Tanna-Spielmes. Der Verein fördert Kultur und sanften Tourismus im Dreiländereck

Der gemeinnützige Verein Pro Vogtlandschaft mit Sitz im Tannaer Ortsteil Spielmes engagiert sich regional und bundesländerübergreifend für den Schutz „unserer einzigartigen Landschaft und Geschichte, die Förderung der Artenvielfalt und die Belange des ländlichen Raums.“ So fasst es Vereinsvorsitzender Dirk Spengler zusammen.

Auslöser für die von 42 Gründungsmitgliedern im März 2018 vorgenommene Vereinsgründung sind Pläne, in der idyllischen, waldreichen Landschaft zwischen den Ortsteilen Unterkoskau und Stelzen ein Vorranggebiet für rund 240 Meter hohe Windkraftanlagen zu errichten. Der stellvertretende Vereinsvorsitzende Henry Schneider hatte zuvor in einem Brief an Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), die Minister seines Kabinetts und Landrat Thomas Fügmann (CDU) sowie in folgenden Gesprächen angekündigt, dass er die 1993 gegründeten „Stelzenfestspiele bei Reuth“ nicht fortführen werde, sollten die Windkraftpläne umgesetzt werden. „Denn die riesigen Industrieanlagen zerstören nicht nur die Kulturlandschaft und den Zusammenhalt unter den Einwohnern , sondern würden auch die vielen Gäste verschrecken, die zu unseren Festspielen in Dorf, Wald und Flur kommen“, sagte der Gewandhaus-Kammermusiker.

Weil Henry Schneider während der Stelzenfestspiele 2017 zu seiner Überraschung den Ehrenbrief des Freistaates Thüringen verliehen bekam, aber nicht das Windvorranggebiet gestrichen wurde, entschlossen sich die Mitglieder der 2016 ins Leben gerufenen Bürgerplattform, Pro Vogtlandschaft als Verein fortzuführen.

„Wir sind kein Verein gegen Windräder, sondern ein Verein zum Erhalt unserer Landschaft, zur Förderung von Kultur, Tourismus, Rad- und Wanderwegen im thüringischen, sächsischen und bayerischen Vogtland“, sagte Thomas Hohl aus Kornbach, der jahrelang für die Grünen im Plauener Kreistag saß, aber zur jüngsten Wahl nicht so viel Stimmen wie seine städtischen Parteifreunde bekam. Der Lehrer bringt sich mit seiner „Umwelt-Wiesel-Wagenburg“ auf dem Stelzenberg in Sachen Umweltbildung für Kinder und Erwachsene in das Vereinsleben ein. So bietet er beispielsweise Kurse im Handmähen und Sensendengeln, Wildnistrainings und Ferienlager in der Natur an. Auch der erste Familienwander- und Erlebnistag des Vereins am 6. Juli von 10 bis 18 Uhr mit Programm wird zur Wieselburg führen.

Weitere Themenwanderungen mit den Naturpädagogen Karin und Thomas Hohl, bei denen die Teilnehmer die Früchte des Waldes kennenlernen sowie alle Sinne in der Natur schärfen dürfen, sollen folgen.

„Um den sanften Tourismus zu fördern, sind wir derzeit dabei, einen auch als Radtour befahrbaren Drei-Gipfel-Rundwanderweg Stelzenbaum-Rosenbühl-Reuther Linde mit Naturlehrpfad auf sächsischer Seite auszuweisen. Doch das ist bei einem länderübergreifenden Projekt nicht so einfach“, sagte Vereinsvorsitzender Dirk Spengler.

Der Verein engagiert sich ferner auch im Tierschutz. Vorstandsmitglied Peter Staudt und weitere Ornithologen beraten Grundstückseigentümer, auf deren Flurstücken sich Horstplätze geschützter Vogelarten und Fledermausvorkommen befinden. „Auf dem Schornstein der ehemaligen PGH Neue Technik in Tanna haben wir ein Weißstorchnest errichten lassen, ferner auch zwei Schwarzstorchhorste im Waldstück Kämmera stabilisiert. Außerdem haben wir fünf Sperlingskauz-Waisen aufgezogen, deren Horstbaum gefällt wurde“, sagte Peter Staudt. Vorstandsmitglied Korina Müller vervollständigt die Fotodokumentation mit Aufnahmen von Milan-Vorkommen in der Region. Sie wurden ein Bestandteil der avifaunistischen Fachgutachten, die der eingetragene Verein zum Wohle geschützter Vogelarten für die Windvorranggebiete Unterkoskau, Löhma, Ullersreuth und Schilbach anfertigen ließ.

In dem derzeit 49 Mitglieder aus der Region Tanna, Gefell, Löhma, Langenbuch und Pausa zählenden Verein vernetzen sich Arten- und Umweltschützer wie die Naturfreunde Gefell-Hirschberg, die Bürgerinitiative Löhma, der Stelzenfestspieleverein, die Bürgerinitiative zum Schutz der Natur und Umwelt von Gold- bis Rosenbach sowie der Fremdenverkehrsverein Rosenbach.

Darüber hinaus zählt Pro Vogtlandschaft acht Fördermitglieder, darunter die Städte Tanna und Pausa-Mühltroff sowie einige Firmen, zählte Dirk Spengler auf.

Weitere Informationen: www.provogtlandschaft.de