Erfurt. Um den Unterrichtsausfall in den Griff zu bekommen, will Bildungsminister Helmut Holter Fachhochschulabsolventen zu vollwertigen Lehrern machen. Auch zu Lehrern aus dem Ausland hat er einen Vorschlag.

Im Kampf gegen den Lehrermangel hat sich Thüringens Bildungsminister Helmut Holter dafür ausgesprochen, die Anforderungen an Lehrer aus dem Ausland zu überprüfen. "Wir müssen an diese Hürden ran, ohne die Qualität in Frage zu stellen", sagte der Linke-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Die Kultusministerkonferenz sollte sich seiner Meinung nach verständigen, "wie es mit ausländischen Abschlüssen weitergeht". Man müsse dafür sorgen, dass solche Abschlüsse gleichwertig anerkannt werden, "damit auch diese Kolleginnen und Kollegen schneller unbefristet ins System kommen", sagte Holter.

Der Minister nannte mehrere Beispiele: Es gehe um Lehrer aus dem Ausland, aber auch um Deutsche, die im Ausland studiert und dort ihren Abschluss erworben hätten. Sprechen müsse man auch über die Anforderungen an das Sprachniveau. An der Fachhochschule im nordthüringischen Nordhausen gebe es angehende Informatiker, die ihr Studium teils auf Englisch absolvierten. Um in Deutschland unterrichten zu können, sei derzeit ein Deutsch-Sprachniveau der Stufe C2 nötig. "Die Frage ist: Muss im Fach Informatik wirklich dieses Sprachniveau erreicht werden? Das muss man mal auf den Prüfstand stellen", so Holter.

Nach Angaben des Goethe-Instituts beschreibt diese Stufe ein "sehr weit fortgeschrittenes Sprachniveau" und entspricht der höchsten Stufe auf der sechsstufigen Kompetenzskala des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen.

Der Linke-Politiker bekräftigte seine Forderung, "neue Wege" zu gehen, um mehr Lehrer für Thüringens Schulen zu organisieren. Geplant sei, dass künftig auch Fachhochschulabsolventen unbefristet eingestellt werden können. "Wir können das anerkennen", sagte Holter. Außerdem plant Holter ein duales Studium für Regelschullehrer - dazu liefen Gespräche mit der Universität Erfurt. "Wenn alles gut geht, kann das 2024 starten." Geplant sei, dass die Studierenden beim Land angestellt sind, Gehalt bekommen und berufsbegleitend ihr Studium absolvieren. "Damit erhöhen wir die Bindekraft."

Nach Angaben des Bildungsministeriums waren vor Weihnachten noch 663 freie Stellen für Lehrerinnen und Lehrer ausgeschrieben. Im Jahr 2023 sind erneut bis zu 1000 Einstellungen im Haushalt eingeplant. Der Lehrermangel macht Thüringen schon seit Jahren zu schaffen. Zuletzt wurde bekannt, dass in einer Erhebungswoche im Herbst etwa jede zehnte Unterrichtsstunde ausfiel.