Dallas. Der Deutsche Basketball-Star Dirk Nowitzki beendet nach einem emotionalen letzten Heimspiel in Dallas seine Karriere. Der Würzburger hat wie kein anderer in den letzten 20 Jahren seinen Sport geprägt und weltweit Sympathien gesammelt.

Als im April 1998 die Zweitliga-Basketballer aus Weißenfels die Mannschaft aus Würzburg zu Gast haben, freuen sich die Fans auf einen unterhaltsamen Abend. Man rechnet sich durchaus Chancen gegen die Würzburger aus. In der Startformation der Franken steht auch ein 18-jähriger dünner Schlaks, der mit 2,13 Meter Körpergröße etwas ungelenk wirkt. Vor dem Spiel wird er als Dirk Nowitzki vorgestellt, einen Namen, den die meisten noch nie gehört haben.

Dabei hatte der 18-Jährige nur ein paar Tage zuvor den Grundstein für eine beispiellose Karriere gelegt, als er mit seinem Mentor und Trainer Holger Geschwindner in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in die USA fliegt und dort am „Nike Hoop Summit“ teilnimmt, wo die größten Basketball-Talente der Welt ihrer Altersgruppe gegeneinander antreten. Mit dem Namen Nowitzki kann auch dort zunächst niemand etwas anfangen. Als der Deutsche die Weltauswahl mit 32 Punkten zu einem Sieg gegen die USA geführt hat, steht der Name jedoch in sämtlichen Notizbüchern der zahlreichen Talent-Scouts.

Von der schlechtesten Mannschaft zum Spitzenteam

Nur drei Monate später kommt der Ruf in die NBA, der stärksten Basketball-Liga der Welt. Nowitzki wird von den Dallas Mavericks geholt, die zu dem Zeitpunkt eines der schlechtesten Teams der Liga sind. Mit dem Deutschen entwickelt sich das Team zu einem der besten und steht seit 2001 regelmäßig in den Play-Offs. 2006 kommen sie bis ins Finale und nach einer 2:0 Führung der Best- of-Seven–Serie gegen die Miami Heat ist der Titelgewinn greifbar nah. Dann verliert Dallas jedoch vier Spiele in Folge und Nowitzki muss eine seiner bittersten Niederlagen einstecken.

Fünf Jahre Später schafft es Dallas wieder ins Finale. Wieder heißt der Gegner Miami. Nowitzki wächst in der Finalserie über sich hinaus und führt seine Mannschaft trotz Krankheit zum Titelgewinn. Da gehört er schon zu den weltbesten Spielern, der sich einen Wurf kreiert hat, der bei seiner Körpergröße, nicht zu verteidigen ist.

Was Nowitzki ausmacht, ist jedoch nicht nur sein sportlicher Erfolg sondern seine menschliche Seite. Trotz eines dreistelligen Millionengehalts und eines Personenkultes in den USA um seine Person, den man sich in Deutschland kaum vorstellen kann, ist er bodenständig und ohne jegliche Allüren der nette Junge von nebenan geblieben. Genau diese Art hat ihm weltweit viele Fans beschert.

Stehende Ovationen von den gegnerischen Fans

Als Nowitzki im EM-Finale 2005 gegen Griechenland kurz vor Spielende vom Trainer vom Feld genommen wird, weil Deutschland ausweglos zurück liegt, bekommt er stehende Ovationen von knapp 20.000 griechischen Fans, welche die Halle in Belgrad fest im Griff haben. Nur einen Tag zuvor hatte Nowitzki mit dem deutschen Team den haushohen Favoriten Spanien ausgeschaltet. Im Duell mit Spaniens Star-Ensemble hat der Würzburger jedoch so viel Kraft gelassen, dass er im Finale nichts mehr zusetzen kann.

Seine bodenständige umgängliche Art wird nicht nur ständig von Leuten aus seinem Umfeld, sondern auch von seinen Gegnern betont. Bei seinem Abschied nennt ihn NBA-Legende Charles Barkley „den nettesten Kerl der Welt“.

Auch auf seiner Abschiedstour durch die Hallen der NBA wird Nowitzki von den gegnerischen Fans frenetisch gefeiert. Bei den Boston Celtics wird die Mannschaft von den eigenen Fans sogar ausgepfiffen, weil sie Nowitzki so hart verteidigen, dass er nicht zum Abschluss kommt.

Nowitzki: „Es war eine unglaubliche Reise“

Sein letztes Heimspiel in der Nacht zum Mittwoch, bei dem er seinen Rücktritt bekannt gibt, wird besonders emotional. Club-Besitzer Mark Cuban hat alles aufgefahren, um den Abend für Nowitzki unvergesslich zu machen. Schließlich endete eine der außergewöhnlichsten Sportlerkarrieren. Nachdem Nowitzki in einem Einspieler aus seiner Anfangszeit auf dem Videowürfel seine größten sportlichen Vorbilder nennt, stehen sie plötzlich in Person von Larry Bird, Scottie Pippen, Charles Barkley, Detlef Schrempf und Shawn Kemp vor ihm, was ihn sichtlich beeindruckte. „Es war eine unglaubliche Reise“, sagte Nowitzki mit Tränen in den Augen und einem Kloß im Hals bei seiner Verabschiedung.

Wie wahr: NBA-Champion 2011, Wertvollster Spieler der Saison 2007 und der Finalserie 2011, sechstbester Punktesammler der NBA-Geschichte, 14-maliger Teilnehmer des All-Star-Spiels. WM-Bronze 2002 mit Deutschland, EM-Silber 2005, Fahnenträger bei den Olympischen Spielen 2008.

Nowitzki hat Weißenfels an jenem April-Tag 1998 übrigens mit 32 Punkten fast im Alleingang zerlegt und für viele fragende Gesichter im Publikum gesorgt. Es konnte ja keiner ahnen, dass er 21 Jahre später eine Legende ist und zu den besten Basketballern aller Zeiten gehört.

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