Oberhof. Deutschlands Biathleten bleiben beim Oberhofer Weltcup erstmals seit 2015 ohne einen eigenen Podestplatz.

Mit seinen tief verschneiten Wäldern bietet Oberhof in diesen Tagen die Kulisse für ein Wintermärchen. Für Deutschlands Biathleten ist es zuletzt eher die Bühne für eine sportliche Gruselgeschichte gewesen.

"Es war komplett Murks. Heute war es wieder ein Tag, an dem man sich fragt: Wofür trainiere ich eigentlich, wenn ich so einen Mist mache?", sagte Arnd Peiffer. Tatsächlich waren seine vier Fehlschüsse und die Strafrunde im letzten Schießen als Schlussläufer der Mixed-Staffel der traurige Höhepunkt eines Weltcups ohne einen einzigen Podestplatz für die deutsche Mannschaft.

Solch eine traurige Bilanz hatte es zuletzt vor sechs Jahren gegeben. In der abschließenden Single-Mixed-Staffel verpassten Janina Hettich und Erik Lesser auf Rang vier ebenfalls einen Medaillenrang. "Wir sind nicht zufrieden. Oberhof ist ja unser Heimweltcup. Als Mannschaft waren wir nicht da, wo wir sein wollen und müssen. In der zweiten Weltcupwoche wollen wir uns anders präsentieren", sagte Bernd Eisenbichler, der Sportliche Leiter der Biathleten beim Deutschen Ski-Verband (DSV).

Peiffer beim Weltcup in Oberhof Verfolgungszehnter

Kaum ein anderer Athlet als Peiffer demonstrierte zu Jahresbeginn die enormen Leistungsschwankungen so deutlich. Hatte der 33-Jährige tags zuvor noch in der Verfolgung sage und schreibe 37 Plätze gut gemacht, mit Rang zehn den einzigen deutschen Top-Ten-Platz in einem Oberhofer Einzelrennen erzielt und damit den sportlichen Glanzpunkt aus deutscher Sicht gesetzt, verspielte er 24 Stunden später mit seinen Fehlschüssen die Chance auf Rang drei.

Denise Herrmann hatte als zweite Läuferin in der Mixed-Staffel das deutsche Quartett in der Spitzengruppe behauptet, nachdem die einstige Langläuferin im Jagdrennen am Sonnabend mit sieben Fehlschüssen enttäuscht hatte und nach Platz 15 im Sprint auf Rang 32 abgestürzt war: "Wir verkaufen uns derzeit unter Wert. Das ist nicht unser Anspruch." Die 32-Jährige war aber froh, dass es für sie in der Mixed-Staffel beim Schießen mit nur zwei Nachladern bei zehn Schüssen wesentlich besser klappte. "Das gibt mir sehr viel Auftrieb. Das war ein Schritt in die richtige Richtung", sagte die Sportsoldatin erleichtert.

Oberhof wird während des Biathlon-Weltcups abgeriegelt

Auch für Franziska Preuß, auf Rang sieben momentan die beste deutsche Biathletin, verlief der Auftakt ins neue Jahr wenig vielversprechend. Ihr 14. Platz im Sprint war das beste Einzelresultat für Deutschlands Frauen. Noch nie war die Bilanz in Oberhof schlechter.

Einen Monat vor den Weltmeisterschaften im slowenischen Pokljuka (11. bis 21. Februar) haben vor allem die Norweger ihre Dominanz eindrucksvoll untermauert. In den beiden Einzelwettbewerben der Männer holten sie sogar sämtliche Medaillenränge. "Wir können sie punktuell schlagen, aber sie sind im Schnitt besser als wir. Da müssen wir uns schon fragen, was sie besser machen. Aber wir werden uns damit natürlich nicht zufrieden geben", sagte Peiffer.

Weil der Biathlon-Weltverband wegen der Corona-Krise den Saisonkalender vor dem Winter angepasst hat, bleibt der Biathlon-Tross entgegen der vergangenen Jahre nun eine weitere Woche in Oberhof, statt nach Ruhpolding weiterzureisen. Nach zwei Trainingstagen geht der Weltcup am Mittwoch um 14.30 Uhr mit dem Sprint der Männer weiter. Dann soll es für die Deutschen besser laufen.

Mark Kirchner bleibt auch ohne Podestplatz gelassen. "Wir müssen an unserer Konstanz feilen. Ansonsten brauchen wir uns keine Sorgen zu machen", sagte der Bundestrainer.

Wohltuende Anerkennung in der Heimat für Biathlon-Trainer Gerald Hönig

Oberhof ohne Fans ist echt traurig – Lesser im Wechselbad der Gefühle

Erik Lesser beim Oberhofer Weltcup 2021.
Erik Lesser beim Oberhofer Weltcup 2021. © Sascha Fromm | Sascha Fromm

Schlecht angefangen, gut aufgehört: Erik Lesser erlebte ein Wechselbad der Gefühle beim Weltcup. Wir sprachen mit ihm.

Sind Sie zufrieden mit dem Single-Mixed-Rennen?

Wir haben als Ziel einen Top-6- Platz ausgemacht. Gegen so ein starkes Feld ist dieser vierte Platz zufriedenstellend. Ich bin vor allem mit den Skiern sehr zufrieden gewesen. Da konnte ich in den Abfahrten nicht nur überholen, sondern andere stehen lassen. Das war das Fundament des Erfolges.

Und am Schießstand?

Ich habe umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe. Hinstellen, frech sein, schnell durchziehen.

Beim letzten Schießen haben Sie zu viel riskiert?

Ich wollte mir im Stehendschießen die Chance geben, Johannes Thingnes Bö neben mir unter Druck zu setzen, nachdem er ja in der Verfolgung sieben Mal nicht getroffen hatte. Das wäre meine einzige Chance gewesen, ist aber leider nicht ganz aufgegangen, weil er fehlerfrei geschossen hat.

Was fehlt Ihnen momentan, um wieder ganz vorn dabei zu sein?

In der Verfolgung bin ich zwar die drittbeste Nettozeit gelaufen, hatte als Elfter trotzdem nichts zu melden. Ich muss noch schneller laufen und konstant schießen.

Was ist das Ziel für den Sprint am Mittwoch?

Platz 25 wie im Sprint am Freitag, das ist nicht mein Anspruch. Damit kann ich absolut nicht zufrieden sein. Ich will unter die Top-Ten im Gesamtweltcup und da ist Platz 25 mal akzeptabel, sollte aber nicht der Standard sein.

Wie haben Sie den ersten Oberhof- Weltcup ohne Zuschauer erlebt?

Es war eine traurige Veranstaltung. Es kommt keine Stimmung auf und ist irgendwie komisch, weil ich Oberhof ja sehr laut in Erinnerung habe.