Saale-Holzland. Tierfreund und Verkehrsunternehmer Andreas Schröder nimmt viel Geld für eine Nisthilfe für Störche in die Hand. Jetzt hofft er auf baldigen „Einzug“ eines Storchenpaares.

Für Störche gibt es in Hermsdorf seit Donnerstag eine nagelneue Adresse. Tierfreund und Verkehrsunternehmer Andreas Schröder nahm etwa 5000 Euro in die Hand, um auf der Esse des alten Sägewerkes in Hermsdorf ein Storchennest platzieren zu lassen.

„Vorige Woche war ein Storch da, hat sich oben auf den Rand gesetzt und in die Esse geguckt“, sagt Andreas Schröder. Auch ein Storchenpaar konnte beobachtet werden, wie es auf der Suche nach einem Nistplatz die Esse erkundete. Für Andreas Schröder Anlass genug, um schnell zu handeln. Anfang dieser Woche habe er alle notwendigen Helfer informiert, was am Donnerstag dank ihrer Unterstützung passieren soll. Darunter waren vor allem Tischler, Schlosser, Maler, ein Hausmeisterservice und ein Krandienst. „Eigentlich ist das Projekt schon seit zwei Jahren geplant. Aber irgendwie kam immer irgendetwas dazwischen“, sagt der Auftraggeber.

Am 3. April dieses Jahres rasteten Störche auf der Esse des alten Hermsdorfer Sägewerkes.
Am 3. April dieses Jahres rasteten Störche auf der Esse des alten Hermsdorfer Sägewerkes. © OTZ | B. Schröder

Am Donnerstag, kurz nach der Mittagszeit, ging es dann los. Walter Kahlert, Geschäftsleiter des Bereiches Autokrane des Mörsdorfer Unternehmens Schwerlast Weise war mit zwei Kranen und Mitarbeitern vor Ort. Mit Hilfe eines Kranes ist ein Arbeitskorb mit zwei Männern darin an den zirka 23 Meter hohen Rand des Schornsteins transportiert worden. Ihre Aufgabe bestand zunächst darin, zur Stabilität des Schornsteins einen Betonring aufzusetzen und danach einen Blitzableiter anzubringen. Zunächst schwebte der Betonring mit Hilfe des zweiten Kranes in luftige Höhe. Dort wurden Ring und Esse mit Mörtel bestrichen, dann wurde der Betonring aufgesetzt. Als alle vorbereitenden Arbeiten erledigt waren, schwebte auch das zirka 100 Kilogramm schwere Storchennest zu seinem Bestimmungsort. Die zwei Männer im Arbeitskorb mussten die Esse nun nur noch mit dem Nest „krönen“.

Blick auf das neue Storchennest auf der Esse des alten Hermsdorfer Sägewerkes.
Blick auf das neue Storchennest auf der Esse des alten Hermsdorfer Sägewerkes. © OTZ | Ute Flamich

Mit dem Bau des Storchennestes ist Tobias Wenzel von der Bau- und Möbeltischlerei mit Sitz in Bürgel beauftragt worden. Am Dienstag dieser Woche, ganz spontan, habe er die Anfrage von Andreas Schröder bekommen – inklusive Bauanleitung. Entstanden ist ein aus Lärchenholz gefertigtes Nest mit einem Durchmesser von etwa 1,30 Metern. Das Holz am Boden des Bretterkreises ist mit Löchern versehen, damit Wasser ablaufen kann. Mit Weidenästen wurde das Nest umflochten, zwischen den trockeneren Ästen steckt Grünlaub. Ausgekleidet ist die Storchennisthilfe mit einer Schicht Heu, einer Schicht Holzspäne und erneut einer Schicht Heu. Das Heu darf nicht frisch, sondern muss mindestens zwei Jahre alt sein, sagt Tobias Wenzel, der mit dem Bau des Nestes selbst eine Premiere erlebte.

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Vor dem Winter soll das Nest wieder von der Esse geholt werden. „Damit wir heizen können“, sagt Andreas Schröder. Zwar liege die Produktion des Sägewerkes seit etwa 15 Jahren still. Trotzdem aber müssten nebenstehende Gebäude vorsorglich geheizt werden, „um noch größeren Schaden“ zu verhindern.

„Jetzt können wir nur hoffen, dass noch Störche unterwegs sind und hier anhalten“, sagt Andreas Schröder. Er ließ es sich nicht nehmen, alle Helfer vor Ort als Dank noch mit einer Bratwurst zu versorgen.

Am 4. April 2020 konnte Familie Schröder schon einmal einen Storch auf dem Schornstein des Sägewerkes fotografieren.
Am 4. April 2020 konnte Familie Schröder schon einmal einen Storch auf dem Schornstein des Sägewerkes fotografieren. © OTZ | B. Schröder