Ichtershausen. Der Bürgermeister des Amtes Wachsenburg richtet einen Frühlingsempfang aus. Der Festredner fordert die Politiker auf, ihre Versprechen auch einzulösen.

Die Generalprobe hat die Neue Mitte mit der Thüringer Narrenkonferenz schon überstanden. Auch Schnuppertouren gab es in dem lichtdurchfluteten Saal bereits. Die offizielle Einweihung des Neubaus fehlte aber noch. Sie wurde am Mittwochabend nachgeholt – im Rahmen des mittlerweile schon 16. Frühlingsempfangs des Bürgermeisters.

Gemeindeoberhaupt Uwe Möller (CDU) freute sich sichtlich, endlich einen vorläufigen Schlussstrich unter die unendliche Baugeschichte ziehen zu können. Denn die Neue Mitte ist für Ichtershausen ungefähr dasselbe wie der Flughafen BER für Berlin.

Baupfusch verzögerte die Arbeiten

7,5 Millionen Euro wurden seit 2012 verbaut. Die alten Gebäude des Nadelwerkes kamen seitdem in die Kur, Vereinsräume und der große Saal wurden neu angebaut. Womit die Gemeinde nicht rechnete: Wegen Baupfusch kamen die Arbeiten monatelang zum Erliegen. Und liefen anschließend nur schleppend wieder an, da die Auftragsbücher der Handwerker randvoll waren. Das führte sogar zur Absage des letzten Frühlingsempfangs.

Für Kopfschütteln sorgt, dass die Gemeinde die Zeit nicht nutzte, um den Saal mit den notwendigen Medien wie eine Mikrofonanlage auszustatten. Auch gibt es noch keine Nutzungsverträge mit den vereinen, die derzeit im Gespräch befindlichen Konditionen sind höchst umstritten. Es bleibt also dabei: Die neue Mitte ist fertig, aber vollendet ist noch nichts.

Sketch nimmt Akteure aus dem Rathaus aufs Korn

Das spiegelte sich auch ganz wunderbar im Kulturprogramm wieder. Die Grundschule Holzhausen brachte einen Sketch auf die Bühne, der wichtige Akteure aus dem Rathaus bestens persiflierte und für viel Heiterkeit im Saal sorgte.

Allem Ärger um die Neue Mitte zum Trotz gab sich Uwe Möller aber optimistisch. Zum Jahreswechsel wuchs das Amt Wachsenburg um Kirchheim, Bechstedt-Wagd und Werningsleben. Im kommenden Jahr kommt auch noch Rockhausen dazu. „Das Amt wächst“, so Möller. Und die Wirtschaft am Erfurter Kreuz floriere. Das sei auch für die Neue Mitte von Vorteil, denn die Region brauche ein Kultur- und Kongresszentrum.

Uwe Möller holte im Verlauf des Empfangs nicht nur Vertreter der Grundschule und die Faschingsvereine sowie den Ichtershäuser Singekreis auf die Bühne. Er ehrte auch Chorleiterin Ursula Gorf, die seit 29 Jahren im Gemeinderat sitzt, sowie Günther Stecklum, der sich seit 25 Jahren politisch engagiert (beide Linke).

Festredner ermahnt Politiker zur Einhaltung ihrer Versprechen

Festredner des Abends war CDU-Landeschef Mike Mohring, der die Gelegenheit nutzte, die Gäste zum Wählen aufzurufen. Wahlwerbung in eigener Sache war dabei nicht sein Anliegen. Vielmehr lenkte er den Blick in Richtung Europa. Von dort, machte er deutlich, fließt viel Geld nach Thüringen. Insofern sollten die Thüringer auch entsprechende personelle Weichen in Brüssel stellen. Genauso wichtig sei aber auch das Engagement vor Ort, seien gute und personell ausreichend ausgestattete Schulen, guter öffentlicher Personennahverkehr und einiges mehr.

Und: Was Politiker versprochen haben, müssten sie auch endlich umsetzen, mahnte er an. Denn schöben sie Entscheidungen weiter auf die lange Bank, wachse der Frust beim Bürger.