Saale-Holzland. Wie eine Gruppe von fünf Schülern den Besuch der Jobmesse in Eisenberg erlebte. Was für eine Schülerin eine echte Neuigkeit war.

Zur Jobmesse hatten das Landratsamt des Saale-Holzland-Kreises, die Stadt Eisenberg, das Jobcenter und die Bundesagentur für Arbeit Ostthüringen am Freitag eingeladen – und hunderte Schüler aus dem gesamten Landkreis waren gefolgt. „Werft euch an die Stände und geht auf die Unternehmen zu“, sagte Eisenbergs Bürgermeister Michael Kieslich (CDU) am Freitagvormittag zur Messe-Eröffnung – und los ging’s.

Celina Franke-Polz war mit ihren Mitschülerinnen Arlene Scharf, Mira Schild und Luisa Gumpert sowie Mitschüler Toby Ritzmann vor Ort. Bevor die Schüler der 9. Klasse der Stadtrodaer Regelschule den ersten Stand ansteuerten, hieß es erstmal eine Runde in der Halle drehen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Währenddessen erzählte die 14-jährige Celina, dass sie Erzieherin werden möchte. Auch Arlene äußerte klare Berufswünsche. „Ich möchte Journalistin werden“, sagte sie und erklärte, dass sie glaube, dass das ein sehr guter Beruf für sie sei. Wie sie sich den Job vorstellt? „Dass ich viel reise, andere Städte und neue Leute kennenlerne und abwechslungsreiche Aufgaben übernehme. Ein bisschen stressig wird es sicher, weil man es noch nicht kennt, aber das wird sich dann schon im Alltag geben.“ Toby schwebt vor, in Leipzig Mediendesign zu studieren. Davor aber wolle er sein Fachabitur im Bereich Gestaltung erwerben und eine Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten absolvieren. Für Luisa steht fest: Sie möchte Köchin sein. Und Mira? Sie ist die einzige des Quintetts, die noch „nicht wirklich“ eine Vorstellung davon hatte, was sie später einmal machen möchte. „Vielleicht was mit Medien oder vielleicht was mit Kindern“, sagte sie. „Ich weiß nur, dass ich nicht in die Altenpflege gehen möchte. Meine Mutti ist in diesem Beruf tätig und ich weiß, wie schwer der Job ist.“

Schüler fragten Ausbildungsdauer, Lohn und Voraussetzungen für die Ausbildung ab

Noch immer drehen die Jugendlichen ihre Runde durch die volle, warme und auch recht laute Stadthalle. Dann steht fest: Der Stand der Polizei wird zuerst besucht. „Ich habe keine Ahnung, was ich fragen soll“, sagte eine der Schülerinnen. „Vielleicht, wie lange die Ausbildung dauert?“, sagte Toby. Jeder der Gruppe holte Stift und einen Laufzettel der Schule hervor und gemeinsam wurde überlegt, was man überhaupt wissen will. Nach dem gemeinsamen Überlegen stand fest: Ausbildungsdauer, Lohn und Voraussetzungen für die Ausbildung sollten auf jeden Fall abgefragt werden. Weil am Stand der Polizei jedoch gerade zu großer Andrang war, entschied sich die Gruppe, zuerst bei Jenoptik vorbeizuschauen. Doch auch hier hieß es zunächst einige Minuten warten.

Wir möchten mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen und wissen, was sie interessiert, damit auch wir unser Ausbildungskonzept anpassen können.“
Elisabeth Doms-Grimm - Jenoptik-Mitarbeiterin

Dann hatte Elisabeth Doms-Grimm Zeit für die Schüler. Toby stellte die vorab überlegten Fragen und die Jenoptik-Mitarbeiterin antwortete. Jenoptik bilde unter anderem Mechatroniker, Industriemechaniker, Feinoptiker, Fachinformatiker und Industriekaufleute aus. Abhängig vom Beruf dauere der Ausbildungszeitraum zwischen 3 und 3,5 Jahren. Die Ausbildungsvergütung erfolge nach IG-Metall Thüringen-Tarif plus Sonderzahlungen. Bis Mai seien das im 1. Ausbildungslehrjahr 1059 Euro, ab Mai gibt’s mehr durch eine Tariferhöhung. „Für uns sind diese Messeauftritte sehr wichtig und wir nehmen auch jede Messe in der Region mit“, sagte Elisabeth Doms-Grimm. „Wir möchten mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen und wissen, was sie interessiert, damit auch wir unser Ausbildungskonzept regelmäßig anpassen und überarbeiten können.“ Zufrieden mit den Antworten zog die Fünfergruppe weiter.

Jobmesse in der Stadthalle in Eisenberg: Celina im Gespräch mit Oberbrandmeister Georg Franke vom Fachdienst Feuerwehr der Stadt Jena. In der Mitte: „Feuerwehrmann“ Perry. Warum die Puppe so heißt? „Keine Ahnung, das ist sein Spitzname“, sagte der Oberbrandmeister.
Jobmesse in der Stadthalle in Eisenberg: Celina im Gespräch mit Oberbrandmeister Georg Franke vom Fachdienst Feuerwehr der Stadt Jena. In der Mitte: „Feuerwehrmann“ Perry. Warum die Puppe so heißt? „Keine Ahnung, das ist sein Spitzname“, sagte der Oberbrandmeister. © OTZ | Ute Flamich

Am Stand der Stadtverwaltung Jena, wo über 25 Ausbildungs- und Studienrichtungen bei der Stadt und ihren Eigenbetrieben informierte wurde, wollte sich vor allem Celina ein Bild über die Ausbildung zum Brandmeisteranwärter machen. Mit Anja Andritzke, Ausbildungsleiterin des Fachdienstes Personal, kam sie ins Gespräch über beispielsweise den Sporttest, den Theorietest über technisches Verständnis und die Vergütung. „Mich interessiert das, weil ich gern zur freiwilligen Feuerwehr in unserem Ort gehen möchte“, sagte sie. Seit etwa einem Jahr sei ihre Mutti in Oberbodnitz bei der freiwilligen Feuerwehr. „Ich war schon paarmal bei Proben mit und fand es toll. Leider haben wir keine Jugendfeuerwehr, wir sind zu wenig. Aber mit 16 möchte ich in die aktive Wehr“, sagte die 14-Jährige.

Die nächste Frage lautete: So, wo gehen wir jetzt hin?

So, wo gehen wir jetzt hin?, lautete die nächste wichtige Frage. „Zur Bundeswehr“, sagte Mira und alle zogen erneut durch das Gedränge. Karriereberatungsoffizier Markus Schulze aus Gera hatte ein offenes Ohr für die Fragen. Die größte Überraschung für Mira war, wie viele zivile Berufsausbildungen es bei der Bundeswehr gibt. „Ich dachte, man muss da in den Krieg ziehen“, sagte sie. Die Bundeswehr sei einer der größten Arbeitgeber und eine der größten Ausbildungsinstitutionen im öffentlichen Dienst. Sie biete jedes Jahr mehr als 1300 zivile Ausbildungsplätze an, sagte Schulze. An mehr als 200 Standorten in Deutschland seien Ausbildungen möglich. So zum Beispiel in der näheren Umgebung in Gera, Erfurt, Leipzig, Halle und Hof.

Jobmesse in der Stadthalle in Eisenberg. Von links: Celina, Arlene, Mira und Toby. Luisa wollte nicht mit aufs Gruppenfoto.
Jobmesse in der Stadthalle in Eisenberg. Von links: Celina, Arlene, Mira und Toby. Luisa wollte nicht mit aufs Gruppenfoto. © OTZ | Ute Flamich

Höflich bedankten sich die Schüler und gingen weiter. Toby machte noch einen kurzen Zwischenstopp am Stand der Awo und stellte die bereits bekannten Fragen an Steffi Rothenberg von der Personalabteilung. Nun hieß es Pause machen. Die Uhr zeigte 11.01 Uhr an, die Jugendlichen wollten pausieren, weil die Beine wehtaten. 12 Uhr, sagten sie, stehe der Bus zur Abfahrt bereit, der sie zurück nach Stadtroda bringen wird.

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„Die Messe war informativ, aber es war nichts für mich dabei“, war Tobys Fazit. „Mir hat die Jobmesse geholfen, meinen Beruf zu finden“, sagte Mira. „Ich werde was bei der Bundeswehr machen, ich muss nur noch herausfinden, was genau. Aber ich fand es übelst interessant“, sagte sie. Auch Arlene äußerte, dass die Messe „sehr informativ“ gewesen sei. „Ich fand es auch toll, aber ich habe es mir anders vorgestellt. Ich weiß ja schon, was ich machen möchte, und ich habe mich auch nicht umentschieden“, sagte Celina.

Jobmesse in der Stadthalle in Eisenberg: Vor der Stadthalle präsentierte sich das Karrierecenter der Bundeswehr mit einem Fahrzeug der Patenschaftskompanie.
Jobmesse in der Stadthalle in Eisenberg: Vor der Stadthalle präsentierte sich das Karrierecenter der Bundeswehr mit einem Fahrzeug der Patenschaftskompanie. © OTZ | Ute Flamich

Bereits zum 16. Mal stellten Firmen, Institutionen und Schulen Ausbildungsmöglichkeiten, Studiengänge und Praktika vor. Etwa 50 Aussteller waren von 10 bis 16 Uhr Ansprechpartner für Schüler der achten bis zehnten Klassen. Mehr als 550 Schüler wurden erwartet.

Zur Eröffnung waren auch Johann Waschnewski als stellvertretender Landrat vor Ort, Stefan Scholz, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ostthüringen sowie Diana Karadzhova-Beyer, die Geschäftsführerin des Jobcenters Saale-Holzland-Kreis. „Es sind so viele Aussteller und Besucher vor Ort wie noch nie“, sagte Johann Waschnewski zur Begrüßung. Stefan Scholz betonte seinerseits, dass der Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten schwierig sei, der Ausbildungsmarkt aber seit vielen Jahren nur eine Richtung kenne: „Die Zahl der Ausbildungsstellen wird weiter steigen“.

Weitere Termine

  • Zum Berufs-Info-Markt wird am 9. März in der Zeit von 9.30 bis 16 Uhr in das Volkshaus in Jena eingeladen. Weitere Informationen unter: www.perspektiven-finden.com/berufe/ausbildungsmesse/berufs-info-markt-jena
  • Eine Möglichkeit, Ausbildungsplätze live zu erleben, gibt es am 15. März in der Zeit von 17 bis 22 Uhr im Jenaer Bildungszentrum. Ausbildung, Quereinstieg und Studium bei Schott, Zeiss und Jenoptik sind dann Thema. Anmeldungen sind möglich unter: www.jbz-jena.de
  • Das Berufsschulzentrum Hermsdorf-Schleiz-Pößneck lädt am 16. März von 10 bis 13 Uhr zu einem Tag der offenen Tür nach Hermsdorf ein. Schüler und Lehrer informieren über Ausbildungsmöglichkeiten in Gestaltung (Medien, Grafik, Design, Werbung), Informatik, Keramik, Hauswirtschaft, Holz-, Metall-, Textil- und Bautechnik, Wirtschaft und Verwaltung und im Sattlerberuf. Es wird der Weg zum richtigen Beruf, zum Haupt- bzw. Realschulabschluss an einer Berufsschule und zur Fachhochschulreife gezeigt. Alle Fachräume können besichtigt werden.
  • Messe „Arbeiten im Saale-Holzland-Kreis“ am 13. April im Stadthaus Hermsdorf. Die Messe richtet sich sowohl an Jugendliche als auch an Rückkehrer, Fortbildungswillige und Berufstätige, die sich beruflich umorientieren möchten.