsdorf. Ob der gelernte Verwaltungsfachwirt am 26. Mai zur Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister von Hermsdorf antritt erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Ebenso, wie die Lage in der Stadt bezüglich der Erstaufnahmestelle ist und welche seine wesentlichen Ziele für das Jahr 2024 sind.

Herr Hofmann, im Superwahljahr 2024 wird auch über Ihre berufliche Zukunft entschieden. Werden Sie für eine zweite Amtszeit kandidieren?

Ja, ich werde wieder für das Bürgermeisteramt in Hermsdorf kandidieren. Und ich würde mich natürlich freuen, wenn ich das Vertrauen der Bürger von Hermsdorf erneut bekommen würde.

Bisher sind keine weiteren Kandidaten öffentlich bekannt geworden. Werden Sie trotzdem Wahlkampf machen?

Ich werde Wahlkampf machen. Mit mehreren transparent-gestalteten Veranstaltungen werde ich Rück- und Ausblicke geben und darüber berichten, was ich mit geschafft habe und welches meine Pläne für die nächsten Jahre sind.

Ein wesentliches Wahlkampfthema ist die Windkraft im Wald.“
Benny Hofmann - Bürgermeister von Hermsdorf

Kein Wahlkampf kommt ohne wichtige Themen aus. Welche sind Ihre?

Ein wesentliches Wahlkampfthema ist die Windkraft im Wald. Als Kommunalpolitiker sitzt man da zwischen zwei Stühlen: Zum einen wollen wir Energiesicherheit. Zum anderen schützen wir unsere Heimat. Gerade hier im Thüringer Holzland ist es für uns auch eine Verpflichtung, unser Erbe zu erhalten. Ein weiteres Thema ist der Autobahn-Lärm, diesbezüglich kämpfen wir schon seit Jahren für besseren Lärmschutz. Und im Zuge des Ausbaus der Bahngleise durch die Deutsche Bahn kommen viele weitere Herausforderungen auf uns zu.

Wie ist der aktuelle Stand zum Thema Gleisausbau?

Da ist man gerade in der Planungsphase, die Umsetzung soll bis 2028/29 erfolgt sein. Was unseren Abschnitt auf der Mitteldeutschland-Linie zwischen Gera – Hermsdorf – Jena betrifft, ist der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung geplant. Das hat für Hermsdorf zur Folge, dass die Bahnhofsbrücke abgerissen werden muss. Das wurde uns jetzt schon angekündigt. Die Brücke muss höher gebaut werden, was eine Herausforderung ist, denn das Höhenniveau ist jetzt schon hoch. Zudem muss der gesamte Bereich drumherum mit umgebaut werden, der Kreisverkehr und und und.

Einige Herausforderungen haben Sie bereits angesprochen. Sehen Sie die Erstaufnahmestelle in Ihrer Stadt als eine weitere?

Ich halte die Situation, und wie die Menschen in der Halle untergebracht sind, für völlig unangemessen. Dieses Frühjahr soll es neue Pläne geben. Gegenüber dem MDR hat sich der Innenminister so geäußert, dass Hermsdorf leergezogen werden und nur noch als Notunterkunft für Flüchtlinge dienen soll. Man wolle in die landeseigene Immobilie in Gera ausweichen, hieß es

Ihrem Gesichtsausdruck und Tonfall entnehme ich, dass Sie daran nicht so richtig glauben.

So ist es. Ich kann auch rechnen und ich weiß, wie viele Menschen in Gera unterkommen können. Das Ganze geht nicht auf.

Wir sind ja nun eine Kleinstadt in der Provinz mit sehr vielen alten Traditionen. Viele verbinden mit der Erstaufnahmestelle Ängste.“
Benny Hofmann - Bürgermeister von Hermsdorf

Hat es etwas mit Hermsdorf und seinen Einwohnern gemacht, dass die Unterkunft mit etwas mehr als 500 Flüchtlingen in der Stadt eingerichtet wurde?

Es ist ein ungewohntes Bild für Hermsdorf. Wir sind ja nun eine Kleinstadt in der Provinz mit sehr vielen alten Traditionen. Viele verbinden mit der Erstaufnahmestelle Ängste. Das ist ganz klar. Wenn man die Medien verfolgt, hört man ja auch das eine oder andere. Aber es hat sich mittlerweile gezeigt, dass viele Ängste unbegründet sind.

Das heißt, es gibt keine Probleme und Beschwerden mehr?

Beschwerden eigentlich nicht. Es gibt noch gewisse Ängste von Anwohnern. So waren auch schon Mütter bei mir, die sagten, dass sie ihre Kinder abends nicht mehr allein rauslassen. Aber ich muss sagen, dass es mittlerweile sehr ruhig in Hermsdorf geworden ist. Durch den internen Einblick, den ich habe, kann ich sagen, dass wir das den sehr engagierten Mitarbeitern des Landesverwaltungsamtes und des DRKs, zu verdanken haben, die oben in der Halle tätig sind. Sie machen wesentlich mehr als sie müssten. Anfangs waren noch 27 Libyer in der Halle untergebracht, die haben immer viel Ärger gemacht mit Prügeleien und Diebstählen und so weiter. Sie sind aber aus Hermsdorf verwiesen worden und seitdem ist es doch recht ruhig.

Wie sieht es mit der Unterstützung der zuständigen Ministerien aus?

Es gab mal eine Zeit, in der wir noch regelmäßig Anrufe von den zuständigen Ministerien bekommen haben. Da haben der Staatssekretär und sogar der Minister persönlich bei mir angerufen und haben gesagt, Herr Hofmann, die Sachlage ist folgende und nächsten Monat ist dies und jenes geplant. Das gibt es aber alles seit geraumer Zeit nicht mehr.

Wann war das letzte Gespräch dieser Art?

Ein halbes Jahr ist das mindestens schon her. Als es hier oben richtig los ging, haben wir überhaupt nichts mehr erfahren. Wir wurden sogar belogen. Die Informationen, die wir bekommen haben, entsprachen nicht der Umsetzung vor Ort. Deshalb habe ich selbst die Initiative ergriffen und habe alle Verantwortlichen aus den Ministerien, damals war es noch das Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz, jetzt ist es das Innenministerium, aus dem Landesverwaltungsamt, Bundesamt für Migration, Landratsamt, die Ordnungsbehörden, Polizei, die Supermarktleiter und das DRK als Betreiber an einen Tisch geholt. Da haben wir Tacheles gesprochen und die Probleme auf den Tisch gelegt. Wir haben uns die Sorgen und Nöte der Mitarbeitenden in der Halle angehört und es wurde zum ersten Mal gegenseitiges Verständnis aufgebaut und gegenseitige Hilfestellung gegeben. Diese Gesprächsrunden gibt es bis heute.

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Welche sind die drei wesentlichsten Ziele, die Sie sich für das Jahr 2024 für die Stadt Hermsdorf gesteckt haben?

Zum einen, Tradition erhalten, was in diesen unsicheren Zeiten sehr wichtig ist. Als zweites möchte ich den Wirtschaftsstandort Hermsdorf noch innovativer ausbauen. Wir konnten, als Tridelta Campus größtenteils, unsere Industrie-Unternehmen in den letzten fünfeinhalb Jahren massiv stärken und wollen das auch weiterhin tun. Und zum Dritten: Es ist mir wichtig, Hermsdorf zukunftssicher zu machen. Wir leben in sehr unsicheren Zeiten, was beispielsweise Energie und Wirtschaft und dergleichen angeht und da sehe ich es als meine erste Pflicht, Sicherheit zu schaffen.

Wenn Sie sich selbst für Ihre erste Amtszeit als Bürgermeister eine Schulnote geben müssten, welche wäre das?

Kommunalpolitik ist immer eine Teamarbeit und betrifft nicht nur den Bürgermeister, sondern auch den Stadtrat und die Verwaltung. Dadurch, dass mein Vorgänger ja schon so schwer krank war, hatte ich auch keine Einarbeitungszeit. Ich hatte das große Vergnügen gleich zu Beginn meiner Amtszeit erstmal die Festwoche über zehn Tage „50 Jahre Stadtrecht“ zu organisieren. Das blieb größtenteils alles an mir hängen – das waren aber noch schöne Arbeiten. Und dann ging es schon los. Wenn ich mir jetzt die letzten fünfeinhalb Jahre anschaue, sind wir dann nur noch von Krise zu Krise geschlittert. Wenn ich jetzt mal alles zusammenfasse, haben wir das ganz gut gemeistert. Deswegen würde ich einfach sagen: Schulnote zwei.

Mit welchen positiven Gedanken möchten Sie unser Gespräch beenden?

Hermsdorf wächst, wir haben sehr viele junge Familien gewinnen können. In unseren neuen Bebauungsgebieten haben wir zwei Drittel Zuzug aus Jena. Auch ist Hermsdorf wieder völlig gegen den Trend: Überall leeren sich die Kitas, bei uns füllen sie sich und wir haben Bedarf nach Kita-Plätzen. Es entsteht auch dieses Jahr wieder ein neues Bebauungsgebiet in Hermsdorf und zwar hinter der Bergstraße. Jenawohnen hat sich letztes Jahr in Hermsdorf eingekauft mit 116 Wohneinheiten in 15 Gebäuden die jetzt saniert werden. Da wird nochmal Potenzial frei, dass die Einwohnerzahl steigen wird. Wir freuen uns jetzt auch, dass der Landkreis zum Holzlandgymnasium steht. Wir wissen nun, dass es keinen Neubau geben wird, sondern eine Sanierung des bestehenden Gebäudes wirtschaftlicher ist. Wir sind derzeit an dem Punkt zu planen, wie wir die Sanierung finanzieren. Dadurch können wir alle Schulformen in Hermsdorf erhalten, worauf wir natürlich stolz sind. Hermsdorf ist eine lebens- und liebenswerte Kleinstadt, ein starker Wirtschaftsstandort und attraktiver Wohnort. Ich würde mich freuen, wenn ich ihn weiter mitgestalten dürfte.