Erfurt. ABC prägte mit ihrem Erstlingswerk den Sound der 80er mit und schuf eine Ode an den Liebeskummer. Christian Werner über „The Lexicon of Love“.

Dieser Satz, so erzählte es Martin Fry im vergangenen Jahr der Deutschen Presse-Agentur, verfolge ihn bis heute: „Martin, maybe one Day you‘ll find true Love“ (Martin, eines Tages wirst du wahre Liebe finden).

Die Zeile stammt aus dem größten Hit von Frys Band ABC: „The Look of Love“. Indes, er sagte es mit einem Augenzwinkern, denn der Song und das dazugehörige Album „The Lexicon of Love“ sind das bestimmende Element seiner Karriere von Beginn an – und bedeuten Licht und Schatten gleichermaßen.

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Fry ist Sänger und Mastermind von ABC und inzwischen auch das einzige verbliebene Gründungsmitglied. Das Debütalbum „The Lexicon of Love“ war eine der meistverkauften Platten des Jahres 1982, ein früher Erfolg, den die Band nicht mehr wiederholen kann.

Punk, Disco, New Wave und Cole Porter

Mit dem Beginn von dem, was man heute als typische Musik der 80er-Jahre definiert, setzt ABC Maßstäbe und wagt neben anderen britischen Bands der Stunde wie Spandau Ballet oder Duran Duran eine besondere Mischung: Die Band aus Sheffield nimmt sich die Haltung des Punk, die rhythmischen Errungenschaften und den Charme von Disco, dazu etwas New Wave.

Das Cover des Albums „The Lexicon of Love“ von ABC.
Das Cover des Albums „The Lexicon of Love“ von ABC. © Mercury Records/Universal

Und – nicht zu vergessen – die Eleganz der Cole-Porter-Ära. Der US-amerikanische Musical-Komponist ist eines der Vorbilder der Band. Das Video von „The Look of Love“ unterstreicht auch optisch die Einflüsse von Kabarett und Broadway-Show.

Fünf Singles koppelt die Band aus dem Album aus, fast alle werden Hits:

  • „The Look of Love“,
  • „Poison Arrow“,
  • „Tears are not enough“,
  • „All of my Heart“ und
  • „Valentines Day“ (nicht in allen Ländern veröffentlicht).

Ja, es ist Kitsch im Spiel, sowohl im Sound, als auch bei den Bühnenshows. Und ja, die Band bedient das Dandyhafte wie Spandau Ballet, aber nie ohne Ironie und nimmt sich dabei selbst nicht allzu ernst.

Trevor Horn produziert das Album von ABC

Das Exaltierte ist immer maß- und stilvoll oder übertrieben augenzwinkernd. Als Symbolfiguren einer kurzlebigen Jugendkultur wie Duran Duran waren Fry und Co. jedoch viel zu abgeklärt.

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Trevor Horn wird der Produzent ihres Albums, er hatte mit den Buggles einen Hit („Video killed the Radio Star“). Der Crack am Mischpult startet nach dem Erfolg von „The Lexicon of Love“ eine beachtliche Karriere als Sound-Designer des Jahrzehnts und arbeitet etwa mit Grace Jones, Frankie goes to Hollywood und Yes („Owner of a lonely Heart“-Phase). Mit seinem Produktionsteam gründete er ein Jahr später außerdem das Bandprojekt The Art of Noise. Für das Debüt von ABC nutzte er die neueste Technik, kreiert einen opulenten und dennoch stilvollen Sound, mit Streichern und Synthesizern.

Glaubt man der Band, soll die Platte nicht als Konzeptalbum angelegt worden sein. Und doch evoziert Selbiges der Titel (auch in Verbindung mit dem Bandnamen) sowie die thematische Fokussierung auf Trennungsgeschichten und Zwischenmenschliches. Das Konzept verfängt beim Publikum, sogar David Bowie schaut bei den Aufnahmen vorbei und gibt Tipps.

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Der Erfolg überschattet allerdings auch das weitere Wirken: Die Band veröffentlicht bis in die 90er-Jahre regelmäßig Platten, musikalisch ambitioniert, ohne viele Wiederholungen. Jedoch: Die große Aufmerksamkeit kehrt erst zurück, als Fry 2016 „The Lexicon of Love II“ aufnimmt und auch 2024 ist er mit dem Original-Album wieder auf Tournee. Erst vergangenes Jahr veröffentlichte er eine opulente Vinyl-Box des Albums mit neuem Mix. Er und ABC bleiben die Archivare des Herzschmerzes.

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Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor. Alle Folgen gibt es hier.