In Thüringen schleichen vereinzelt Luchse durch die Wälder. Das Land nimmt nun Geld in die Hand, um in Gefangenschaft geborene Tiere auszuwildern.

Ein spezielles Gehege soll im Wildkatzendorf Hütscheroda künftig bei der Auswilderung und Ausbreitung von Luchsen helfen. In dem neuen Gehege sollen in Gefangenschaft geborene Tiere ohne Kontakt zum Menschen aufwachsen, wie der Naturschutzbund BUND Thüringen mitteilte. Es werde daher für Besucherinnen und Besucher nicht zugänglich sein.

"Thüringen spielt nicht nur geographisch eine zentrale Rolle bei der Ausbreitung des Luchses in Deutschland. Mit unseren zahlreichen Projekten im Bereich Forschung, Monitoring, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit haben wir die Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung des geplanten Luchswiederansiedlungsprojektes geschaffen", sagte Umweltminister Bernhard Stengele (Grüne). Das Ministerium fördert das Projekt finanziell.

Anlage für 340.000 Euro soll bald fertig sein

Rund 340.000 Euro seien in den Bau des Geheges, das bald fertig sein soll, investiert worden, so der BUND Thüringen. Zur Anlage gehören drei Freigehege mit einer Gesamtfläche von rund 3500 Quadratmetern, die verbunden werden können.

"Erste Bewohner werden die beiden Jungluchse sein, die im vergangenen Mai hier in Hütscheroda geboren wurden und aktuell noch in unserem Schaugehege zu sehen sind", sagte Katrin Vogel, Geschäftsführerin der Wildtierland Hainich gGmbH, die das Wildkatzendorf betreibt.

Wildluchse aus Rumänien für Thüringer Wald

Dass Luchse ohne Hilfe wieder fest im den Thüringer Wald heimisch werden, sei unwahrscheinlich. Um die Auswilderung im Thüringer Wald vorzubereiten, solle auf in Gefangenschaft geborene Jungluchse und auf Wildfänge aus stabilen Populationen in Rumänien zurückgegriffen werden, sagte Markus Port, Projektleiter beim BUND Thüringen.

Der Luchs mit seinen charakteristischen Fellpinseln an den Ohren gilt in Deutschland als vom Aussterben bedroht. Um dies zu verhindern, wird sich unter anderem in Thüringen um die Wiederansiedlung der größten Katzenart Europas bemüht. Dazu gehört auch die Vernetzung mit anderen Luchsgebieten innerhalb Deutschlands und benachbarter Länder.

Das streng geschützte Raubtier treffe in der Thüringer Bevölkerung auf Sympathien, sagte Max Boxleitner, Projektleiter beim ebenfalls involvierten WWF Deutschland. Insgesamt gibt es in Thüringen laut Umweltministerium acht Luchse, die im Freistaat leben.

Der Luchs im Porträt

  • Charakteristische Merkmale: Pinselohren, Stummelschwanz, Backenbart, Hochbeinigkeit
  • Kopf-Rumpf-Länge: ca. 85-110 cm
  • Schulterhöhe: ca. 50-75 cm
  • Gewicht: ausgewachsene männliche Luchse: ca. 20-25 kg (max. 40 kg); ausgewachsene weibliche Luchse: ca. 15-20 kg
  • Nahrungsbedarf: durchschnittlich 1-1,5 kg Fleisch pro Tag
  • Beute: Kleinsäuger bis Jungtiere vom Rotwild, Vögel, Insekten
  • Jagdmethode: Auflauern des Beutetieres oder Anpirschen. Beutetiere werden durch kurze Sprints oder kräftige Sprünge verfolgt. Die Katze nutzt hierbei auch ihre scharfen Krallen zum Überwältigen der Beute und tötet größere Tiere durch Biss in die Drossel oder kleinere Tiere auch durch Biss in den Nacken. Größere Tiere, z. B. ausgewachsene Rehe, werden nicht auf einmal gefressen, sondern der Luchs kann mehrere Tage davon zehren.
  • Fortpflanzung: Luchsinnen sind ab dem 22. Lebensmonat geschlechtsreif, die männlichen Tiere (Kuder) ab 33 Lebensmonaten
  • Paarungszeit: Februar/März
  • Tragzeit: 63-75 Tage
  • Gebärzeit: April-Juni
  • Wurfgrößen: i. d. R. 2-3 Jungtiere
  • Aufzucht: Die Jungtiere öffnen nach 7-17 Tagen die Augen und nehmen ab der 5. Lebenswoche feste Nahrung zu sich. Im Alter von drei Monaten begleiten sie die Mutter auf den Jagdausflügen. Väterliche Tiere beteiligen sich nicht an der Aufzucht. Mit Eintreten der Paarungszeit löst sich der Familienverband auf
  • Lebensweise: Einzelgänger (außerhalb der Ranz- und Aufzuchtzeit)
  • Sinne: Hör- und Sehvermögen sind ausgezeichnet und übertreffen die des Menschen bei Weitem
  • Alter: in Gefangenschaft bis 25 Jahre, in freier Wildbahn bis deutlich unter 20 Jahre
  • Reviergrößen: mehrere 100 km2 bis über 1.000 km2
  • (Quelle: Thüringer Umweltministerium)

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