Erfurt. Eine Armutsstudie der Bertelsmann-Stiftung bescheinigt dem Osten in Deutschland deutliche Verbesserung.

In der Thüringer Landeshauptstadt ging die Armut seit 2007 deutschlandweit am deutlichsten zurück. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung sank die Zahl der Sozialhilfeempfänger in Erfurt von über 40.000 auf unter 30.000, das ist ein Minus von 6 Prozent – so viel wie in keiner anderen Stadt.

Verglichen wurden über 80 Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Am erfolgreichsten bei der Armutsbekämpfung waren neben Erfurt die Städte Chemnitz, Leipzig und Dresden, allerdings war die Armut hier vor 10 Jahren auch noch besonders hoch. Vergleichsweise gut steht Jena dar: Mit einem Minus von 4 Prozent weniger als 10 Prozent Hilfsempfängern rangiert die Saalestadt bundesweit unter den besten 20. Die meisten Bedürftigen gibt es in Gelsenkirchen (26 Prozent), die wenigsten in Heidelberg und Ingolstadt (je 5 Prozent). „Armut ist in Deutschland ungleich verteilt. Besonders in den deutschen Großstädten ist die Armutsquote höher als im Bundesdurchschnitt und die Bevölkerung in diesen Städten nimmt Armut verstärkt wahr“, sagt Studienleiter Henrik Riedel. In der Hälfte der Kommunen stieg die Quote der Sozialleistungsempfänger, jede dritte Stadt verzeichnet sinkende Werte.

Auch ein Ergebnis der Studie: Je mehr Einwohner eine Stadt hat, desto dringlicher wird das Problem wahrgenommen. Im Schnitt empfindet knapp jeder Dritte die Armut vor Ort als „großes“ oder „sehr großes Problem“. In großen Metropolen sind es fast doppelt so viele. Großstädte sollten transparenter machen, wie Armut in der jeweiligen Kommune verteilt ist, so die Bertelsmann-Experten. In Ballungsräumen gebe es immer öfter einzelne Quartiere, in denen sich soziale, wirtschaftliche und umweltbezogene Probleme bündeln.