Saale-Holzland. Frank Gabler erinnert sich daran, als 2018 Wildschweine auf dem Eisenberger Friedhof wüteten. Er und sein Sohn geben Tipps, welche Pflanzen sich gut für die Frühjahrs-, Sommer- und Herbstbepflanzung eignen.

  • Ein „gewisser Abstand“ ist wichtig, denn auch Kindergräber werden von Friedhofsgärtnern gepflegt.
  • Frank Gabler und sein Sohn kümmern sich um eine geschmackvolle Pflege von etwa 300 Gräbern in der Region.
  • Welche Pflanzen sich für die Grabgestaltung besonders gut eignen.

Vater und Sohn sind Friedhofsgärtner mit Leidenschaft und Herz. „Jeder Tag ist anders und die Arbeit immer vielseitig“, sagt Frank Gabler (58), Inhaber des Blumenfachgeschäftes mit Friedhofsgärtnerei in der Mühlenstraße 5 a in Eisenberg. „Wir sagen immer, wir haben 300 Gräber und 300 Baustellen. Denn irgendetwas ist immer. Da hat die eine Pflanze einen Frostschaden, die nächste will nicht anwachsen und bei wieder einer anderen steckt eine Krankheit drin.“ Frank Gabler erinnert sich auch an das Jahr 2018, als Wildschweine auf dem Eisenberger Friedhof wüteten und zum großen Leidwesen von Hinterbliebenen immense Schäden an Gräbern verursachten. „Die Tiere haben ganze Gräber umgepflügt, es gab danach viel zu tun.“

Ich finde, dass die Friedhofsgärtnerei eine sehr kreative Tätigkeit ist. Jedes Grab, das wir pflegen, ist anders bepflanzt. Auch, wenn häufig dieselben Pflanzen verwendet werden, können wir diese doch immer wieder neu anordnen, zusammenstellen und andere Farben wählen.
Florian Schreiber (20) - Gärtner im Fachbereich Friedhofsgartenbau

Sohn Florian Schreiber (20) trat in die Fußstapfen seines Vaters, auch, wenn der sich gewünscht hätte, dass sein Sohn einen anderen Beruf ergreift. „Ich finde, dass die Friedhofsgärtnerei eine sehr kreative Tätigkeit ist. Jedes Grab, das wir pflegen, ist anders bepflanzt. Auch, wenn häufig dieselben Pflanzen verwendet werden, können wir diese doch immer wieder neu anordnen, zusammenstellen und andere Farben wählen.“ Das Schöne sei, wenn Angehörige nach dem Besuch auf dem Friedhof zu ihnen kommen und sich für die schöne Bepflanzung bedanken.

Eines sei im Beruf allerdings wichtig. „Man muss einen gewissen Abstand wahren können“, sagt Florian Schreiber und erklärt, dass er sich nicht zu viele Gedanken über die Verstorbenen und ihre möglichen Schicksale machen dürfe. Erst kürzlich erhielten Vater und Sohn die Anfrage über die Pflege eines Kindergrabes. In Pflege seien auch sehr viele Gräber von Menschen, die in recht jungen Jahren zwischen 50 und 60 verstorben sind. „Das muss man zur Kenntnis nehmen und dann muss gut sein.“

Saale-Holzland: Frank Gabler und sein Sohn pflegen etwa 300 Gräber in Eisenberg und der Region

Fast täglich sind Frank Gabler und Florian Schreiber auf Friedhöfen in der Region im Einsatz. Frank Gabler hat im Jahr 1995 seine ersten 25 Gräber in Eisenberg, Saasa und Hainspitz in Pflege genommen. Mittlerweile sind es knapp 300, davon mehr als 200 auf dem Eisenberger Friedhof. Aber auch in unter anderem Crossen, Bad Köstritz, Bad Klosterlausnitz, Großhelmsdorf, Gösen, Königshofen, Hartmannsdorf, Petersberg und nach wie vor in Hainspitz sorgen die beiden Männer für eine würdevolle und ansprechende Bepflanzung von Grabstätten – von Urnen- über Familien-, Doppel- und Einzelgräber.

„Wir haben 25 Gräber in Dauerpflege, alle anderen in der üblichen jährlichen Pflege“, sagt Frank Gabler. Was die Dauergrabpflege angehe, werden mit Interessierten Langzeitverträge, die ab fünf Jahren möglich sind, mit der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Hessen-Thüringen mit Sitz in Frankfurt/Main geschlossen. „Die Treuhandstelle verwaltet das Geld, überweist den Friedhofsgärtnern jährlich die entsprechenden Beträge zur Grabpflege und kontrolliert auch unsere Arbeit“, sagt Frank Gabler. Eine Dauergrabpflege sei eine Verpflichtung. „Wenn wir aus irgendeinem Grund die Pflege der jeweiligen Gräber nicht mehr übernehmen könnten, ist die Treuhand verpflichtet, einen Nachfolger für uns zu finden.“

Vater und Sohn bei der Pflege des eigenen Familiengrabes. Frank Gablers Großeltern haben hier, auf dem Eisenberger Friedhof, ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Vater und Sohn bei der Pflege des eigenen Familiengrabes. Frank Gablers Großeltern haben hier, auf dem Eisenberger Friedhof, ihre letzte Ruhestätte gefunden. © OTZ | Ute Flamich

Zu den Aufgaben der Friedhofsgärtner gehört je nach Vertrag und Absprache mit den Kunden unter anderem das Gießen und Düngen der Grabstelle sowie das Entfernen von beispielsweise Unkraut und Laub. Ebenso die jahreszeitlich wechselnde Bepflanzung mit Frühjahrs-, Sommer- und Herbstblumen, das Schneiden der Pflanzen nach fachmännischen Gesichtspunkten, die Erneuerung der Anlage nach Einsenkschäden, das Reinigen der Steine und in einigen Fällen auch das Abstellen von Grabschmuck wie Kränzen, Gestecken, Pflanzschalen und Blumensträußen zu den persönlichen oder Toten-Gedenktaten.

Vormals sei die Grabpflege vor allem vom Frühjahr bis zum Totensonntag erfolgt. Das allerdings habe sich geändert. „Wir sind mittlerweile fast rund ums Jahr auf den Friedhöfen im Einsatz.“

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Das habe mit dem Wetter zu tun, aber auch mit den Wünschen von Kunden. In diesem Jahr starteten Vater und Sohn bereits im Februar mit der Säuberung der Grabstätten. Etwa drei Wochen vor Ostern ging es mit der Frühlingsbepflanzung los. Welche Pflanzen und Blumen ein jeweiliges Grab schmücken, das können die Angehörigen entweder selbst entscheiden oder diese Aufgabe den Friedhofsgärtnern überlassen. „Wir bestimmen dann meist nach Standort“, sagt Frank Gabler.

Vor allem Stiefmütterchen, Hornveilchen, Tulpen, Hyazinthen, Narzissen und Vergissmeinnicht seien gut für die Frühjahrsbepflanzung geeignet. Ebenso Tausendschön, die jedoch empfindlicher auf nochmaligen Frost reagieren können.

Vater und Sohn sind Friedhofsgärtner mit Leidenschaft und Herz: Frank Gabler (58) und sein Sohn Florian Schreiber (20) bei der Pflege eines Grabes auf dem Eisenberger Friedhof.
Vater und Sohn sind Friedhofsgärtner mit Leidenschaft und Herz: Frank Gabler (58) und sein Sohn Florian Schreiber (20) bei der Pflege eines Grabes auf dem Eisenberger Friedhof. © OTZ | Ute Flamich

Immer wichtiger werde auch auf dem Friedhof eine insektenfreundliche Bepflanzung mit beispielsweise Pflox, Geranium oder Zwerg-Sommerflieder. Klimatische Veränderungen müssen bei der Pflanzenauswahl ebenso berücksichtigt werden. Trockenheitsverträgliche Pflanzen mit hohem Zierwert sind beispielsweise Steppensalbei, Bergenien, Mittagsblume und Mädchenauge. Auch Sedum-Arten vertragen Trockenheit gut, ebenso Bodendecker wie das Stachelnüsschen und der Bubikopf Isotoma, der zudem eine lange Blütezeit hat. Die kleinblättrige Zwergmispel, ein wintergrünes Gehölz, ist gut für die Grapflanzung geeignet.

Als Sommerbepflanzung können unter anderem gefüllt blühende Eisbegonien, Geranien/Pelargonien, Dipladenia, Gottesaugen, Christusdorn, Elfenspiegel, Eisenkraut, Ziertabak, Nelke, Studentenblume, Edellieschen, Sonnenblume, Husarenknöpfchen oder Garten-Ringelblume infrage kommen.

Saale-Holzland: Wo es im Dezember den ersten, weiß blühenden Flieder gab

Für die Wechselbepflanzung im Herbst kann zurückgegriffen werden auf beispielsweise Alpenveilchen, Chrysantheme, Heidekraut, Glockenheide, Zierpaprika und Purpurglöckchen.

Sorgen bereitet den Friedhofsgärtnern nach wie vor der Buchsbaumzünsler mit seinem Riesenappetit auf Buchsbäume. Statt Buchsbaum haben Frank Gabler und Florian Schreiber unter anderem den Spindelstrauch gepflanzt, ebenso Eiben. Andere geeignete Gehölze sind Fächer-Ahorn, Stechpalme, Garten-Hortensie, Mini-Fadenscheinzypresse, Zwerg-Haken-Kiefer, Blauer Zwergwacholder, Zwergkoreatanne oder der Kuschellebensbaum.

Zu den Grabstätten, die das Vater-Sohn-Duo auf dem Eisenberger Friedhof pflegt, gehört auch ihr Familiengrab. „Meine Großeltern sind hier beerdigt“, sagt Frank Gabler und erzählt: Sein Opa habe viele Jahre und stets im Herbst einen weißen Flieder aus dem Garten ausgegraben und ins Gewächshaus gebracht, damit er austreiben kann. „Meine Oma, die am 20. Dezember Geburtstag hatte, bekam so immer den ersten blühenden Flieder im Jahr.“