Berlin. Fachkräftemangel überall: Der Sommer kommt, doch in den Hallen- und Freibädern fehlen Bademeister. Wird Schwimmen jetzt riskanter?

Der Himmel knallblau, die einen schwimmen und springen vom Turm, die anderen lungern auf der Liegewiese herum oder stehen vor dem Kiosk für eine Pommes an – bester Alltag im Freibad. Eigentlich. Denn es gibt in Deutschland ein Problem: Die Bäder bundesweit suchen Bademeister und Bademeisterinnen.

Fast neun von zehn städtischen Schwimmbad-Betreibern sind trotz nahendem Sommer zu Beginn der diesjährigen Saison noch auf der Suche nach Fachkräfte für das Badewesen – so die genaue Bezeichnung. Mehr als ein Drittel hält fehlendes Personal aktuell für die „größte Herausforderung“. Das ist Ergebnis einer Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) unter 250 Betreibern in Deutschland, die dieser Zeitung vorliegt.

Rettungsschwimmer können Bademeister nicht ersetzen

Bademeisterin oder Bademeister wird man auch nicht mal so auf die Schnelle. Die Ausbildung als „Fachangestellter oder Fachangestellte für Bäderbetriebe“ dauert drei Jahre. Im ersten Ausbildungsjahr liegt die Vergütung bei 1068 Euro brutto monatlich, im zweiten bei 1118 Euro und im dritten bei 1164 Euro, heißt es beim VKU. Am Ende ist man Techniker, Sanitäter und Rettungsschwimmer.

Als Einstiegsgehalt zahlen die kommunalen Bäder zwischen 2580 Euro und 2680 Euro brutto im Monat. Dieses kann bis auf 3390 Euro steigen – je nach Aufgabe und Erfahrung. Die Aufsicht des Wassers, auch um Badeunfälle zu verhindern, könnte aber auch weniger qualifiziertes Personal übernehmen, erklärt der VKU – Rettungsschwimmer etwa.

Mindestens eine Fachkraft müsse aber da sein, um diese anzuleiten und zu überwachen. Fixe Regeln, wie viele Fachkräfte darüber hinaus nötig sind, gebe es nicht. Das unterscheide sich von Bad zu Bad – etwa nach Größe, Ausstattung, Unfallhäufigkeit. Immer gelte: „Die Badeaufsicht muss gesichert sein.“

So werden Badeunfälle vermieden

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    Schwimmbäder in schwieriger finanzieller Lage

    Im Schnitt rechnen die Freibäder in diesem Jahr laut Umfrage mit etwa 100.000 Besuchern pro Bad. Schon im vergangenen Jahr hatte es wegen der weggefallenen Corona-Maßnahmen in den meisten Freibädern wieder einen größeren Andrang von Besuchern gegeben. So hatte ein Freibad im Jahr 2022 im Schnitt rund 97.000 Gäste.

    Die finanzielle Lage der Bäder sei insgesamt angespannt. Laut VKU machen die steigenden Energiekosten auch ihnen zu schaffen, auch wenn sich die Lage etwas beruhigt habe. Viele Bäder hätten die Wassertemperatur nach kurzzeitigem Absenken wieder nach oben geregelt.

    VKU-Chef Ingbert Liebling fordert: „Kommunen, Länder und Bund müssen so früh wie möglich gegensteuern und ausreichend Mittel bereitstellen, damit Bäder als Angebot der kommunalen Daseinsvorsorge, das Jung und Alt gern nutzen, in Stadt und Land, armen und reichen Kommunen erhalten bleiben.“

    Insbesondere Hallenbädern droht Schließung

    Der bauliche Zustand der Schwimmbäder ist dem Verband zufolge recht gut: Fast jedes vierte Freibad sei frisch saniert, bei gut 40 Prozent gehe es in den nächsten fünf Jahren nur um leichte Ausbesserungen. Bei mehr als jedem dritten Freibad aber stünde in demselben Zeitraum eine umfangreiche Sanierung an.

    93 Prozent der Betreiber hätten sich optimistisch gezeigt, die Freibäder auch künftig weiter betreiben zu können. „Mit der steigenden Gefahr einer Schließung dürften eher Hallenbäder konfrontiert sein“, so der VKU. Über diesen braue sich eine toxische Mischung aus höherem Sanierungsbedarf und den Folgen der Energiekrise zusammen.