Thalbürgel. Jenaer Gymnasiasten trauen ihren Augen nicht, was alles unter Laub und Ästen zum Vorschein kommt

„Wo bitteschön soll hier Müll liegen“, fragten sich Schülerinnen und Schüler des Christlichen Gymnasiums Jena, als sie oberhalb des Thalbürgeler Pflegeheimes Aspida Lebenszentrum im Wald an einem Hang Ausschau nach Müll hielten. Nur wenige Minuten später wurden sie eines Besseren belehrt: Unter Gras, Laub und dürren Ästen entdeckten die jungen Leute bergeweise alte Flaschen, Plastemüll, Reifen und anderen Unrat, den vermutlich Aufofahrer während der Fahrt von Waldeck nach Thalbürgel aus dem Fahrzeug in den Wald geworfen hatten.

Saale-Holzland: Auch Campingstühle im Wald

Zu späterer Stunde gesellte sich ein Konvolut von weißen Campingstühlen und anderer Sperrmüll dazu. Die größte Menge am entdeckten Müll machten kleine Piccoloflaschen aus, gefolgt von Schnaps- und Weinflaschen. Hinzu gesellten sich Plastefolien oder ein Joghurtbecher mit vergammelten Inhalt. „Ist ja wirklich ekelig“, wurde der Fund kommentiert.

Überrascht war Revierförster Stefan Engeter, der das weiträumige Revier Wöllmisse betreut, nicht wirklich. „Im Laufe der Zeit kennt man die Dreckecken, wo die Leute liebend gern illegal Müll entsorgen.“ Brennpunkte seien unter anderem das Pfarrholz bei Schöngleina, der Wald oberhalb der Thalbürgeler Pflegeheimes, der Rote Graben bei Rodigast oder einige Bereiche bei Jenalöbnitz. „Müll findet man hier immer, und zwar mengenmäßig auf einem kontinuierlich hohem Niveau“, sagt Engeter.

Im Wald bei Thalbürgel entdeckter Müll.
Im Wald bei Thalbürgel entdeckter Müll. © Frank Kalla | Frank Kalla

Saale-Holzland: Kreis entsorgt die Säcke

16 reißfeste Müllsäcke hatte er organisiert, die Herausforderung für die Sammler bestand darin, die Säcke möglichst nach Wertstofffraktionen sortiert zu füllen. „Das ist eine Vorgabe des Dienstleistungsbetriebes Saale-Holzland“, erklärte der Förster. Mitarbeiter des Dienstleistungsbetriebes würden in den nächsten Tagen auch dafür Sorge tragen, dass der eingesammelte Müll, den man hinter die Leitplanke stelle, ordnungsgemäß entsorgt wird.

Doch was bewegt Schüler eines Jenaer Gymnasiums, ausgerechnet im Saale-Holzland Müll zu sammeln? „Klar, auch in Jena gibt es genügend illegal entsorgten Müll, das haben wir beim Saaleputz mehrfach gesehen.“ Dass man mit Stefan Engeter zusammenarbeite, habe einen anderen, nicht alltäglichen Hintergrund, sagt Lehrerin Mandy Liebetrau.

Saale-Holzland: Kompensation für Spanienflug

So seien die beteiligten Gymnasiasten vom Kurs 11 - die sich in der zusätzlichen Fremdsprache Spanisch qualifizieren - vor einem halben Jahr in Barcelona gewesen. „Zur Kompensation unseres Fluges haben wir uns nicht für Geld, sondern für sinnvolle Projekte in unserer Heimat entschieden. Das hat, so denke ich, auch für die Schülerinnen und Schüler einen ganz anderen Wert.“

In einem ersten Schritt pflanzten die jungen Leute gemeinsam mit dem Förster und Waldarbeitern vor wenigen Wochen insgesamt 100 junge Weißtannen und Douglasien auf dem Bergacker bei Schöngleina. „Hier hatte der Borkenkäfer in einem rund 45 Jahre alten Fichtenschlag voll zugeschlagen, die Fläche war kahl“, erklärt der Förster. „Wenn wenigstens 20 der Setzlinge zu großen Bäumen werden, haben wir viereinhalbmal den negativen Fußabdruck, der unsere Reise verursacht hat, kompensiert“, ergänzt die Lehrerin.

Weitere Nachrichten aus dem Saale-Holzland-Kreis

Eigentlich hätten die jungen Leute die Müllsammelaktion gar nicht mehr machen müssen, aber waren dann doch begeistert bei der Sache. „Das ist einfach eine gute Geschichte“, findet Oskar Schnappe aus Jena.

Eine gute Sache seien beide Aktionen, findet auch Mandy Liebetrau. „Die Aktionen schärfen das Bewusstsein und fördern den Lernprozess. Man merkt, wie schön es sein kann, etwas für die Heimatregion zu machen.“ Etliche Schüler, die bei der Pflanzaktion dabei gewesen seien, hätten schon angekündigt, nach „ihren“ Bäumen zu schauen.