Seit über 60 Jahren setzt der World-Press-Photo-Wettbewerb Maßstäbe im Foto-Journalismus. Zum 21. Mal in Folge präsentieren sich die Gewinner derzeit im Einkaufszentrum Goethe-Galerie in Jena.
Die Welt ist ein schöner Ort. Die Welt ist ein brutaler, mörderischer Ort. Die Welt, das sind viele Orte, an denen jeden Tag Spannendes, Aufregendes, Ungewohntes oder Erschreckendes passiert. Der World-Press-Foto-Wettbewerb fasst sie in Bilder.
Unter Journalisten kursiert der Spruch, es passiere jeden Tag nur so viel, wie in die Zeitung passt. Was weitergegeben, worüber informiert, was schließlich gedruckt wird, beruht auf Auswahl, Gewichtung und Wertung. Wettbewerb und Ausstellungen zum weltweit renommiertesten Fotowettbewerb sprengen diese Begrenzungen.
Die Welt in Bildern
Selten präsentiert sich Weltgeschehen auf so vielfältige Weise. Gemeinsam sind den Bildern Engagement, Professionalität und Mut. World Press-Fotografen sind dort, wo andere nicht hingehen oder hinkommen. Sie sind dabei, wenn geliebt, gelitten oder getötet wird.
Bildreporter dokumentieren die Brutalität der Welt ebenso wie ihre Geheimnisse und Naturschönheiten. Sie gehen in die Hinterhöfe und Katen der Armen und in die Villen der Reichen. Sie sind objektive Beobachter und verbinden gleichzeitig in ihren Aufnahmen professionelle Fotografie mit politischer und sozialer Botschaft. Sie zeigen grenzenloses Glück und existenzielle Verzweiflung, Leidenschaft und Agonie.
Was in den Nachrichten sonst vielleicht nur eine Randnotiz oder Headline unter vielen wäre, wird durch die Fotos im mehrfachen Wortsinn zur bewegenden Anschauung. Sie sind ein Bekenntnis zu gutem, engagierten Journalismus.
Wochenlang konnte man den Zug der Migranten von Honduras bis an die mexikanisch-amerikanische Grenze verfolgen. Als Donald Trump die Trennung von Eltern und Kindern anordnete, stieß dies auf internationale Kritik. Erst das Foto eines weinenden Kindes neben seiner von Polizisten gestellten Mutter sorgte für den weltweiten Aufschrei und zur Aussetzung des inhumanen Vorgehens.
Im Iran ist Frauen der Besuch von Fußballstadien verboten. Bis ein Gespräch zwischen Fifa und Staatsführung für kurze Zeit zu einer Lockerung der Bestimmungen führte. Auf den Fotos von Forough Alaeil aus dem Azadi-Stadion zeigen iranische Mädchen und Frauen, dass ihre Begeisterung der der Männer nicht nachsteht.
Frauen, die um ihre Gleichberechtigung kämpfen, waren einer der thematischen Schwerpunkte des 2018er-Jahrganges. Als in Malibu (Kalifornien) die Wälder brennen, richtet Wally Skalij den Blick auf zwei evakuierte Pferde, die vor der glühenden Kulisse ausharren müssen.
Die Waldbrandsaison 2018 war die tödlichste und vernichtendste seit Beginn der Aufzeichnungen. Während Wissenschaftler als Ursache auf die Auswirkungen des Klimawandels hinwiesen, gab US-Präsident Donald Trump der Forstwirtschaft die Schuld.
Seit 1955 gibt es den World Press Photo-Wettbewerb. 2018 beteiligten sich Fotografen aus 129 Ländern (s. Infokasten). Die Veranstalter betonen, man prüfe sehr genau, ob die Abgebildeten korrekt dargestellt sind, ob die Darstellung Minderprivilegierte ausbeutet oder für ihre Zwecke benutzt oder ob Menschen durch die Bilder einer Gefahr ausgesetzt waren. Erfreulich sei die wachsende Zahl weiblicher Wettbewerbsgewinner.
Hanno Müller