Erfurt. Monatelang hat das medizinische Personal auf den Intensivstationen der Kliniken wegen Corona am Anschlag gearbeitet. Trotz aktuell niedriger Inzidenz wachsen die Sorgen mit Blick auf den Herbst.

Die entspannte Corona-Situation in den Thüringer Krankenhäusern droht sich nach Einschätzung des Jenaer Intensivmediziners Michael Bauer bei weiter zögerlichem Impfen im Herbst wieder zuzuspitzen. "Wenn wie derzeit rund 20 Prozent der Menschen über 60 Jahre nicht vollständig geimpft sind, kann das im November, Dezember wieder heftig werden", sagte der Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Jena der Deutschen Presse-Agentur. Dann sei auch wieder mit vielen Krankenhauseinweisungen zu rechnen.

In Thüringen wurden am Mittwoch nach einer Übersicht der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin zehn Covid-19-Kranke intensivmedizinisch behandelt, Bauer zufolge handelt es sich um Erkrankte aus der dritten Pandemiewelle im Frühjahr. In Spitzenzeiten waren mehr als 200 Intensivbetten durch Covid-19-Patienten belegt. Einzelne dieser Patienten mussten wegen ausgeschöpfter Behandlungskapazitäten in Thüringen in andere Bundesländer verlegt werden. Das Jenaer Klinikum koordinierte die intensivmedizinische Versorgung thüringenweit.

In anderen Teilen Deutschlands gibt es Bauer zufolge bereits wieder Neuaufnahmen von Covid-19-Patienten auf Intensivstationen. Problem sei die hohe Ansteckungskraft der Delta-Variante des Coronavirus, die vor allem die nicht Geimpften bedrohe. Ein mit dieser Variante infizierter Mensch stecke zwischen fünf und neun weitere Personen an. Umso wichtiger sei es, so viele Menschen wie möglich für die Schutzimpfung zu motivieren. "Jetzt – und nicht erst dann, wenn die vierte Welle da ist", betonte der Mediziner.

Kliniken bereiten sich auf vierte Welle vor

Nach Angaben der Landeskrankenhausgesellschaft bereiten sich die Kliniken in Thüringen auf eine vierte Pandemie-Welle im Herbst vor. Das Versorgungskonzept mit Schwerpunktkliniken für schwer an Covid-19 Erkrankte und Kliniken für weniger schwer erkrankte Patienten ist nach Einschätzung von Geschäftsführer Rainer Poniewaß inzwischen erprobt.

Seit Beginn der Pandemie haben Krankenhäuser in Thüringen wiederholt nicht dringliche Behandlungen und Operationen aufgeschoben, um genügend Betten für Covid-19-Patienten zur Verfügung zu haben. Das lässt sich auch an den Behandlungszahlen ablesen. Nach einer Auswertung der Krankenkasse AOKplus sind die Fallzahlen an Thüringer Kliniken von März bis Mai um 19 Prozent gesunken, nicht ganz so stark wie in den ersten beiden Wellen.

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