Erfurt. Linke-Politiker Christian Schaft sieht Nachholbedarf bei mehrsprachigen Studien- und Prüfungsordnungen – und auch bei der Gleichstellung weiblicher Akademiker.

Vier Wochen war Christian Schaft auf Campustour, hat alle Universitäts- und Fachhochschulstandorte besucht, mit allen Hochschulleitungen, vielen Studentenvertretungen sowie Personalräten gesprochen. Nachdem das novellierte Thüringer Hochschulgesetz nun ein Jahr gilt, wollte sich der Linke-Landtagsabgeordnete ein Bild von der Lage vor Ort machen.

Im Vorfeld war das Paragrafenwerk nicht nur bei der Opposition, sondern auch bei den Spitzen der Hochschulen auf Kritik gestoßen. Sie befürchteten, dass sich an ihren Häuser durch umfangreichere Mitbestimmungsrechte von Studenten und Mitarbeitern die Abstimmungsprozesse unnötig in die Länge ziehen und die Hochschulen an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Die zentrale Zusammensetzung der nun paritätisch besetzten Gremien wird im Oktober in Kraft treten.

Nicht immer reicht normale Krankschreibung des Arztes

Aus Sicht der Studenten gibt es Schaft zufolge zwei Probleme: Erstens reiche trotz der neuen Regelung zur Prüfungsunfähigkeit nicht an allen Hochschulen die normale Krankschreibung des Arztes als Nachweis aus. Während es an der Hochschule in Nordhausen kein Problem gebe, nutze die Uni Erfurt noch das Formular aus dem Jahr 2016. Dort müssten Ärzte immer noch ankreuzen, ob der Patient bettlägerig sei.

Zweitens kämen neun von zehn Hochschulen bei der Einführung der neuen Entscheidungsgremien zur Verwendung der eingenommenen Gelder beispielsweise aus Langzeitstudiengebühren nicht hinterher. „Bislang hat lediglich die TU Ilmenau dieses Gremium eingesetzt“, kritisiert Schaft.

Allein die Anzahl der ausländischen Studenten stehe im Vordergrund

Bei der Internationalisierung liegt ebenfalls noch manches im Argen. Zwar sind die Hochschulen im Freistaat für Studenten aus dem Ausland attraktiv. ­Allerdings stehe allein die Anzahl im Vordergrund. Nach Schafts Angaben lag der Anteil der internationalen Studenten im ­Wintersemester 2017/18 bei ­14 Prozent mit circa 7000 von 49.800.

Um ein Ankommen an den Hochschulen und in den Hochschulstädten für alle in gleicher Qualität zu ermöglichen, werde eine Unterstützung für die notwendige personelle Ausstattung als wichtige Aufgabe für die nächsten Jahre erachtet. Es gehe unter anderem darum, dass Studien- und Prüfungsordnungen mehrsprachig vorliegen müssten. Zudem sollten Beschäftigte sensibilisiert werden und die Möglichkeiten haben, Weiterbildungen wahrzunehmen. Wichtig sei, dass die Zusammenarbeit mit kommunalen Behörden – insbesondere den Ausländerbehörden – funktioniere.

Gerade einmal jede 5. Professur ist von einer Frau besetzt

Auch Gleichstellung wird nicht an allen Hochschulen im erwarteten Maß praktiziert. Selbst wenn der Anteil der Thüringer Professorinnen in den vergangenen Jahren langsam gestiegen ist, gebe es noch einiges zu tun. „Gerade einmal jede 5. Professur ist von einer Frau besetzt“, berichtet Schaft. Bei der Professorinnenschaft habe der Frauenanteil zum 1. Januar 2017 21,5 Prozent betragen und sei damit im Vergleich zu 2007 um 8,2 Prozentpunkte gestiegen.

Gespräche hätten gezeigt, dass das Verständnis für strukturelle Benachteiligung von Frauen in der Wissenschaft teilweise noch ausbaufähig sei. „Zur besseren Förderung der Gleichstellung sollten in den kommenden Ziel- und Leistungsvereinbarungen Kennzahlen zur Neuberufung von Frauen auf Professuren aufgenommen, weitere Maßnahmen der Hochschulen entsprechend honoriert und zielgerichtet unterstützt werden“, meint Schaft.

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