Erfurt. Thüringen wappnet sich für extreme Wetterlagen: Der Hochwasserschutz wird mit viel Geld ausgebaut. Aber auch gegen Wassermangel will sich das Land besser rüsten.

Thüringen wird in den kommenden Jahren weitere 400 Millionen Euro in den Hochwasserschutz stecken. Das sehe das neue Hochwasserschutzprogramm des Landes für den Zeitraum 2022 bis 2027 vor, das etwa 900 Vorhaben enthalte, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Erfurt. "Thüringen wappnet sich vor extremen Wettersituationen."

Von der Sanierung, Erweiterung oder dem Neubau von 65 Kilometern Hochwasserschutzanlagen sollen etwa 80.000 Menschen im Freistaat profitieren. Schwerpunkte lägen an der Weißen Elster in Ostthüringen sowie im westthüringischen Eisenach.

Thüringer Becken gilt als besonders trockene Region

Zu den Wetterextremen gehöre auch Trockenheit - das Land müsse sich auf Wassermangel vorbereiten. Für Niedrigwasser läge nun eine Strategie vor, aus der in den nächsten beiden Jahren ebenfalls ein Programm entwickelt werde, sagte Siegesmund. Mit wie viel Geld es dotiert werden müsse, sei noch offen. Als besonders trockene Regionen gelten das Thüringer Becken nördlich von Erfurt sowie Teile Ostthüringens. An 71 Flusspegeln im Freistaat seien in den vergangenen Jahrzehnten stetig sinkende Wasserstände dokumentiert worden. Siegesmund: "Das System des Wasserhaushalts steht unter Stress."

Teil des Hochwasserschutzes seien mehr Überflutungsflächen für die Flüsse. "1600 Hektar sollen zusätzlich entstehen." Es gehe dabei um die Regionen an 600 Kilometern Flüssen und Bächen. Thüringen ist nach Angaben der Ministerin das erste Bundesland, das Landwirten bei der Überflutung von Wiesen oder Feldern nach der Rückverlegung von Deichen einen Entschädigungsanspruch gewähre. Mittels einer neuen Verwaltungsvorschrift seien mögliche Schäden abgesichert.

Für die Mitglieder von Wasserwehren der Kommunen werde es künftig ein Hochwasserschulungszentrum an der Katastrophenschutzschule des Landes geben.

Mit der neuen Niedrigwasserstrategie sollen Prognosen verbessert und die Wasserbilanzen in den Regionen präzisiert werden. Bestehende Versorgungssysteme könnten anhand der Daten überprüft werden. Für Dürrephasen würden gewässerbezogene Aktionspläne aufgestellt. Die Steuerung der Trinkwassertalsperren, aus denen 43 Prozent des Trinkwassers komme, solle flexibler werden. Zudem gehe es darum, in Städten bei Regen mehr Wasser speichern zu können und die Versiegelung von Flächen zu verringern.

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