Zwickau/Erfurt. Für viele Menschen trifft die Formulierung „sich krumm machen“ auf den Arbeitsalltag zu – auch in Thüringen. Im Freistaat leisten deutlich mehr Beschäftigte körperlich schwere Arbeit als im Bundesschnitt.

In Ostdeutschland haben mehr Beschäftigte körperlich schwere Arbeit zu leisten als im Bundesdurchschnitt. Zugleich ging hier die Zahl der Arbeitsschutzkontrollen wesentlich stärker zurück als insgesamt. Das sind zwei Befunde aus Anfragen der Linken im Bundestag. Während 2018 bundesweit 22,6 Prozent der Arbeitnehmer regelmäßig schwer heben und tragen mussten, waren es in Sachsen 26,9, in Thüringen 27,3 und in Sachsen-Anhalt sogar 28,2 Prozent, teilten die Linken mit. Von den neuen Bundesländern lag nur Brandenburg mit 22,2 Prozent knapp unter dem Durchschnitt.

Arbeit in sogenannten Zwangshaltungen gehörte 2018 bundesweit für 16,6 Prozent der Beschäftigten zum Arbeitsalltag. Sie hat mit Tätigkeiten zu tun, bei denen eine wechselnde Körperhaltung nicht möglich ist und belastet das Muskel-Skelett-System. Das betrifft zum Beispiel langes Sitzen, Stehen, Arbeiten in der Hocke, auf Knien oder im Kriechen und Liegen. Auch hier sind die meisten Ostdeutschen stärker betroffen. In Sachsen-Anhalt traf das auf 18,4 Prozent der Arbeitnehmer zu, in Thüringen auf 20,4 und in Sachsen 19,7 Prozent. Brandenburg lag mit einem Wert von 14,9 erneut unter dem Schnitt.

Arbeitsaufsicht verringert Zahl der Kontrollen

Laut Statistik verringerte die Arbeitsaufsicht die Zahl ihrer Arbeitsschutzkontrollen von 2007 bis 2017 deutschlandweit um gut 47 Prozent, in Ländern wie Sachsen, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt aber um mehr als zwei Drittel. In Thüringen gingen Kontrollen um 53,9 Prozent zurück. Zugleich hätten sich die Abstände zwischen zwei Kontrollen massiv erhöht, hieß es. Damit sei eine Reduzierung der Aufsichtsbeamten in den Behörden einhergegangen.

„Harte körperliche Arbeit und kaum noch Arbeitsschutzkontrollen, das passt nicht zusammen“, sagte die Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann und sprach von eine Armutszeugnis für die Landesregierungen. Schwere Hebearbeiten und Zwangshaltungen seien typische Ursachen für Berufskrankheiten. „Die Prävention von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten ist ein hohes Gut. Die Länder dürfen die Beschäftigten daher nicht im Stich lassen.“ Prävention im Betrieb heiße, Arbeitsbedingungen von vornherein so zu gestalten, dass Belastungen bereits in jungen Jahren vermieden werden – und nicht erst wenn beispielsweise Rückenbeschwerden schon da sind.