Trockenborn-Wolfersdorf. Viele Menschen schauen zuerst auf das Aussehen ihres künftigen Hundes, dann auf den Charakter. Warum das nicht immer gut geht, erklärt Hundetrainerin Caroline Knorr.

Nach der Katze sind Hunde die beliebtesten Haustiere der Deutschen. Auch im Saale-Holzland leben einige der Vierbeiner. Viele wurden während der Pandemie angeschafft und wenige Zeit später wieder abgegeben. Die Zeit scheint fürs Erste vorbei. Wo jedoch zwei unterschiedliche Lebewesen aufeinandertreffen, kommt es früher oder später zu Konflikten.

Diese Konflikte versucht Caroline Knorr aus Trockenborn-Wolfersdorf zu lösen. Caroline Knorr ist Hundetrainerin und berät in Sachen Verhalten und Kommunikation rund um den Hund. Mit ihrer mobilen Hundeschule Xcess Dogs ist sie im Landkreis und in Jena unterwegs. Die Ausbildung zur Hundetrainerin hat sie 2020 gemacht. Eine verbindliche und standardisierte Ausbildung gibt es für Hundetrainer nicht.

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Caroline Knorr ist geprüft und zertifiziert von der Tierärztekammer Schleswig-Holstein. Die Anforderungen an Hundetrainer sind von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich, sagt sie. Das jeweilige Veterinäramt entscheide individuell, welche Voraussetzungen für die Arbeit mit Hunden notwendig sind. Caroline Knorr meldete sich zunächst aus privatem Interesse an den Kursen an.

Hundetrainerin aus dem Saale-Holzland erzieht „Leinenrambos“

Mittlerweile ist sie professionelle Hundetrainerin. „Früher habe ich im Büro gearbeitet. Eine Zeit lang war ich dann Vollzeit als Hundetrainerin unterwegs. Mittlerweile mache ich den Job nebenberuflich“, sagt sie. Durch einen ihrer eigenen Hunde, den American Staffordshire Terrier Ares, wurde ihr Interesse an dem Thema Hundeerziehung geweckt. Bei ihrer Arbeit als Hundetrainerin ist sie spezialisiert auf sogenannte Listenhunde und „Leinenrambos“, wie sie sagt.

Eine Rassenliste mit verbotenen Hunden gibt es in Thüringen nicht. Jedoch haben bestimmte Rassen Anforderungen, die bedacht werden sollten vor der Anschaffung. Die Hundeexpertin kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ein American Staffordshire Terrier kein Hund für Anfänger ist. „Diese Rasse braucht eine konsequente Erziehung und Menschen, die die Kommunikation des Hundes verstehen“, sagt Knorr.

Hundeexpertin hält Rassenliste für unsinnig

Beim American Staffordshire Terrier sei es beispielsweise so, dass diese Hunde sehr eigenständig sind. Der Halter einer solchen Rasse muss Signale richtig deuten können, da die Frustrationstoleranz von diesen Hunden nicht sehr ausgeprägt ist. Prinzipiell hält Caroline Knorr eine Rassenliste, wie sie in anderen Bundesländern existiert, nicht für sinnvoll. „Wenn man sich die Statistik anschaut, dann sind es eher andere Rassen, die hohe Beißvorfälle haben“, sagt sie. Was sie jedoch befürwortet, ist ein „Hundeführerschein“.

Ein „Hundeführerschein“ soll grundlegendes Wissen vor der Anschaffung eines Hundes bei den künftigen Haltern sicher stellen. Caroline Knorr sagt, dass zumindest vor jeder Neuanschaffung so ein Test sinnvoll sei. Aus ihrer Erfahrung als Hundetrainerin weiß sie, dass sich viele Menschen ihren Hund nach der Optik aussuchen.

„Ich kann absolut verstehen, dass man einen Hund möchte, der einem auch gefällt. Man sollte jedoch immer beachten, für was der Hund ursprünglich gezüchtet wurde“, sagt die Hundeexpertin. Viele beliebte Hunderassen wurden einst für bestimmte Arbeitseinsätze gezüchtet - sei es das Bewachen von Haus und Hof oder das Hüten von Schafen oder anderen Tieren. Die angezüchteten Verhaltensweisen tragen viele Rassen auch heute noch in sich. Aktuell sei der Australian Shepherd sehr populär. Für Menschen ohne viel Platz und Zeit sei dieser Hütehund jedoch kaum geeignet.

Hundetrainerin aus dem Saale-Holzland wünscht sich konsequente Erziehung

„Es darf sich jeder einen Hund kaufen, ohne Voraussetzungen zu erfüllen. Wenn die Leute nur nach der Optik gehen und die Genetik vergessen, wird es schwierig. Wenn dann auch noch die Erziehung fehlt, kommt es zu Problemen“, sagt die Hundetrainerin. Zu den Hauptproblemen ihrer Kunden zählen zum Beispiel mangelnde Leinenführigkeit und problematische Hundebegegnungen.

„Solche Verhaltensweisen sind oft nur Symptome. Die Probleme fangen meist in den eigenen vier Wänden an“, weiß die Hundeexpertin. Sie wünscht sich, dass Hundehalter liebevoll konsequent mit ihren Vierbeinern umgehen. „Hunde haben das Recht, auch Grenzen aufgezeigt zu bekommen. Wir Menschen müssen ihnen einen Rahmen geben“, sagt Knorr.

Ein Tierheimbesuch lohnt sich

Neuhundehaltern rät sie, sich vorher intensiv mit den einzelnen Rassen zu beschäftigen. „Man sollte sich auch überlegen, wie der eigene Alltag aussieht und welcher Hund dort hinein passt“, sagt Knorr. Die Bedenken, die viele hätten, wenn es um Hunde aus dem Tierheim geht, seien in der Regel unbegründet. Die Hundetrainerin ermutigt Menschen dazu, sich auch dort umzusehen und von den Tierpflegern beraten zu lassen.

„Die Tierheime sind voll und auch dort warten liebe Seelen“, sagt Knorr. Nicht immer sind es schlimme Vorfälle, welche die Hunde ins Tierheim gebracht hätten. Wenn der Besitzer stirbt oder pflegebedürftig wird, landen gut sozialisierte und nette Hunde im Tierheim, die eine zweite Chance verdient hätten.