Erfurt / Weimar / Gera. Trotz verlockenden Frühlingswetters hielten sich die meisten Thüringer an die Kontaktbeschränkungen

„In die Sonne, in die Ferne hinaus...“ schallt es durch Weimars Schillerstraße. Das klingt fast nach einer trotzigen Sehnsucht an diesem Tag. Publikum hat Moritz Rabe zwar kaum, dennoch singt er unverdrossen gegen die Stille. Die Innenstadt ist fast leer gefegt, nur vereinzelt schlendern Passanten an den geschlossenen Läden vorbei.

Auf dem Goetheplatz wartet ein Taxifahrer vergeblich auf Kunden. Den letzten hat er 9.30 Uhr gefahren, das ist jetzt fast vier Stunden her. Normalerweise hätte er um diese Zeit schon mindestens 20 Fahrten gehabt, sagt er. Die Ferne muss warten, für die Sonne gibt es immerhin den Ilmpark. Jogger und Spaziergänger genießen in vorgeschriebenem Abstand den Frühling. Zwei Polizeibeamte begeben sich auf die Wiese vor der Schlossbrücke, dort sitzen mehr Menschen zusammen, als es sein dürfen. Ein kurzer Hinweis auf die Kontaktregelung, und sie erheben sich. Keine Beschwerden, keine Diskussion. „Wir schwingen nicht gleich die große Keule“, sagt einer der Polizisten. „Die Menschen sind in der Regel schnell einsichtig.“ Wie überwiegend im ganzen Land, Verstöße gab es selten.

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In Gera zum Beispiel mussten mehrere Ansammlungen von Menschen, die sich einem Trinkgelage hingaben, von der Polizei aufgelöst werden. Am Stausee Oppershausen wurde eine Menschenmenge aufgefordert, diesen zu verlassen. In Mühlhausen wurde einem Solarium der Weiterbetrieb untersagt, da sich dort mehrere Personen aufhielten. Doch insgesamt konnte man bei der Landespolizeidirektion eine erleichternde Bilanz ziehen: Die meisten Thüringer hätten sich von sich aus an die Auflagen gehalten und Abstand gehalten. Vor einem großen Baumarkt in Erfurt zum Beispiel, üben sich Samstagvormittag Heimwerker und Kleingärtner in einer langen Schlange klaglos in Geduld, nicht mehr als 150 Kunden durften sich dort aufhalten.

Der Domplatz gehörte am Nachmittag den Tauben und einigen Eltern mit ihren Kindern, die die ungewohnte Leere zum Rollerfahren oder Bolzen nutzten. Im Gitarrenfutteral des Weimarer Straßenmusikers Rabe liegen an diesem stillen Samstag dennoch viele Geldstücke. „Wer vorbeikommt, gibt meistens etwas,“ bemerkt er. Fast so, als würde der erzwungene räumliche Abstand den menschlichen verringern.