Berlin. Auch nach dem Ende ihrer Amtszeit hat Angela Merkel die Haare schön. Das Kanzleramt zahlt ihr eine Top-Visagistin. Und die ist teuer.

Angela Merkels Frisur, das war schon immer ein Thema, das Journalisten, aber auch die Öffentlichkeit beschäftigte. Natürlich schwang in der Debatte immer auch ein Stück Sexismus mit, denn wer wagte es schon, öffentlich Helmut Kohls schüttere Haarpracht oder die Frisuren männlicher Politiker zu kommentieren?

Schon als CDU-Generalsekretärin und "Kohls Mädchen" waren Merkels Haare ein Thema. Zu Beginn ihrer Karriere als Frauenministerin setzte die spätere Kanzlerin auf einen praktischen Bubikopf. Erst später kam dann der folgenreiche Schritt von der Topf- zur Topfrisur. Mit dem neuen Schnitt und der Beratung durch eine Stylistin war die Haardebatte erst einmal beendet - bis jetzt.

Angela Merkel beschäftigt eine professionelle Stylistin

Nach einem Bericht des "Tagesspiegel" hat die Haarspalterei um Merkels Frisur wieder Fahrt aufgenommen. Der Grund: Das Bundeskanzleramt zahlt der Ex-Kanzlerin demnach professionelle Hilfe beim Styling und bei der Frisur, auch bei nicht-öffentlichen Terminen. Der Zeitung liegt eine entsprechende Korrespondenz zwischen der Regierungszentrale und Merkels Büro vor.

Daraus geht hervor, dass Merkel auf Reisen eine freiberuflich tätige "Hair & Make-up-Artistin" begleitet. Das bestätigte auch das Büro der Ex-Kanzlerin, hüllt sich über weitere Angaben zu den Kosten aber in Schweigen. Das Kanzleramt teilte immerhin mit, dass es sich bei den Kosten um "notwendige Ausgaben" im Zusammenhang mit der "Wahrnehmung fortwirkender Amtspflichten" handele.

Helmut Kohls
Helmut Kohls "Mädchen": Der damalige Bundeskanzler Kohl und seine damals neu gewählte Stellvertreterin, Frauenministerin Angela Merkel, im Dezember 1991. © dpa

Angela Merkel ist allerdung nicht die einzige Politikerin, für die der Steuerzahler die Styling-Kosten übernimmt. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) beschäftigt ebenfalls eine Stylistin, die sie auch zu Terminen begleitet. 7500 Euro im Monat werden dafür fällig. Eine parlamentarische Anfrage der AfD-Fraktion brachte ans Licht, dass das Kanzleramt vergangenes Jahr allein 40.000 Euro für Kosmetik und Frisuren ausgab.

Der Bund der Steuerzahler hat errechnet, dass die Kosten für Fotografen, Friseure und Visagisten, die sich um Regierungsmitglieder kümmern, im Jahr 2022 auf 1,5 Millionen Euro angestiegen sind. Das seien fast 80 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Steuerzahlerbund: Kosten auf das Notwendigste reduzieren

Der Präsident des Steuerzahlerbundes, Reiner Holznagel, hält diesen Betrag für völlig übertrieben. "Es ist den Steuerzahlern kaum zu vermitteln, dass sie auch für Visagisten und Hairstylisten von Politikern aufkommen sollen", sagte Holznagel. Diese Kosten sollten "auf das Notwendigste reduziert und im Zweifel privat bezahlt werden".

Die Mittel dafür hat Angela Merkel. Auch nach dem Ende ihrer Kanzlerschaft verfügt die 68-Jährige über ein Büro mit neun Mitarbeitern plus Dienstwagen. Nach 30 Jahren Dienstzeit als Abgeordnete, Ministerin und Bundeskanzlerin steht ihr laut Ministergesetz ein Ruhegehalt von geschätzt 15.000 Euro im Monat zu. (tok)