Creuzburg. Rare Verstecke, Insektenschwund - und dann auch noch Hitze: Thüringens bedrohte Fledermäuse haben es in diesem Jahr mit einem zusätzlichen Problem zu tun bekommen.

Den rund 20 Fledermausarten in Thüringen fehlt es an geeigneten Unterkünften. Zwar gebe es im Freistaat 35 Schutzgebiete für die Tiere, sagte Tanja Witt von der Stiftung Fledermaus. „Doch es sind trotzdem zu wenig geeignete Quartiere.“ Wie in ganz Mitteleuropa sind auch in Thüringen die meisten Fledermausarten in ihrem Bestand bedroht.

Die Suche nach Unterschlüpfen sei etwa schwierig, weil es für die nachtaktiven Säugetiere nicht genug Hohlräume in Gebäuden oder Bäumen gebe, sagte Witt. Seit Jahren appellieren Naturschützer an Eigentümer, Verstecke an ihren Häusern für die Tiere zu erhalten.

Eine Fledermaus der Art „Großes Mausohr“ hat das Maul weit aufgerissen und die Ohren aufgestellt. Das Insektensterben bedroht auch die Fledermausbestände in Thüringen.
Eine Fledermaus der Art „Großes Mausohr“ hat das Maul weit aufgerissen und die Ohren aufgestellt. Das Insektensterben bedroht auch die Fledermausbestände in Thüringen. © Holger Hollemann

Insektensterben macht den Kleinsäugern zu schaffen

Weibliche Fledermäuse schließen sich im Sommer zu sogenannten Wochenstuben zusammen, in denen sie ihre Jungen zur Welt bringen und großziehen. Den Winter verschlafen sie in Höhlen, Bunkern oder Kellern mit konstant kühlen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit.

Auch das Insektensterben mache den Kleinsäugern zu schaffen, sagte Witt. Fledermäuse ernähren sich fast ausschließlich von Insekten. Dennoch sei der Bestand in Thüringen relativ stabil - weil viele Schutzmaßnahmen betrieben würden. Größere Vorkommen gibt es im Freistaat etwa von der Zwergfledermaus, die auch in den Städten lebt, und vom Großen Mausohr.

Unterschlupf können die Tiere zum Beispiel in der Fledermaus-Villa Sommerstein am Rand von Saalfeld finden. Dort gibt es ein Sommerquartier für die vom Aussterben bedrohte Kleine Hufeisennase. Eines der Winterquartiere ist der Fledermausstollen Wittmannsgereuth (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt).

Eine Mopsfledermaus.
Eine Mopsfledermaus. © Stefan Thomas/dpa

Die angst vor der Fledermaus

Bei Fragen können sich Menschen an eine Notrufnummer des Thüringer Fledermausschutzes wenden. „Wir hatten dieses Jahr sehr viele Anfragen“, sagte Witt. Am häufigsten sei es dabei um von der Hitze entkräftete Fledermäuse gegangen, die irgendwo am Boden lagen.

Mit ein paar Tropfen Wasser aus einer Pipette könne man die Tiere in der Regel wieder fit machen. „Viele haben auch immer noch Angst vor Fledermäusen“, sagte Witt. „Dabei haben die Fledermäuse noch viel mehr Angst vor den Menschen.“

Am Samstag soll auf der Burg Creuzburg im Wartburgkreis eine Fledermausnacht im Rahmen der European Bat Night stattfinden. Unter anderem stehen ein Fledermaus-Netzfang und ein Rundgang mit akustischen Fledermausdetektoren auf dem Programm.

Thüringen sucht nach der Mopsfledermaus