Hartha/Altenburger Land. Zweiter Bauabschnitt für Harthaer Ortsumgehung startet: Bürger und Betriebe im Altenburger Land besorgt wegen Straßensperrung bis Oktober.

  • Bauarbeiten mit Vollsperrung: Hartha ist betroffen.
  • Umleitungsstrecke sorgt für Unmut.
  • Harsche Kritik wegen Informationsmangel.

Nach der mehrmonatigen Vollsperrung der Eisenberger Straße im Jahr 2022 kommen mit Montag, 18. März, auf die Harthaer und wohl sämtliche Betriebe und Einwohner der dortigen Region erneut harte Zeiten zu. Denn es fällt der Startschuss eines weiteren Bauabschnittes für die Ortsumgehung Hartha.

Für 3,3 Millionen Euro vom Land Thüringen wird die Landesstraße zwischen Baldenhain und Sachsenroda um- und ausgebaut. Gebaut wird auf Gemarkung des Landkreises Greiz nördlich des Knotenpunktes mit den Kreisstraßen in Richtung Bethenhausen, nach Frankenau bis zum Ortseingang Sachsenroda. Hartha auf der Seite des Altenburger Landes ist ebenfalls betroffen. Denn die Zufahrt aus Ronneburg, Bethenhausen und Richtung Gera ist gekappt, weil der Knotenpunkt für die Landesstraßen 1081 und 1362 in Richtung Altenburg zum Kreisverkehr umgebaut wird.

Das wird ab 18. März 2024 gemacht

Es erfolgt laut Mitteilung des Thüringer Ministeriums für Bau und Verkehr der grundhafte Um- und Ausbau der Landesstraße L 1081 und die Umgestaltung des Knotenpunktes der L 1081 mit der L 1362 (Richtung Hartha) zum Kreisverkehr. Der nördliche Teil der L 1081 bis zum Ortseingang Sachsenroda, die L 1362 Richtung Hartha sowie die Gemeindestraße Richtung Hirschfeld werden an den Kreisverkehr angebunden. Ein Regenrückhaltebecken wird an der K 112 (nach Frankenau) errichtet. Die L 1081 erhält eine regelkonforme Fahrbahnbreite von 8,00 m. Der Höhenverlauf der L 1081 wird verstetigt, indem vorhandene Kuppen der Fahrbahn abgetragen und Wannen angehoben werden. Eine Umleitung der L 1081 wird unter Nutzung des Bundes- und Landesstraßennetzes über Ronneburg und Schmölln eingerichtet. Für den Um- und Ausbau der L 1081 ist die Vollsperrung der Landesstraße ab dem 18.03.2024 zwischen dem Abzweig der K 111 (nach Bethenhausen) und dem Abzweig der L 1362 (nach Hartha) bis voraussichtlich Oktober 2024 notwendig. Die beiden Knotenpunkte sind weiterhin befahrbar.

Bauzeit bis Oktober lässt Anrainer aufstöhnen

Bis Oktober 2024 ist die Bauzeit veranschlagt. Eine Tatsache, die Einwohner, die Stadt Schmölln und vor allem Gewerbetreibende entlang der Eisenberger Straße im Altenburger Land aufstöhnen lässt. Zum einen, weil die Arbeiten unter Vollsperrung passieren, der Kundenstrom gekappt wird und so lange dauern. Zum anderen, weil es das zuständige Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr (TLBV) mit Vorab-Informationen an betroffene Kommunen und Anrainer im Altenburger Land nicht wirklich genau nimmt. Ein weiterer Kritik-Punkt: Die Umleitungsstrecke ist weit gefasst. Das TLBV weist sie - wie schon 2022 - über Bundes- und Landesstraßen Ronneburg und Schmölln aus.

Stadt Schmölln musste Informationen vom TLBV einfordern

Die Stadt Schmölln bekam offiziell vor Wochenfrist Bescheid, dass ihr Ortsteil Hartha erneut von dieser weitreichenden und langen Vollsperrung betroffen ist. Und dafür hatte sich die Rathausspitze im Vorfeld die Finger wund telefonieren müssen. „Sonst würden wir das vielleicht noch immer nicht wissen“, schimpft Schmöllns Bürgermeister Sven Schrade (SPD). Die Schmöllner Verwaltung sieht sich vom TLBV komplett außen vor gelassen. „Inzwischen werden wir gar nicht mehr in Kenntnis gesetzt. Das können wir überhaupt nicht nachvollziehen.“ Vor allem der langen Straßensperrung wegen und welche Auswirkungen diese für Gewerbetreibende, Mittelständler und Betriebe habe.

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Von denen kann Manja Köhler-Geier vom Obstgut Geier ein Lied singen. Bei der letzten Vollsperrung für die Eisenberger Straße, dessen Direktanlieger die Obstbauern sind, büßte der Familienbetrieb die Hälfte seines Jahresumsatzes im Hofladen ein. Auf die kommenden Monate blickt Köhler-Geier deshalb voller Sorge. Zwar bliebe die Verbindung für die Kundschaft aus der Zeitzer Ecke und Pölzig offen. Aber dafür fielen alle Pendler zwischen Altenburg und Gera als Kundschaft im Hofladen potenziell weg. Es sei denn, sie nähmen die weiträumigen Umleitungen in Kauf oder würden sich auf Schleichwegen zum Hofladen der Geiers an der Eisenberger Straße durchschlagen.

Aktuelle Nachrichten aus dem Altenburger Land

Und auch Manja Köhler-Geier kann die Informationspolitik des zuständigen TLBV nicht nachvollziehen: „Unsere Kundschaft hat uns von der Sperrung erzählt, am Montag informierte uns der Schmöllner Bürgermeister über das Bauvorhaben des Landes. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätten wir wohl gar nichts erfahren.“ Dabei sei die finanzielle Situation des Obstgutes alles andere als rosig. Rücklagen seien aufgebraucht durch Corona und die Vollsperrung 2022, dafür schlügen Inflation und höherer Mindestlohn zu Buche.

Reserven aufgebraucht: Hofgut Geier blickt sorgenvoll in die Zukunft

Die Geiers sind nicht die einzigen, die mit Sorge auf die kommenden Monate bis Oktober 2024 blicken. Da sind noch Käserei Altenburger Land, das Autohaus Grunwald, der Gasthof Lumpzig - sei alle seien auf Pendlerverkehr, Erreichbarkeit und offene Straßen für ihre Kundschaft angewiesen. So wie die Straußenfarm in Hartha: „Die, die das jetzt wieder veranlassen, haben aus der Vollsperrung und den Konsequenzen für uns 2022 wirklich nichts gelernt. Ich denke, das interessiert auch gar niemanden, wenn sich eine ganze Region jetzt wieder lang machen muss“, sagt Bertram Burkhardt.

Der Verdruss in der Bevölkerung ist groß. Wir hier sind doch immer nur die Doofen.
Ortsteilbürgermeister Claus Katzenberger

Ortsteilbürgermeister Claus Katzenberger (parteilos) ist wirklich wütend über diese Situation: auf das TLBV und die fehlenden Informationen von dort und auf das Schmöllner Rathaus mit Bürgermeister Schrade an der Spitze. „Wie vor zwei Jahren stehen wir mit dieser Vollsperrung wieder vor vollendeten Tatsachen. Ich hätte erwartet, dass sich die Stadtverwaltung mit dem TLBV an einen Tisch setzt, um das zu verhindern“, sagt er. Jeder habe gewusst, dass der zweite Bauabschnitt, der jetzt in Angriff genommen werde, komme. Die Frage war nur, wann. „Und jetzt ist es soweit und es fehlen Abstimmung und Informationen.“

Dafür seien die Auswirkungen dieser monatelangen Vollsperrung für die paar Meter Straße katastrophal: „Für alle Firmen, den Versorgungsverkehr, die Beschäftigten in hiesigen Betrieben, die von Gera aus einpendeln - ach, es ist einfach schlimm. Aber das Ding ist nun gelaufen“, sagt er. Katzenberger fürchtet, dass sich dieses Gebaren der Region gegenüber in den Kommunal- und Landtagswahlen in diesem Jahr in Thüringen niederschlagen werde. „Der Verdruss in der Bevölkerung ist groß. Wir hier sind doch immer die Doofen.“