Erfurt. Sonntag konnte sich in Thüringen erstmals Schul- und Kindergartenpersonal unter 65 Jahren gegen Corona impfen lassen. Der Ansturm war groß. Unterdessen liefert Thüringen Impfstoff nach Tschechien.

Wenige Tage nach dem Aufrücken in der Impfrangfolge haben am Wochenende Tausende Beschäftigte in Kindergärten, Grund- und Förderschulen in Thüringen ihre erste Corona-Impfung erhalten. Am Sonntag öffneten die Impfzentren eigens für Pädagogen, Küchen- und Verwaltungskräfte, was bei diesen auf großes Interesse stieß. Alle Infos zur Corona-Lage in Thüringen in unserem Live-Blog.

Die landesweit mehr als 5000 reservierten Termine waren nach Angaben von Gesundheitsministerium und Kassenärztlicher Vereinigung komplett ausgebucht. Es war der erste von zwei dieser Berufsgruppe vorbehaltenen Impf-Sonntage.

Ab morgen auch weitere Personen berechtigt

Nicht nur in der Apoldaer Stadthalle, wo sich teilweise Warteschlangen bildeten, war die Nachfrage groß. Gespritzt wurde mit dem Impfstoff des Herstellers Astrazeneca, der in Thüringen inzwischen auch für weitere Impfberechtigte unter 65 Jahre aus der zweiten Priorisierungsgruppe genutzt wird.

Ab Montag können unter anderem auch Menschen dieser Altersgruppe mit bestimmten Vorerkrankungen, darunter Krebspatienten, Termine buchen.

Gesundheitsministerin will Astrazeneca bei Älteren einsetzen

Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) hofft nun auf raschen Einsatz des Astrazeneca-Mittels bei Menschen über 65. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hatte am Freitagabend im ZDF eine aktualisierte Empfehlung zu dem Impfstoff «sehr bald» angekündigt. Er berief sich auf neue internationale Daten zu dessen Wirksamkeit bei über 65-Jährigen.

In Thüringen waren von bislang gelieferten mehr als 38.000 Astrazeneca-Impfdosen bis Freitag nur knapp 3500 aufgebraucht. Nach Einschätzung von Ministerium, Hausärzteverband und Kassenärztlicher Vereinigung hängt dies vor allem mit der wochenlangen Begrenzung des Einsatzes auf die Gruppe mit höchster Impfpriorität zusammen.

In der kommenden Woche wird eine Astrazeneca-Lieferung mit 43.200 Dosen erwartet, weitere 38.400 sollen nach Zahlen der Staatskanzlei bis Ende März folgen. Werner zufolge sind diese Vorräte schon weitgehend verplant.

Impfstoff-Hilfe auch aus Thüringen für Tschechien

Sachsen, Bayern und Thüringen wollen Tschechien mit Corona-Impfstoff aushelfen. Ab Montag sei die Lieferung von insgesamt 15.000 Impfstoff-Dosen an das Nachbarland geplant, sagte Sachsens Regierungssprecher Ralph Schreiber am Sonntag. Die tschechische Regierung werde demnach über die weitere Verteilung entscheiden. Tschechien hat gegenwärtig die höchste Infektionsrate in der ganzen EU. Das Land mit 10,7 Millionen Einwohnern registrierte seit Beginn der Pandemie rund 1,2 Millionen Infektionen. Mehr als 20 000 Corona-Patienten starben.

Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) kündigte an, der Freistaat werde einige Tausend Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs aus der für den Fall von Lieferausfällen angelegten Sicherheitsreserve zur Verfügung stellen. "Ich halte diese Hilfsmaßnahme angesichts der Tragödie für alternativlos", teilte sie der Deutschen Presse-Agentur mit.

Auch Hausärzte sollen impfen dürfen

Mit Blick auf die Stiko-Ankündigung forderte sie, nun auch rasch die Impfung direkt in den Praxen von Hausärzten zu ermöglichen - um möglichst viele Menschen immunisieren zu können. Dazu müssten rasch die technischen Voraussetzungen in den Praxen für die Online-Impfmeldungen geschaffen werden. Im zweiten Quartal seien größere Impfstoffmengen zu erwarten. Bis Sonntagmorgen hatten 5,4 Prozent der Thüringer mindestens eine Corona-Erstimpfung erhalten. Das entspricht rund 114.580 Menschen.

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Unterdessen ist einen Tag vor Lockerungen der Corona-Maßnahmen der Sieben-Tage-Wert bei Neuinfektionen im Freistaat gestiegen. Die Inzidenz – die Zahl der Infektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen – lag am Sonntag bei 126,5, wie die Staatskanzlei unter Berufung auf das Robert Koch-Institut mitteilte. Von Samstag zu Sonntag wurden 345 Neuinfektionen und 12 weitere Todesfälle von Sars-CoV-2-Infizierten gemeldet. An Wochenenden kann es allerdings zu Meldeverzögerungen kommen.

Die Zahl der Toten im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung erhöhte sich in Thüringen nach Zahlen des RKI auf 2858. Seit Pandemiebeginn wurden insgesamt 76.258 Corona-Fälle gezählt. In Thüringen dürfen ab Montag unter anderem Gärtnereien und Friseurgeschäfte wieder öffnen.

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