Weimar. Thüringen durchzieht eine außergewöhnliche Infektionswelle. Deshalb appelliert die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen an Bürger, Kindergärten und Schulen, von “unnötigen Attesten“ abzusehen.

Angesichts der angespannten Lage in Kinderarztpraxen fordert die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KVT) zum Verzicht auf unnötige Arztatteste auf. Kindergärten und Schulen verlangen laut KVT zunehmend Gesundschreibungen nach einer überstandenen Krankheit. Dafür gebe es bei grippalen Infekten allerdings keine gesetzliche Grundlage. Auch Krankschreibungen für Kinder in Schulen und Kindergärten würden immer häufiger verlangt. Diese gebe es im Regelfall jedoch nur für auszubildende Berufsschüler.

"Pädiater erleben einen noch nie zuvor gesehenen Andrang. Sie berichten von einem bis zu dreimal so hohem Patientenaufkommen wie gewöhnlich", teilte die KVT am Dienstag mit. Deshalb appelliere man an alle Bürgerinnen und Bürger, von unnötigen Attesten abzusehen, "damit sich die Ärztinnen und Ärzte auf die Behandlung der Patienten konzentrieren können".

Apotheker dürfen fehlenden Fiebersaft selbst herstellen

Apotheker in Thüringen dürfen bei Engpässen von Fiebersäften künftig mit eigenen Rezepturen aushelfen. Diese Maßnahme sei allerdings nur für Einzelfälle gedacht, teilten die Landesärztekammer und die Landesapothekerkammer Thüringen am Dienstag mit. So sollen die Apothekerinnen und Apotheker die Arznei selbst herstellen, wenn Ibuprofen- und Paracetamolhaltige Fiebersäfte als Fertigarznei nicht mehr zu bekommen seien und der Krankheitszustand des Kindes diese Behandlung erfordere.

"Die Lieferengpässe für Paracetamol- und Ibuprofenhaltige Fiebersäfte bereiten Heilberufen und Eltern derzeit große Sorgen", teilten die Kammern mit. Mit dieser Lösung könne man zumindest übergangsweise den "kleinen Patienten" helfen, sagte die Landesärztekammerpräsidentin Ellen Lundershausen.

Viele Kinder mit Atemwegsinfektionen

"Die Lieferengpässe bei Fiebersäften sind leider nur die Spitze des Eisberges, auch bei Herz-Kreislauf-Medikamenten oder Antibiotika haben wir Probleme", sagte der Präsident der Landesapothekerkammer Ronald Schreiber. In vielen Fällen gebe es zwar Lösungen, wie eine andere Packungsgröße oder ein anderer Hersteller. "Aber der Spielraum wird immer enger."

Nach Ansicht des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ist die Knappheit bei Fiebersäften für Kinder in Deutschland teilweise darauf zurückzuführen, dass sich manche Apotheken und Großhändler das Lager zu voll machen und die Arzneien andernorts fehlen. Eine weitere Ursache für die Engpässe sei die erhöhte Zahl an Atemwegsinfektionen bei Kindern, wodurch die Nachfrage steige.

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