Hundhaupten. Eine wichtige Jungtierkolonie der streng geschützten Fledermausart „Großes Mausohr“ befindet sich in einer Kirche in Ostthüringen. Ein Windpark stellt eine tödliche Gefahr dar, sagen Naturschützer.

Der 38 Hektar große Windpark, der in Großsaara bei Gera entstehen soll, bedroht eine der wichtigsten Bestände der streng geschützten Fledermaus Großes Mausohr.

„In der evangelischen Kirche von Hundhaupten befindet sich die größte Wochenstube des Großen Mausohrs in Ostthüringen“, sagt Fledermausexperte Richard Müller. Tausende Tiere, die dort geboren werden, fliegen regelmäßig vom Dachstuhl der Kirche Hundhaupten zum Gotteshaus im nahen Ort Geißen. In diesem Revier jagen die Maus-ohren stets auch nach Insekten.

Der geplante Windpark dazwischen mit bis zu sechs Windkraftwerken droht für die größte heimische Fledermaus zur Todesfalle zu werden. „Die ganze Population ist gefährdet“, sagt Müller. „Es gibt sie seit 60 Millionen Jahren. Wir sind gerade dabei, sie auszurotten.“

Da Insekten Hunderte Meter hoch steigen, können Fledermäuse bei der Jagd vom Flügelschlag des Windkraftwerks zerschreddert werden. Die Flügelspitze kann sich mit Tempo 300 bewegen. Bereits der Unterdruck, den die Rotorblätter erzeugen, lasse Fledermauslungen zerplatzen, berichtet Martin Görner, Leiter der Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen.

„Besondere Verantwortung für den Bestandserhalt“

Windparks veränderten das Landschaftsbild mit lebensbedrohlichen Nachteilen für Fledermäuse, sagt Mausohr-Schützer und Windkraftgegner Alberto Mischur aus Hundhaupten. Ein Gutachten der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Thüringen, das die Mausohr-Bestände an den FFH-Objekten, den beiden Kirchen in Hundhaupten und Geißen, untersucht hat, führt dazu aus: „Bereits relativ kleine Änderungen in ihrer Umgebung, zum Beispiel die Fällung einer Baumreihe, die ihnen als Orientierung dient, führen dazu, dass die gewohnte Umgebung nicht mehr erkannt oder nicht mehr akzeptiert werden.“

Laut Gutachten leben in Thüringen 30.000 Große Mausohren. Thüringen habe die drittgrößten Bestände in Deutschland und „damit eine besondere Verantwortung für den Bestandserhalt“.