Saale-Holzland/Berlin. Entscheidung über Parteiaustritt nach mehr als 20-jähriger Mitgliedschaft hat für Albert Weiler vielfältige Gründe.

Der 58-jährige Politiker Albert Weiler hat am 30. Januar 2024 seinen Rücktritt aus der CDU verkündet. „Der Schritt fällt mir schwer, aber ich musste die Reißleine ziehen. Denn die CDU, wie ich sie kannte, als ich der Partei vor mehr als 20 Jahren beitrat, gibt es leider nicht mehr. Wir rutschen immer weiter nach links und damit in eine Richtung, in der ehrliche Arbeit und Leistung weniger gefördert werden als unredliches Nichtstun“, sagt er. „Wir arbeiten nicht mehr für das Volk, sondern nur noch für Ideologien und für die Ziele Einzelner.“ Das letzte I-Tüpfelchen, das ihn zu seiner Entscheidung bewogen habe, sei allerdings privater Sache gewesen. „Ich war vom Agieren einiger Leute enttäuscht, was dazu führte, dass ich sagte: Jetzt ist wirklich Schluss!“

Schon seit geraumer Zeit sei er unzufrieden mit seiner Partei. „Die Wirtschaft geht kaputt, der Mittelstand verlässt Deutschland, Firmen werden massenweise an Chinesen verkauft und die Menschen, die arbeiten gehen, werden durch Steuern immer mehr belastet. Die CDU hat gegen all diese Dinge viel zu wenig Aktivität gezeigt, geschweige denn dagegen gearbeitet“, ist sich Weiler sicher.

Da müssen wir reden, ob ich in dieser Legislatur noch in den Reihen der CDU sitzen kann oder nicht.
Albert Weiler - Politiker

Was nun folgt? „Ich habe dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz die Kündigung meiner Parteimitgliedschaft schriftlich mitgeteilt und erwarte in den nächsten Tagen die Bestätigung darüber. Das war’s dann. Der Austritt geht unkompliziert, man muss es nur schriftlich machen.“ Als Folge seines Austritts verliere er automatisch den Vorsitz des CDU-Ortsverbandes „Gebirge/Milda“. Als Mitglied der CDU-Fraktion im Kreistag des Saale-Holzland-Kreises werde er jetzt sehen, was passiert. „Da müssen wir drüber reden, ob ich in dieser Legislatur noch in den Reihen der CDU sitzen kann oder nicht“, sagt er. Auch wie es mit seiner Funktion als Beirat im Jobcenter aussieht, welche er auf Vorschlag der CDU im Kreistag übernommen habe, wisse er noch nicht. „Das lasse ich auf mich zukommen.“ Seit 2012 ist Albert Weiler Kreistagsmitglied, es ist seine zweite Legislatur.

Vorrang vor allem habe nun seine tägliche Arbeit als Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft „Hügelland/Täler“, die er seit dem 1. Januar 2023 innehat. Mit dem Austritt von Unterbodnitz aus der Verwaltungsgemeinschaft in Richtung Verwaltungsgemeinschaft Südliches Saaletal habe er mehr als genug zu tun. „Das kostet mich so viel Zeit“, sagt Weiler. „Und auch diesbezüglich hätte ich mir von der CDU mehr Unterstützung erwartet.“ Sein Ehrenamt als Bürgermeister von Milda, das er seit dem Jahr 2004 ausfüllt, wolle er freilich gern weiterführen. „Ich will nicht überheblich klingen, aber da habe ich so viel Erfahrungen und Routine darin, dass ich da nicht viel nachdenken muss. Das läuft gut nebenbei.“

Wenn sich eine Partei findet, was ich derzeit noch nicht sehe, welche die Werte der CDU von damals vor 20 Jahren widerspiegelt, könnte ich mir schon vorstellen, wieder aktiv zu werden.
Albert Weiler - Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft „Hügelland/Täler“

Politisch habe er zunächst keine großen Pläne. „Ich muss mich jetzt erst einmal finden. Ich habe drei Krebsoperationen hinter mir, bin 58 Jahre alt und muss meine Meinung vor niemandem mehr verstecken. Wenn sich eine Partei findet, was ich derzeit noch nicht sehe, welche die Werte der CDU von damals vor 20 Jahren widerspiegelt, könnte ich mir schon vorstellen, wieder aktiv zu werden.“

Welche Werte Albert Weiler konkret damit meint, beschreibt er wie folgt: „Als ich in die CDU eintrat, habe ich eine Partei vorgefunden, die Arbeit und Leistung schätzte und die ganz klar christlich konservative Werte vertrat. Ich freute mich, aktiv mitmachen zu dürfen. Unter dem Aspekt, Arbeit lohnt sich und wer arbeitet, muss gefördert werden und wer nicht arbeiten will, jedoch arbeiten könnte, der sollte vom Sozialstaat auch nicht über Maß gefördert werden.“ Leider, betont Weiler, sei die CDU in den vergangenen Jahren immer weiter nach links gerutscht, um Rot- und Grün-Wähler abspenstig zu machen. „Aus meiner Sicht ein großer Fehler, da man die konservative christliche Flanke einfach hat liegen lassen.“

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Von 2013 bis 2021 war Albert Weiler auch Mitglied des Deutschen Bundestages und vertrat im Parlament den Bundestagswahlkreis Saalfeld-Rudolstadt – Saale-Holzland-Kreis – Saale-Orla-Kreis. In dieser Funktion habe er es im Bundestag viele Jahre „hautnah“ erlebt, dass diejenigen, die eine andere Meinung als das CDU-Präsidium hatten, „auf Eis gelegt“ wurden. „In meinem Umfeld, das sowohl in Ostdeutschland als auch in Westdeutschland sehr groß ist, wünscht man sich wieder eine Partei, wie es sie unter der Führung von Helmut Kohl einmal gab: Berechenbar, bodenständig und glaubwürdig. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich habe immer gern für meine Wählerinnen und Wähler gearbeitet und mich für sie eingesetzt. Aber eine Politik, die immer wieder von Brandmauern und keiner Gesprächsbereitschaft gegenüber dem konservativen Lager redet, möchte ich für mich nicht weiter unterstützen.“