Jena. Zentrum für Qualität in der Pflege in Jena warnt vor unterschätzten Risiken.

Angehörige, die Familienmitglieder pflegen und mit Medikamenten versorgen, sehen sich davon häufig überfordert. Nach einer Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) beteiligen sich drei von vier Pflegenden am Medikationsprozess der Pflegebedürftigen, weit mehr als die Hälfte von ihnen schätzt dies als riskant ein. Jeder Vierte empfindet die Hilfe rund um Medikamente als eher oder sogar als sehr belastend.

Befragt wurden 1000 pflegende Angehörige zu ihren Erfahrungen mit dem Einsatz von Medikamenten in der häuslichen Pflege. Oft erhielten sie dabei keine professionelle pflegerische Unterstützung. Zwei Drittel der Studienteilnehmer gaben an, dass keine Pflegekraft regelmäßig an der Versorgung beteiligt sei.

„Es ist nicht trivial, Verantwortung für die richtige Medikation zu tragen, zum Beispiel für Zeitpunkt und Dosis. Schwierig wird es zudem, wenn Pflegebedürftige schlecht greifen oder schlucken können, die Arznei häufig vergessen oder verweigern. Dadurch droht anhaltender Stress, der sich auch auf die Gesundheit der Angehörigen negativ auswirken kann“, konstatiert Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP.

Dreiviertel der Befragten berichteten von mindestens einem als riskant erlebten Zwischenfall während des letzten halben Jahres. Dazu gehörten aufgebrauchte Medikament oder eine Anwendung zum falschen Zeitpunkt. Druck entstehe auch bei Ablehnung der Arznei durch die Kranken oder bei Zweifeln, ob das Medikament angezeigt war.

Zudem wurden Abstimmungsdefizite mit anderen Pflege-Akteuren sowie falsche Dosierungen beklagt. „Die daraus folgenden Gefahren sowohl für die Gesundheit der Pflegebedürftigen als auch für die der Angehörigen werden vielfach unterschätzt“, sagte Suhr.