Athen. Griechischer Wein wurde schon im deutschen Schlager besungen. Doch Winzer in Griechenland blicken auf eine lange Tradition zurück. Vor allem heimische Sorten sind wieder gefragt - auch im Ausland.

Wein aus Frankreich, Italien und sogar aus Chile findet man recht einfach in deutschen Supermarktregalen. Wein aus Griechenland? Das ist schon schwieriger. Doch es gibt ihn.

Mehr als 1000 Weingüter produzieren in Griechenland Wein - von der mazedonischen Grenze im Norden bis zur Insel Kreta im Süden.

Oft und gerne verwenden sie heimische Trauben - Rote Sorten etwa Agiorgitiko und Xinomavro sowie Weiße etwa Assyrtiko, Moschofilero oder Savatiano. "Etwa 300 verschiedene Rebsorten gibt es in Griechenland", sagt Panos Kiriazis. Er betreibt im Athener In-Viertel Plaka die Weinbar Vintage .

"In den 1970-er Jahren gab es einige gute Kellereien", sagt Panos. Doch dann war griechischer Wein lange aus der Mode gekommen. Viele Winzer bauten in den Folgejahren nur noch international bekannte Sorten an, mischten griechische Trauben bestenfalls dazu.

Doch es gab Ausnahmen: Thanassis Papaioannou bliebt den heimischen Sorten treu. Bis heute. Sein Sohn George, Chemiker und Önologe, bewirtschaftet 57 Hektar bei Nemea - zwei Stunden westlich von Athen. Chemie kommt ihm nicht auf die Trauben. So kann er all seine Erzeugnisse als Bio-Weine ausweisen.

Die Tradition und alte Sorten wieder beleben

In der Nähe befindet sich noch eine Öko-Winzerei. Evangelia Palivou führt sie mit ihrem Vater. Sie schwärmt von der Lage der Weinstöcke auf rund 420 Metern Seehöhe. Im Sommer profitieren sie von Winden aus Norden. "Das hilft nicht nur beim Reifeprozess, sondern ist auch gut für die Rebstöcke." Jeder Weinberg habe sein eigenes Mikroklima und eigenen Boden - von Lehm bis steinig sei alles dabei.

Nach der Finanzkrise 2008 machten sich viele Junge einen Namen - mit guten Ideen und guter Ausbildung. Die Winzer beleben die alten Sorten wieder, erzählt Eleni Kefalopoulou. Die Önologin hat die Vereinigung Wines of Athens ins Leben gerufen, die Weine und Winzer aus der Hauptstadtregion bekannter machen will.

Seit Jahrtausenden wird rund um Nemea Wein gekeltert. "Man hat nachgewiesen, dass die DNA alter Trauben mit der in den modernen Rebstöcken übereinstimmt", sagt Stephen Miller. Der amerikanische Archäologe kam vor knapp 50 Jahren in den Ort am Peloponnes, um die Ruinen der alten Stadt auszugraben. Er blieb - auch weil seine Idee ankam, die alten Spiele in Nemea aufleben zu lassen. Wie in Delphi, Istmia und Olympia zelebrierten die alten Griechen dort Wettkämpfe.

Ein leichter, frischer Weißwein und der Retsina

Nicht weit von Nemea liegt in der Region Koutsi auf 660 Metern Seehöhe Seméli Estate . Der Boden und das Klima bringen zwar keine riesigen Mengen an Trauben hervor. "Aber die Säure stimmt, und die Weine können gut gelagert werden", sagt Leonidas Nasiakos. So räumen Semeli-Weine bei internationalen Wettbewerben reihenweise Preise ab.

In den Bergen nördlich von Athen liegt das Anwesen Ktima G. Kokotou . Dort kultivieren Anne Kokotou und ihr Mann George neben Cabernet Sauvignon, Merlot und Chardonnay inzwischen auch griechische Sorten - etwa die Savatiano-Traube. "Ein hervorragender leichter Weißwein, der frisch besonders gut schmeckt", sagt Anne.

Doch einer der Gründe, weswegen griechischer Wein hierzulande teils einen schlechten Ruf hat, ist der Retsina. Früher wurde der Wein in Amphoren gelagert, erzählt Kefalopoulou. Bekamen sie einen Sprung, flickte man diesen mit dem Harz der Pinienbäume - auch von innen. Der Kleber verband sich mit dem Wein.

Der spezielle Geschmack wurde später wiederbelebt - Savatiano oder Resten anderer Weißweine Harz hinzugefügt. "Das war nie guter Wein", sagt Panos Kiriazis. Aber er war günstig. Einige Winzer versuchen wieder Retsina zu produzieren - mit leichter Pinienharz-Note. Die Kokotous gehören nicht dazu. "Uns schmeckt der Savatiano pur besser."

© dpa-infocom, dpa:200722-99-886917/5