Erfurt. In Thüringen sollen Kitas und Grundschulen ab Montag wieder täglich für alle Kinder öffnen und bis zu acht Stunden Betreuung anbieten. Der Lehrerverband sieht jedoch das Personal in Gefahr.

Der Vorsitzende des Thüringer Lehrerverbands Rolf Busch hat wegen der Corona-Pandemie mehr Schutz für Lehrer, Schüler und Beschäftigte an Schulen gefordert. "Wir brauchen Schutzkonzepte für alle Beteiligten", sagte Busch am Donnerstag in einer Video-Schalte in Erfurt. Eine verlässliche Schule sei wichtig und die Lehrer seien dazu bereit - allerdings nicht in Gänze, wenn Hygieneregeln aufgegeben würden, betonte Busch. Alle aktuellen Infos im kostenfreien Cornoa-Liveblog

Die Thüringer Landesregierung hatte sich am Dienstag darauf verständigt, an Kindergärten und Grundschulen ab Montag wieder eine tägliche Betreuung für alle Kinder anzubieten. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sprach von sechs bis acht Stunden Betreuungszeit pro Tag. Die Notbetreuung endet.

Dafür sollen aber die Abstandsregel in den Einrichtungen nicht mehr gelten. Anstelle ihrer soll der Grundsatz gelten, dass es feste Gruppen und Klassen mit festen Bezugspersonen gibt. Ein Austausch zwischen den Gruppen soll möglichst vermieden werden. Kommt es zu einer Infektion, könnte dann die jeweilige Gruppe in Quarantäne gestellt werden. "Das reicht uns nicht in der jetzigen Situation nicht", sagte Busch.

Er verwies darauf, dass unter anderem im Landtag Plexiglasscheiben installiert worden seien und es in vielen anderen Bereichen Zugangsbeschränkungen zu Räumen gebe. In Schulen sei bislang aber nichts dergleichen angedacht, monierte Busch.

Mit dem neuen Modell, das nach Angaben Holters bis zum Wochenende in eine Verordnung einfließen soll, orientiert sich Thüringen an Sachsen, wo das Prinzip der festen Gruppen und Klassen an Kindergärten und Grundschulen bereits praktiziert wird.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Hessen und Thüringen sieht zwar in der Öffnung von Grundschulen und Kindergärten einen wichtigen Schritt, lehnt das Aufgeben der Abstandsregeln aber ab. «Dieser Schritt darf aber auf keinen Fall unter Verzicht auf Arbeitsschutz und Hygienestandards erfolgen», erklärte der Vize-Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Sandro Witt.