Landkreis. Gemeinde bei Stadtroda: Es ist schwer, Freiwillige für Rettungsaktionen von Kröte, Frosch & Molch zu finden. Warum der Tierschutz im Rothehofbachthal in Stress ausartet.

Der Aufenthalt an Straßenrändern des Rothehofbachtals zum Zwecke der Amphibienrettung kann gefährlich werden. Nicht nur für die Amphibien. Dieser Tage wäre beinahe einer der freiwilligen Krötensammler als Galionsfigur auf einem Güllefahrzeug aus Trockenborn-Wolfersdorf gelandet. Dabei hat sich Ulrich Schubert, der mit seinen Bufdis täglich Kröten rettet, auf behördliche Anordnung ein Baustellenfahrzeug besorgt, das ihn und seine Freiwilligen legitimiert, an der Straße arbeiten und Fahrzeuge abstellen zu dürfen.

„Ich hatte dem Fahrer signalisiert, das Tempo zu drosseln, doch der dachte nicht daran“, berichtet Schubert, der nach eigenen Angaben vom Sog des großen Fahrzeuges beinahe umgeworfen worden wäre. Während Autofahrer Verständnis zeigten, bretterten Holzlaster, Landwirtschaftsfahrzeuge und Gülletransporter an den Leuten vorbei, ohne den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 2,50 Metern einzuhalten. „Je größer das Fahrzeug, umso respektloser das Verhalten der Fahrer“, resümiert Schubert.

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„Zwar stehen die Zäune, doch müssen wir die Strecke ständig kontrollieren und Ausbesserungen vornehmen“, sagt Schubert, der sich seit Aufnahme des Projektes fühle wie Bob, der Baumeister – mit gelber Weste, Gummistiefeln, Arbeitskluft und Baustellenfahrzeug inklusive Signalanlage. Eine verkehrsrechtliche Anordnung des Landratsamtes besage, dass die erlaubte Geschwindigkeit stellenweise 30 beziehungsweise 60 Kilometer pro Stunde betrage.

Dem ist nicht ganz so. „Nachdem die Vollsperrung abgewendet werden konnte, lebt die ursprüngliche Anordnung wieder auf. Diese besagt, dass in den Monaten März und April dort die Verkehrszeichen 101 „Amphibienwanderung“ und zusätzlich die Zeichen 274-60 „Zulässige Höchstgeschwindigkeit 60 km/h“ aufzustellen sind. 30 km/h sind nicht beantragt worden und würden von uns auf einer Landesstraße außerorts auch nicht genehmigt werden“, erklärt die Behörde auf Anfrage.

Zaun muss „molchsdicht“ sein

Diese Woche mussten Schubert und sein Trupp nochmals ausrücken, um den Zaun „molchsdicht“ zu machen. Bei einer Kontrolle war der Oberen Naturschutzbehörde aufgefallen, dass der Zaun Mängel aufweise und nachgebessert werden müsse. Mit Hilfe von Eimern und Schubkarren transportierten die Freiwilligen am Mittwoch Erde aus dem nahe gelegenen Waldstück und verdichteten damit den Zaunbereich.

Trotz aller Querelen wollen Schubert und seine Freiwilligen das Feld an der Straße nicht räumen. Im Gegenteil: „Wir suchen Verstärkung, aber die Menschen müssen der Sache physisch gewachsen sein.“ Die meisten bisherigen Helfer waren sich der Tragweite dieser Aufgabe offenbar nicht bewusst. Familien mit Kindern hätten einen Spaziergang für eine halbe Stunde Hilfe genutzt, was der Sache nicht dienlich gewesen sei. „Die Helfer müssen kontinuierlich bis Ende April dabei bleiben und jeden Tag 8 sowie 17 Uhr die Strecke ablaufen. Für Kinder ist das viel zu gefährlich“, sagt Schubert.

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Mit steigenden Temperaturen nimmt Aufkommen zu

Außerdem sei eine Ausbildung und Einweisung notwendig. Julia Gruner, Bundesfreiwilligendienstleistende im Schloss Wolfersdorf, hat an einer solchen Schulung teilgenommen und kann Auskunft über die Arten geben. „Zurzeit überqueren meist Erdkröten, Teich- und Bergmolche die Straße, Frösche seltener.“ Die Tiere laufen meistens nachts, mit steigender Temperatur werde eine Invasion erwartet. Über jeden Gang muss das Rettungsteam ein Protokoll mit Angaben über Wetter, Temperatur, Arten et cetera anfertigen.

Trotz aller Bemühungen sei die Population im bis dato mit Artenreichtum gesegneten Rothehofbachtal rückläufig. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises wisse darum und betrachte diese Entwicklung mit Sorge. Wie hoch dieser Rückgang ist, wie die Behörde Krötenrettungsaktionen in Zukunft organisieren will und ob eine Vollsperrung der Straße möglicherweise die günstigere Variante ist, lesen Sie in Kürze.