Berlin. Der Strompreis ist in der Beschaffung wieder auf Vorkrisenniveau. Manche Verbraucher kriegen davon wenig mit. Wie sich das ändern kann.

Der Schock der hohen Energiepreise traf seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine viele Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland. Wie eine Datenabfrage des Statistischen Bundesamtes zeigt, hat Deutschland in der Eropäischen Union nach Belgien und Liechtenstein den dritthöchsten Strompreis für Privathaushalte. Der Strompreis im Großhandel hat sich allerdings inzwischen wieder auf das Vorkrisenniveau normalisiert – nur kriegen viele Verbraucher davon bisher kaum etwas mit.

Mathias Mier, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Ifo-Institut, erklärte jüngst gegenüber dem Magazin „Wirtschaftswoche“, dass die Preise für Verbraucher nicht reduziert würden, obwohl die Beschaffungspreise für die Anbieter aber zurückgegangen seien: „Da verdient sich irgendjemand eine goldene Nase.“

Strompreise werden durch das Verhalten der Anbieter mit beeinflusst

Dem könnten Verbraucher jedoch mit einem Anbieterwechsel entgegenwirken. Jährlich wechseln nur rund zehn Prozent der deutschen Haushalte ihren Stromanbieter, dabei wäre das aktuell für manche ein lohnendes Geschäft: Die Neukundenpreise liegen nämlich wieder konstant auf Vorkrisenniveau.

Laut dem Vergleichsportal Verivox beträgt der aktuelle Strompreis für Neukunden in Deutschland beim günstigsten Anbieter im Durchschnitt 26 Cent pro Kilowattstunde. Im Spätsommer 2022, als die Energiekrise auf ihrem Höhepunkt war, hatte dieser Preis zwischenzeitlich bei 70 Cent pro Kilowattstunde gelegen.

Strom: Anbieterwechsel ist für den Verbraucher profitabel

Mit einem Anbieterwechsel können viele Verbraucher nun Geld sparen und gewinnen zusätzlich an Sicherheit, da sich der Markt wieder stabilisiert hat und somit die Aussicht auf langfristig niedrige Preise besteht. Wenn es zu größeren Wechselbewegungen der Kunden kommt, hätte das außerdem eine Signalwirkung für die Anbieter. Sie müssten ihre Preise dann auch für Bestandskunden wieder senken.

Bei vielen Menschen ist das Bewusstsein für die Möglichkeit eines Stromanbieterwechsels aber offenbar nicht besonders ausgeprägt. Ifo-Experte Mier spricht gegenüber der Wirtschaftswoche sogar von einer Art Energie-Analphabetismus der Menschen, denn „viele Leute wissen nicht, dass sie ihre Verträge wechseln müssen, das hat ihnen nie jemand erklärt.“

Wenn sich die Kunden aber aufraffen und die hohen Preise nicht mehr klaglos akzeptieren, besteht berechtigte Hoffnung, dass sich auch der Markt anpasst.

nel