Berlin. Die FDP will die Freibeträge, aber nicht das Kindergeld erhöhen und sorgt für den nächsten Ampel-Streit. Was das für Familien bedeutet.

  • Das Kindergeld soll Familien entlasten. Es beträgt 250 Euro monatlich pro Kind und hilft insbesondere Familien mit geringem und mittlerem Haushaltseinkommen.
  • Freibeträge für Kinder verringern die Steuerlast der Eltern. Für manche Familien lohnen sie sich eher als das Kindergeld – insbesondere für Haushalte mit höherem Einkommen.

Kinder sind teuer. Und sie sind die Steuerzahler von morgen. Der Staat hat also ein Eigeninteresse an der Familienförderung. Deshalb werden Familien in Deutschland finanziell unterstützt. Die wichtigsten Förderungen sind dabei das Kindergeld und der Kinderfreibetrag. Familien erhalten jedoch nur eines von beiden. Doch was ist der Unterschied? Für wen lohnen sich Kindergeld und Kinderfreibetrag? Und warum gibt es Streit in der Ampel? Ein Überblick.

Was ist das Kindergeld?

Kindergeld ist eine Förderung speziell für Eltern mit Kindern. Es wird ab der Geburt des Kindes gezahlt und beträgt seit 2023 monatlich 250 Euro pro Kind. Das Kindergeld steht erst mal allen Familien zu. Eltern können es bei der Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit beantragen und sollten das auch tun. Denn der Kindergeldanspruch ist auch eine Voraussetzung für andere steuerliche Vergünstigungen. Das Kindergeld wird an die Person ausgezahlt, in deren Obhut das Kind lebt.

Wer kann Kindergeld beziehen und unter welchen Voraussetzungen?

Eltern mit einem oder mehreren Kindern können Kindergeld bekommen. Gezahlt wird für Kinder bis zum 18. Lebensjahr. Für Kinder in Ausbildung bis zum 25. Lebensjahr und für arbeitslose Kinder bis zum 21. Lebensjahr. Hat das Kind bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein abgeschlossenes Erststudium und ist in Arbeit, zahlt der Staat nicht mehr – außer das Kind arbeitet weniger als 20 Stunden die Woche.

Was ist der Kinderfreibetrag?

Eltern können anstatt des Kindergelds auch vom Kinderfreibetrag profitieren. Der Kinderfreibetrag ist eine steuerliche Entlastung bei der Einkommenssteuer. Er funktioniert ähnlich wie der Grundfreibetrag. Vom zu versteuernden Einkommen der Eltern wird der Kinderfreibetrag abgezogen und die Steuerlast so verringert.

Vielen Familien in Deutschland setzte die Inflation der vergangenen Jahre zu. Die Bundesregierung hat die Förderungen deshalb zuletzt erhöht.
Vielen Familien in Deutschland setzte die Inflation der vergangenen Jahre zu. Die Bundesregierung hat die Förderungen deshalb zuletzt erhöht. © imago images/photothek | IMAGO stock

Der Kinderfreibetrag soll das Existenzminimum des Kindes steuerfrei stellen. Im Jahr 2023 betrug er 6024 Euro, also 3012 Euro pro Elternteil. Der Freibetrag wurde zum 1. Januar 2024 bereits von 6024 Euro auf 6384 angehoben und soll nach den Plänen des Finanzministeriums rückwirkend auf 6612 Euro steigen. Darüber gibt es jedoch Streit.

Ist Kindergeld oder der Kinderfreibetrag für mich besser?

Hier die gute Nachricht für alle, die sich nicht gerne mit Zahlen beschäftigen: Niemand muss selbst ausrechnen, ob das Kindergeld oder der Kinderfreibetrag für den eigenen Haushalt vorteilhafter ist. Das übernimmt das Finanzamt. Alles, was Eltern dafür tun müssen, ist die Anlage Kind bei der Steuerklärung auszufüllen. Das Finanzamt prüft dann, welche Variante für die Familie günstiger ist und wählt diese.

Wer profitiert vom Kinderfreibetrag?

Die kurze Antwort: Gutverdiener profitieren eher vom Kinderfreibetrag, Haushalte mit mittlerem oder geringem Einkommen vom Kindergeld. Wie erklärt sich das? Nimmt man eine Familie mit einem Kind an: Für dieses Kind haben die beiden Eltern insgesamt zwölf Monate 250 Euro Kindergeld erhalten, also 3000 Euro im Jahr. Nun machen die Eltern ihre Steuererklärung. Das Finanzamt prüft dann, wie viel Steuern die Eltern zahlen müssten, wenn der Kinderfreibetrag berücksichtigt wird und wie viel sie ohne den Kinderfreibetrag abgeben müssten.

Staatliche LeistungKindergeld
EmpfängerErziehungsberechtigte, in Ausnahmefällen Kinder selbst
Höhe250 Euro pro Kind
Dauerab der Geburt, höchstens bis zum 25. Geburtstag
Ausgaben des StaatsInsgesamt 47,9 Milliarden (2022 in Deutschland)

Liegt der Steuervorteil mit Kinderfreibetrag bei weniger als 3000 Euro, bleibt es beim Kindergeld. Liegt er bei mehr als 3000 Euro, dann wird den Eltern der Kinderfreibetrag angerechnet. Sie bekommen letztlich also mehr als die 3000 Euro. Dieser Effekt tritt aber erst bei einer bestimmten Einkommenshöhe ein. Diese lag zuletzt bei zusammen veranlagten Eltern bei einem zu versteuernden Einkommen von etwa 80.000 Euro. Bei Alleinerziehenden bereits ab etwa 40.000 Euro.

Warum gibt es Streit in der Ampelkoalition?

Der Kinderfreibetrag wurde zum 1. Januar von 6024 auf 6384 Euro angehoben. Finanzminister Lindner will aber, dass er zusätzlich rückwirkend auf 6612 Euro steigt, wie ein Ministeriumssprecher am Freitag bestätigt hatte. Das FDP-Präsidium wies zudem darauf hin, dass diese Erhöhung mit Bundeskanzler Scholz (SPD) beschlossen worden sei. Bei der SPD scheint man sich allerdings uneins, SPD-Chef Lars Klingbeil kritisierte das Vorgehen des Finanzministers. Klingbeil sagte der „BamS“ zu den aktuellen Plänen: „Nur Familien mit sehr hohen Einkommen zu entlasten, halte ich für ungerecht.“

Und weiter: „Gerade diejenigen, die jeden Tag aufstehen, ihr Einkommen hart erarbeiten und sich nebenbei um ihre Kinder, die Nachbarn und den Verein kümmern, sollten entlastet werden.“ Genau diese Leute spürten immer noch die Folgen der Inflation. „Deswegen ist für mich völlig klar, dass auch Familien mit kleinen und mittleren Einkommen in diesem Jahr mehr bekommen müssen.“ Der finanzpolitische Sprecher der SPD, Michael Schrodi, ging noch einen Schritt weiter und sagte der „BamS“ zu Lindners Plänen: „Das wird die SPD nicht mitmachen. Für solche Pläne aus dem Haus Lindner wird es keine Mehrheit geben.“

Auch aus den Reihen der Grünen gibt es Einwände. „Familien in der Mitte dürfen nicht leer ausgehen“, sagte Fraktionsvize Andreas Audretsch der Zeitung. Es sei geübte Praxis, Kindergeld und Kinderfreibetrag gleichermaßen zu erhöhen. „Diese Verlässlichkeit wird zu Recht von den Bürgerinnen und Bürgern erwartet.“ Ähnlich äußerte sich die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge. Der Kinderfreibetrag nutze sehr reichen Eltern, sagte sie am Sonntagabend in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. Aus ihrer Sicht sei in der Ampel klar verabredet worden, dass Kinderfreibetrag und Kindergeld im gleichen Maße steigen sollten.