Hermsdorf. In Hermsdorf im Saale-Holzland laden die Händler der Innenstadt zu zwei Aktionstagen ein. Vom Versuch, die Innenstadt zu retten.

„Ich schwelge da in der Vergangenheit und finde, die Entwicklung der Innenstadt traurig“, sagt Holger Günthel in seinem Geschäft in Hermsdorf. Seit über 50 Jahren lebt er in der Holzlandstadt. Als Geschäftsführer des Unternehmens „ArtVillaAdorno“ betreibt er unter anderem seit acht Jahren im benachbarten Bad Klosterlausnitz die Boutique am Park. Im Dezember vergangenen Jahres eröffnete er zudem ein Geschäft in der Eisenberger Straße in Hermsdorf.

Händler in Hermsdorf: „Die Leute haben kein Interesse mehr daran, in der Innenstadt einzukaufen“.

Nun möchte der Initiator der Aktion „Hermsdorf mach auf!“ der Innenstadt zu neuem Leben verhelfen. Er erinnere sich noch gut an Zeiten, da habe es eine belebte Hermsdorfer Innenstadt gegeben. „Es gab extrem viel in dieser Straße. Bis in die 80er-Jahre, bis zur Wende“. Schließlich habe sich Globus vor Ort angesiedelt, erinnert er sich. „Eine Konkurrenz, viel zu groß, als dass die Hermsdorfer Innenstadthändler etwas dagegen hätten machen können“, meint Günthel. Die Händler, die jetzt noch da sind, würden zum alten und vor allem hartnäckigen Kern gehören. „Alles, was neu dazu kam, ist schnell wieder von dannen gezogen“, sagt Günthel. Viele hätten eine falsche Vorstellung von der Situation vor Ort. Wer heutzutage noch in den Einzelhandel gehe, müsse ein Enthusiast sein. „Die Leute haben kein Interesse mehr daran, in der Innenstadt einzukaufen“. Es sei klar, dass man die Vergangenheit nicht zurückholen könne. Doch zumindest den Versuch, die Innenstadt wieder mehr zu beleben, wolle er starten.

„Ich möchte die Vernetzung zwischen den Händlern und Gewerbetreibenden“, sagt Günthel. Es sei wichtig, sich zusammenzusetzen, auszuwerten und zu schauen, was geändert werden könnte. Es gehe um ein Miteinander und um Gemeinsamkeit.

Hermsdorf: Ein Einkaufsbummel nach dem Kabarett-Besuch

Begeistert habe ihn besonders die positive Resonanz der Geschäftsleute. Als er die umliegenden Händler angesprochen habe, seien alle interessiert gewesen. Als Termine für die Aktion der Innenstadt-Händler wurden Freitag, 1. März und Samstag, 2. März festgelegt. Ganz bewusst wurde der Freitagabend als Parallelveranstaltung zu einem Event im Stadthaus gewählt. Denn zu Gast ist am Freitag Dresdens Kabarett-Theater „Die Herkules Keule“ mit dem Stück „Tunnel in Sicht“. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr und man wolle es sich zunutze machen, dass Leute in der Stadt unterwegs sind und ihnen ermöglichen, dass auch nach dem Kabarett-Besuch eingekauft werden kann, erklärt Holger Günthel. Am Freitagabend haben die zwölf teilnehmenden Geschäfte - mit einer Ausnahme - von 14 bis 21 Uhr geöffnet. Am Samstag, 2. März öffnen die Geschäfte der Innenstadt von 10 bis 18 Uhr ihre Türen. An beiden Tagen soll es neben vielen verschiedenen Aktionen der einzelnen Händler zudem Glühwein, Kaffee, Kuchen, Thüringer Roster und vieles mehr geben. Insgesamt fünf Holzhütten, die von der Stadt Hermsdorf zur Verfügung gestellt werden, sollen unter anderem für die kulinarische Verpflegung beim Einkaufsbummel durch die Eisenberger Straße sorgen. „Es ist eine Möglichkeit, um den Hermsdorfern zu zeigen: Uns gibt es“, sagt Günthel über die Aktion. Los geht es vom Bürofachhandel Peter, wo die erste Hütte stehen soll, bis zum Sportgeschäft Bermig.

Händlerin in Hermsdorf: „Die Innenstädte sollen nicht aussterben“

Man wolle durch die Aktion einen Anreiz schaffen, dass die Hermsdorfer wieder in Fachgeschäfte gehen, sagt so zum Beispiel Andrea Bermig, die Inhaberin vom Sportfachgeschäft „Endspurt Sport & Leisure“. Im Mai ist ihr Geschäft seit 28 Jahren vor Ort ansässig. „Die Innenstädte sollen nicht aussterben“, sagt sie. Es gehe darum, entdeckt zu werden, auch von Leuten, für die das Geschäft bislang noch nicht präsent sei.

Auch das Unternehmen Schütze ist mit Korbwaren im Angebot bei der Aktion dabei. Zudem werde das Café seine Türen öffnen. Neben Getränken soll es unter anderem heiße Currywurst mit Pommes geben. Vielleicht werde man so die Leute dazu bringen, doch mal wieder in der Innenstadt zu flanieren, sagt er. Seit nunmehr 15 Jahren betreibt er das Hofcafé. Doch noch immer begegne ihm der ein oder andere Hermsdorfer, für den es absolut neu sei.

Diese Hermsdorfer Händler laden am 1. und 2. März ein:

ArtVillaAdorno

Bürofachhandel Peter

Foto Karsten

Juwelier Klaus Focke

Apart Boutique Mode & Wäsche

Porzellan-Schütze & Hofcafé

Inas Fingerhut – Wolle, Stoffe, Mode, Kurzwaren

Keramik-Atelier Ulrike Rochlitzer

BuchHerold.de (am 1. März nur bis 18 Uhr)

Töpel-Möbel

Vila Flora Floristik & Feinkost

Endspurt – sport & leisure

Um den Austausch der Händler untereinander zu verbessern und für mehr Einheitlichkeit zu sorgen, wurde jüngst ein erster Gewerbestammtisch abgehalten. Etwa 20 Menschen seien dabei gewesen, darunter auch Bürgermeister Benny Hofmann (parteilos) und Constance Möbius, die Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft Hermsdorf. Unterstützung habe auch die Sparkasse Jena-Saale-Holzland angekündigt, weiß Günthel. Nun bleibe abzuwarten, was sich aus dem Gewerbestammtisch und der Auftaktaktion in Zukunft entwickeln wird.

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