Crossen. Crossens einzige Hausärztin geht in den Ruhestand. Noch ist die Nachfolge ungewiss. Könnte es das Ende für die örtliche Apotheke sein?

Seit dem 2. Januar 2023 ist Maximilian Dörfer der neue Apotheker in Crossen. Nach 33 Jahren hatte Ute Schumann, die Leiterin der Elstertal-Apotheke in Crossen, zum Jahreswechsel die Apotheke in jüngere Hände übergeben. „Das erste Jahr lief eigentlich ganz gut“, resümiert Dörfer. Zumindest bis er davon gehört habe, dass gleich zwei Hausärztinnen in der näheren Umgebung demnächst aufhören würden. So geht Ende Januar Crossens Allgemeinmedizinerin Ursula Reichenbacher in den Ruhestand, noch ist die Nachfolge ungewiss.

Derzeit bemüht sich die Gemeinde Crossen darum, Räumlichkeiten zu beschaffen, um Crossen für einen künftigen Arzt attraktiver zu machen und so die ärztliche Versorgung in der Gemeinde auch in Zukunft sicherzustellen. Und auch im benachbarten Wetterzeube wird die Allgemeinmedizinerin Andrea Niemeczek Ende März aufhören.

Viele seiner Kundinnen und Kunden kämen aktuell von den Arztpraxen in Wetterzeube und Crossen, sagt Dörfer. Zwar gebe es in Silbitz noch den Allgemeinmediziner Konstantin Kubsch, mit dem die Zusammenarbeit sehr gut funktioniere, doch durch den Wegfall der beiden Ärztinnen blickt nun auch Crossens Apotheker mit Sorgen in die Zukunft. Wenn beide Ärztinnen wegfallen, müsse Dörfer schauen, ob sich die Apotheke an diesem Standort noch lohnt. Aktuell beschäftigt Dörfer vier Angestellte in der Elstertal Apotheke. „Man hat viele laufende Kosten“, sagt er.

Crossens Apotheker: „Es ist schwer abzuschätzen, wie treu die Kundschaft bleibt“

„Es ist schwer abzuschätzen, wie treu die Kundschaft bleibt“, sagt Dörfer. Entscheidend sei zudem, welchen neuen Hausarzt die Crossener bekommen und in welchem Umkreis sich dort eine Apotheke befindet. Im besten Fall würde sich ein junger und ambitionierter Arzt vor Ort niederlassen, der es schafft, die einstigen Patienten der Hausärztin in Crossen wieder aufzunehmen, hofft Maximilian Dörfer. „Geholfen wäre auch schon, wenn ein Arzt für zwei bis drei Stunden in der Woche im Klubhaus vor Ort ist“, sagt Dörfer.

Generell seien die Zeiten nicht leicht für Apotheken. „Durch die Einführung vom E-Rezept wird die ältere Generation etwas abgehängt“, meint der Apotheker. Viele Patienten seien überfordert und wüssten nicht, wie das E-Rezept funktioniert. Auch Kunden, die ihre Bestellung sonst vom Rezept abgelesen und telefonisch an den Apotheker übermittelt hätten, damit dieser die benötigten Medikamente nach Hause liefert, kämen mit dem neuen System nicht mehr klar. Viele hätten nicht die Möglichkeit, selbst in die Apotheke zu kommen, weiß Dörfer. In diesen Fällen wird geliefert.

Nun erfolgt die Lieferung mit einem zusätzlichen Weg für das Apotheken-Team, das zunächst die Gesundheitskarte vom Kunden abholen muss, um am Computer Zugriff auf das Rezept zu erhalten. „Für jeden Handgriff braucht man mehr Zeit“, sagt Dörfer. Die Aufklärung in der Bevölkerung sei sehr bescheiden gewesen.

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Sollte sich die Arztsituation in Crossen nicht in eine postive Richtung wenden, könnte auch ein Umzug eine Perspektive für den Apotheker sein. Doch einen neuen Standort zu finden, der sicht lohnt, sei nicht leicht. Der höchste Kostenpunkt sei für ihn derzeit das Personal. Zur Not müsse er das Geschäft womöglich in Eigenregie weiterführen.