Berlin. Eine stürmische Nacht geht zu Ende: Mancherorts war die Feuerwehr pausenlos im Einsatz. Keller liefen voll, Straßen wurden überflutet.

Eine unruhige Nacht ist überstanden: Über mehrere Bundesländer sind schwere Unwetter hinweggezogen. Es stürmte, blitzte, und mancherorts flutete Regen Straßen und Keller – und das war es offenbar noch nicht: Laut Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) müssen sich Menschen in einigen Regionen auch am Freitag auf Starkregen einstellen.

Unwetter: Straßen stehen unter Wasser

Mehrere Bundesländer im Westen, der Mitte und Nordosten waren von dem Unwetter am Donnerstag betroffen, das bis zum Freitag über Deutschland zog. Hunderte Einsätze zählte allein die Feuerwehr der niedersächsischen Stadt Braunschweig.

Zahlreiche Videos auf Social Media zeigen nicht nur bedrohliche Blitze, sondern auch, wie Straßen unter Wasser standen und auch Geschäfte geflutet wurden. Straßenbahnen und Autos steckten fest. Ähnliche Aufnahmen gab es auch aus der hessischen Stadt Kassel.

 Ein Blitz eines Gewitters erhellt den Nachthimmel über der Landschaft im Osten des Landes Brandenburg.
Ein Blitz eines Gewitters erhellt den Nachthimmel über der Landschaft im Osten des Landes Brandenburg. © Patrick Pleul/dpa

Gewitter: Feuerwehr rettet Menschen aus Autos

Die meisten Regionen in Deutschland kamen zwar glimpflich davon, dennoch brachte die Wetterlage der Feuerwehr viele Einsätze. So mussten etwa vollgelaufene Keller leer gepumpt werden. Im Kreis Neuwied in Rheinland-Pfalz stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. „Bei einem anderen Einsatz mussten Personen aus ihrem Pkw in einer vollgelaufenen Unterführung gerettet werden“, teilte der Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises mit. Im Frankfurter Vorort Sindlingen wurden mehrere Autos durch umgestürzte Bäume schwer beschädigt. „Die Leute haben ein Riesenglück gehabt“, sagte ein Feuerwehrsprecher angesichts der regelrecht platt gedrückten Fahrzeuge in einem Wohngebiet.

Im oberbayerischen Valley fielen golfballgroße Hagelkörner vom Himmel. Von Schäden war bei der Polizei zunächst nichts bekannt. Auch andernorts gewitterte es am Donnerstagabend über Bayern. Die Polizei meldete zunächst keine nennenswerten Vorkommnisse. Im Landkreis Harz gab es durch das Unwetter zahlreiche vollgelaufene Keller. In Havelberg bei Stendal schlug ein Blitz in ein Haus ein und setzte den Dachstuhl in Brand, wie die Polizei mitteilte. Der Schaden beträgt rund 50.000 Euro. Die Berliner Feuerwehr rief den „Ausnahmezustand Wetter“ aus. Lesen Sie dazu: Gewitter-Tipps: So verhalten sich Autofahrer richtig

Gewitter: Wie das Unwetter über Deutschland gezogen ist

Über weite Teile Deutschlands sind am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag schwere Unwetter mit Starkregen, Gewittern und Hagel hinweggezogen.
Über weite Teile Deutschlands sind am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag schwere Unwetter mit Starkregen, Gewittern und Hagel hinweggezogen. © Sascha Fromm / Thueringer Allgemeine
Die Gewitterfront zog zunächst über Teile Thüringens und später über Sachsen und Sachsen-Anhalt hinweg.
Die Gewitterfront zog zunächst über Teile Thüringens und später über Sachsen und Sachsen-Anhalt hinweg. © Sascha Fromm / Thueringer Allgemeine
In Berlin wurden am späten Abend Blitze über der Spree in Richtung Elsenbrücke beobachtet.
In Berlin wurden am späten Abend Blitze über der Spree in Richtung Elsenbrücke beobachtet. © Paul Zinken/dpa
Auch über Dresden erhellten zahlreiche Blitze den Nachthimmel.
Auch über Dresden erhellten zahlreiche Blitze den Nachthimmel. © Robert Michael/dpa
Die starken Regenfälle führten vielerorts zu Überschwemmungen. Besonders betroffen waren zunächst der Harz und das Harzumland, später auch weiter östlich gelegene Gebiete.
Die starken Regenfälle führten vielerorts zu Überschwemmungen. Besonders betroffen waren zunächst der Harz und das Harzumland, später auch weiter östlich gelegene Gebiete. © Jürgen Theobald / FUNKE Foto Services
Der Deutsche Wetterdienst warnt noch bis Freitagmorgen vor Sturmböen.
Der Deutsche Wetterdienst warnt noch bis Freitagmorgen vor Sturmböen. © Sascha Fromm / Thueringer Allgemeine
1/6

Unwetter in Deutschland: Mehrere Bahnstrecken gesperrt

Wer mit der Bahn unterwegs war, kam wegen der Unwetter nicht immer ans Ziel. Mehrere Strecken wurden in der Nacht zum Freitag zeitweilig gesperrt – darunter die wichtigen Verbindungen zwischen Berlin und Hannover, Berlin und Hamburg sowie zwischen Frankfurt und Wiesbaden. Der Zugverkehr sei „bundesweit erheblich beeinträchtigt“, hieß es auf der Internetseite der Bahn. Mehrere Strecken in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen wurden ebenfalls gesperrt, hier etwa die Verbindung zwischen Kassel und Göttingen. Die Bahn stellte für gestrandete Reisende in mehreren Bahnhöfen Züge zum Übernachten bereit. In Kassel wurde der Betrieb von Bussen und Bahnen komplett eingestellt.

Auch am Freitag wirkt sich das Unwetter weiter auf den Zugverkehr aus: Die Strecke zwischen Berlin und Hamburg war am Freitagmorgen weiterhin gesperrt, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte. Demnach werden die Züge über Stendal umgeleitet und verspäten sich um etwa eine Stunde.

Auch Veranstaltungen im Freien mussten vielerorts abgesagt werden – etwa der Abendmarkt in Radolfzell am Bodensee und die Warm-up-Party des Full-Force-Festival bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt. Die Sicherheit habe höchste Priorität, hieß es in einer Mitteilung. „Bitte macht eure Zeltplätze sturmsicher, sichert lose Gegenstände oder baut sie wieder zurück und baut bitte keine weiteren Pavillons mehr auf.“ Zudem wurde ein Konzert des britischen Sängers Sting im niedersächsischen Lingen gecancelt.

Deutscher Wetterdienst: So geht es mit dem Wetter weiter

Obwohl die stürmische Nacht überstanden ist, gab der DWD für den Freitag noch keine Entwarnung – obwohl die Unwetter langsam abziehen. Vor allem im Osten und Südosten rechnet der DWD noch mit kräftigen Gewittern mit Starkregen, Hagel und stürmischen Böen. Tagsüber sei dann von Mecklenburg-Vorpommern bis nach Sachsen-Anhalt und Thüringen gebietsweise mit schauerartigen Regenfällen zu rechnen.

Mit teils heftigen Regenfällen und Gewittern hat ein Unwetter Nordrhein-Westfalen am Donnerstag erreicht.
Mit teils heftigen Regenfällen und Gewittern hat ein Unwetter Nordrhein-Westfalen am Donnerstag erreicht. © Christoph Reichwein/dpa

Wer am Freitag mit dem Zug verreisen wollte, könne die Fahrt dementsprechend auf einen späteren Termin verschieben, teilte die Bahn mit. „Die Zugbindung ist aufgehoben. Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.“

Eine beruhigende Nachricht für alles Bundesbürger: Tief wandere laut DWD langsam nach Polen, wobei die schwülwarme Luft durch kühlere ersetzt wird. Der Regen zieht dann ab nachmittags und abends allmählich ebenfalls ostwärts ab. An Kammlagen können aber noch stürmische Böen von bis zu 70 Kilometern die Stunde erreicht werden. In der Nacht zum Samstag seien dann „wahrscheinlich keine Warnungen mehr erforderlich“. (dpa) Ebenfalls interessant: Wie Tornados entstehen – und wie man sich schützen kann