Erfurt. Seit mehr als einem Monat können Schulen Impfteams ordern, um vor Ort niedrigschwellige Impfangebote für Kinder und Jugendliche zu machen. Interesse gibt es kaum - aus wohl mehreren Gründen.

Das Interesse, Corona-Impfteams an die Schulen zu holen, ist in Thüringen bislang mau. Nur eine staatliche und zwei freie Schulen hätten solche Impfteams bei der Kassenärztlichen Vereinigung angefragt, erklärte das Bildungsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Dabei handele es sich um zwei Berufsschulen und eine Gemeinschaftsschule. Seit 10. September können sich Schulen um ein mobiles Team bemühen, das Kinder und Jugendliche über zwölf Jahren vor Ort impfen kann.

Generell gehört Thüringen beim Impfen im bundesweiten Vergleich zur Schluss-Gruppe. Nach Daten des Robert Koch-Instituts lag der Freistaat bei den Erstimpfungen mit Stand vom Dienstag mit einer Impfquote von 61,5 Prozent auf dem vorletzten Platz, bei den vollständig Geimpften liegt Thüringen mit einer Quote von 59,9 Prozent vor Sachsen und Brandenburg auf dem drittletzten Platz.

Nach Angaben des Bildungsministeriums werden Minderjährige im Freistaat vor allem in den Impfzentren, den Impfstellen und bei Kinderärzten geimpft. Dies seien die «Hauptsäulen», hieß es. Die mobilen Impfteams seien stets nur als «Zusatzangebot für Schulgemeinschaften gedacht» gewesen, wo sich eine entsprechende Nachfrage abzeichnen würde.

Großer Aufwand ist einer der Gründe

Ein Sprecher des Ministeriums wies darauf hin, dass die bisherigen Bedarfsanmeldungen erst in den vergangenen Tagen eingegangen seien. Es sei noch nicht absehbar, wie sich die Nachfrage in den kommenden Wochen entwickeln werde. «Das Thema könnte indes an Schulen noch einmal weiter gestiegenes Interesse hervorrufen, falls es im laufenden Schuljahr eine Impfstoffzulassung für die Altersgruppe unter zwölf Jahren geben sollte», erklärte der Sprecher.

Zu den möglichen Ursachen für das bisher geringe Interesse der Schulen an Impfteams nannte der Sprecher unter anderem den Aufwand. In der Regel sei vorher mit Schülern und Eltern abzustimmen, wie groß das Interesse sei. «Einige Schulen gehen angesichts der nach wie vor gespaltenen öffentlichen Debatte zum Impfen von Minderjährigen auch sehr behutsam mit dem Thema um, um den Schulfrieden nicht zu gefährden, der ebenfalls ein hohes Gut ist», so der Sprecher.

Es sei jedoch auch zu befürchten, dass der jüngste Vorstoß des Datenschutzbeauftragten zur Frage, ob das Impfen im Rahmen des Unterrichts thematisiert werden kann, «zu nachhaltiger Verunsicherung an den Schulen beiträgt». Das Büro des Landesdatenschutzbeauftragten prüft derzeit einen möglichen Datenschutzverstoß einer Ostthüringer Lehrerin, weil diese im Rahmen einer Diskussion im Deutschunterricht die Schüler fragte, ob diese sich impfen lassen würden.