Berlin. Für Schauspielerin Picco von Groote sind bestimmte Filme eine Herausforderung. Warum sie sich deshalb manchmal über sich selbst ärgert.

Seit 2023 ist Picco von Groote als Hauptdarstellerin der „Ostfrieslandkrimis“ (neue Folge „Ostfriesenschwur“ am 17. Februar um 20.15 Uhr im ZDF, frühere Folgen auf ZDFneo) eine feste Größe im deutschen Fernsehen. Die 42-Jährige, deren richtiger Vorname Bettina lautet, genießt die Dreharbeiten im hohen Norden sichtlich. Die wahren Herausforderungen warten zu Hause – etwa ungebügelte Hemden. Zum Glück bekommt die erklärte Feministin aber dabei Unterstützung.

Sie drehen seit 2021 die „Ostfrieslandkrimis“, wohnen aber in Köln. Haben Sie überhaupt eine Affinität zum hohen Norden?

Picco von Groote: Doch, ich bin in Nordrhein-Westfalen groß geworden, und das ist ja unsere nächste Urlaubsregion. Mit meinen Eltern bin ich häufiger auf die Inseln gefahren, und ich verbinde damit schöne Erinnerungen.

In der Rolle der Kommissarin Ann Kathrin Klaasen ist Picco von Groote (r.) im „Ostfrieslandkrimi“ zu sehen. An ihrer Seite: Christian Erdmann als Kommissar Frank Weller (Mitte).
In der Rolle der Kommissarin Ann Kathrin Klaasen ist Picco von Groote (r.) im „Ostfrieslandkrimi“ zu sehen. An ihrer Seite: Christian Erdmann als Kommissar Frank Weller (Mitte). © DPA Images | Sandra Hoever

Was genau mögen Sie an Ostfriesland?

von Groote: Ich liebe die Natur, die raue See, die Spaziergänge am Deich und das unbezahlbare Gefühl, dass hier einfach vieles entspannter und entschleunigter abläuft. Das trifft auch auf die Menschen in Ostfriesland zu. Natürlich sind nicht alle gleich. Aber die meisten erlebe ich schon als wirklich sehr freundlich, humorvoll und immer hilfsbereit. Und im Vergleich zu vielen Großstädtern auch als sehr geduldig – selbst wenn wir direkt vor ihrer Haustür drehen.

Man grüßt sich auf der Straße, obwohl man sich nicht kennt. Am Anfang fand ich sehr ungewohnt, wie wenigen Menschen man in der Nebensaison hier oben begegnet. Das ist schon sehr einsam. Aber mittlerweile mag ich auch das.

Picco von Groote: Diese Art Film macht ihr zu schaffen

Die Tonalität der „Ostfrieslandkrimis“ ist ja recht intensiv bis düster. Inwieweit mögen Sie solche Geschichten privat?

von Groote: Oje, als Zuschauerin habe ich leider gar keine guten Nerven und „fürchte“ mich relativ schnell. Was mich auch schon ärgert. Denn wenn ich berufsbedingt in dunklere – und wirklich großartig produzierte – Filme reinschaue, weiß ich schon vorher immer, dass ich eine unruhige Nacht haben werde.

Welcher Film hat Ihnen die schlimmsten Alpträume beschert?

von Groote: Wir haben auf einer Klassenfahrt mal Stephen Kings „Es“ gesehen. Das ist mir gar nicht gut bekommen.

Haben Sie sonst Ängste?

von Groote: Ich habe Höhenangst, und das kann beim Drehen auch mal problematisch werden. In einer Rolle musste ich einmal auf eine Balkonbrüstung klettern und so tun, als würde ich runterspringen. Ich war zwar abgesichert, aber am nächsten Tag hatte ich am ganzen Körper Muskelkater, weil ich so angespannt war.

So gesehen ist es ganz praktisch, dass Sie auf Ostfriesland drehen und nicht in den Alpen.

von Groote: Das ist richtig. Aber es macht schon auch Spaß, seine Ängste zu überwinden und Dinge zu drehen, die man privat nicht unbedingt machen würde.

Schauspielerin: „Finde es nicht schlecht, auch mal unterschätzt zu werden“

Kommissarin Ann Kathrin Klaasen wird als eine Figur mit Ecken und Kanten beschrieben. Inwieweit trifft das auf Sie zu?

von Groote: Ich weiß zwar nicht, ob das in die Kategorie „Ecken und Kanten“ fällt. Aber ich bin ein großer Freund von Ehrlichkeit und hinterfrage viele Dinge. Da bleibe ich dann auch dran. Und das kann für mein Gegenüber bestimmt ab und an anstrengend sein.

Auch wird Ihre Kommissarin immer wieder unterschätzt. Ist Ihnen das schon passiert?

von Groote: Ja klar. Ich finde es aber gar nicht grundsätzlich schlecht, auch mal unterschätzt zu werden. Das kann ja auch ein Ansporn sein, den anderen zu überzeugen, dass er sich mit seiner Einschätzung geirrt hat. Oder wie hat es Oscar Wilde mal gesagt? „Ohne deine Einwilligung kann dich keiner unterschätzen.“

Picco von Groote, deren richtiger Vorname Bettina lautet, ist privat kein Fan von düsteren Filmen.
Picco von Groote, deren richtiger Vorname Bettina lautet, ist privat kein Fan von düsteren Filmen. © picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Beziehung: Diese Aufgabe im Haushalt findet Groote „lästig“

Wobei die Unterschätzung von Frauen ja ein gesellschaftliches Problem ist. Sie meinten mal in einem Interview, Sie seien eine „feministische Hausfrau“. Passt das zusammen?

von Groote: Auf jeden Fall. Ich bin von Herzen Feministin und finde es toll, was die Frauen in Sachen Gleichberechtigung in den letzten Jahrzehnten geschafft haben, wobei das unbedingt weitergehen muss.

Aber ich bin auch gerne zuhause und Ansprechpartner für meinen Sohn. Seine Einschulung war beispielsweise für mich das wichtigste Ereignis im letzten Jahr. Und wenn ich zuhause bin, dann bügle ich auch schon mal ein paar Hemden. Da fällt mir kein Zacken aus der Krone.

Aber Hemden bügeln ist doch lästig.

von Groote: Furchtbar lästig sogar.

Kann das nicht Ihr Mann übernehmen?

von Groote: Kann er auch und macht er auch. Aber wenn ich zu Hause bin und Zeit habe, dann kümmere ich mich genauso um den Haushalt wie er.

Picco von Groote: „Rache und Neid sind mir vollkommen fremd“

In Ihren Spitznamen ‚Picco‘ könnte man vielleicht auch so etwas wie Geringschätzung hineininterpretieren. Denn der ist abgeleitet von ‚Piccolina‘ – ‚Die Kleine‘. Das hat Sie nie gestört?

von Groote: Das habe ich nie infrage gestellt. Ich bin total zufrieden, so wie es ist. Wie heißt es so schön: Klein, aber oho.

Sie strahlen ja eine durchweg positive Lebenseinstellung aus. Aber hegen Sie jemals Rachegedanken, um die es in der Folge „Ostfriesenschwur“ geht?

von Groote: Nee, ich habe zwar ein gutes Gedächtnis... (lacht). Aber Rache? Nein. Rache und Neid sind mir zum Glück vollkommen fremd. Und dafür bin ich äußerst dankbar. Natürlich sehe ich manchmal Kolleginnen in Filmen und sage mir dann, oh, das hätte ich auch gern gespielt. Aber auch da empfinde ich keinen Neid. Rache und Neid sind Eigenschaften, die einem das Leben nur schwerer machen.