Die Andacht zum Wochenende von Pfarrer Joachim Salomon aus Günstedt

Es ist ruhig geworden in den Anlagen, einem kleinen Park am Günstedter Kirchplatz. Die Bank am Brunnen bleibt leer, spielende Kinder sind selten zu sehen.

Die Veranstaltungen und Zusammenkünfte sowohl der Kirchengemeinde als auch nebenan „Im Sonnenstrahl“, dem Zentrum für Menschen, sind vorläufig ausgesetzt. Vereinzelt geht jemand spazieren oder zum Friedhof.

Jesus kommt in die Heilige Stadt und hört die Angst und die Sorgen

Ein ganz anderes Bild: Die Heilige Stadt voller Menschen. Gedränge und Geschrei in den engen Gassen. Unter ihnen viele Pilger, ein Fest stand an, doch erst einmal wollten sie Jesus feiern. Weil er den verstorbenen Lazarus wieder zum Leben erweckt hatte und für ausreichend Essen sorgte, als nichts da war. Vielleicht würde er auch die eigene Mutter heilen können oder gar die römischen Besatzer vertreiben. Alles könnte gut werden.

Nun kommt er nach Jerusalem, wo der Tempel steht, Propheten wirkten und Könige regierten. Und wie ein König wurde er mit Palmenzweigen begrüßt, den Sinnbildern für Ehrerbietung, aber auch für das Leben und den Sieg. Jetzt kann nur noch alles besser werden.

Jesus kommt jedoch nicht als herausgeputzter König, sondern als einfach gekleideter Mann, nicht hoch zu Ross, sondern auf einem Esel, dem Last- und Reittier der armen Leute.

Er ist einer von ihnen, hört in dem Jubelgeschrei auch die Hilferufe, die Erwartungen an ihn, die Angst vor den Mächtigen, die Sorgen, wie man über den Tag kommt, die ganze Last des Lebens. Jesus kommt als stiller König und ahnt, dass sie bald „Kreuzige ihn“ rufen werden, weil er ihre Erwartungen so nicht erfüllen kann.

Die Unsicherheit heute ist eine ganz andere, doch die Fragen sind recht ähnlich: Wie soll es weitergehen? Und: Wie lange noch müssen wir die eingeschränkten sozialen Kontakte aushalten, mit dem eigenen geschlossenen Geschäft leben und Angst vor einer Ansteckung haben? Wann wird wenigstens der Scheitelpunkt der Infektionswelle erreicht sein?

Ein kleines bisschen Sicherheitin einer unsicheren Zeit

Und wie wird unser Leben später aussehen, wenn das Virus hoffentlich bezwungen sein wird, aber viel nachzuholen ist: Olympia und Fußball, Schulunterricht und Prüfungen, Arbeit und Feiern, Reisen und Besuche, ja selbst Bestattungen?

Vielleicht lernen wir in der Corona-Krise zu verstehen, wie zerbrechlich unsere vermeintlichen Sicherheiten sind, wie vorläufig unsere Pläne, wie gefährdet unser Leben. „Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint. Gib mir in dieser schweren Zeit irgendwas, das bleibt.“ Der Song der Bautzener Band Silbermond von 2009 wird in diesen Wochen wieder ganz aktuell. Worte wie ein Gebet: Gott, gib uns wenigstens etwas Sicherheit in dieser schweren Zeit.

Sie sind ein Hilferuf wie damals an Jesus, der an unserer Seite auch durch die schweren Zeiten geht, der unsere Fragen hört und versteht. Er wollte sich in Jerusalem nicht zu einem der vielen Machthaber dieser Welt machen lassen, die etwas versprechen und nicht halten können, dann scheitern oder sogar selbst zum Diktator werden.

Sein Reich ist nicht von dieser Welt, sondern das in jeder Hinsicht virenfreie Reich Gottes. Dafür trägt er das Kreuz und stirbt an ihm und drei Tage später, zu Ostern, wird aus dem hingerichteten Jesus der auferstandene Christus.

Die Wirklichkeit wandelt sich und wird auch uns erfassen, dann brauchen wir nicht mehr schreien, dann können wir jubeln. Diese Sicherheit bleibt. Gott bleibt.

Und Sie mögen bei allen Einschränkungen des Lebens behütet und gesund bleiben!