Erfurt. TA-Recherchen und DNA-Tests belegen eindeutig, dass die Ohrdrufer Wölfin erheblich mehr Schafe und Ziegen gerissen hat, als bisher öffentlich gemacht wurde.

Die Ohrdrufer Wölfin GW 267f hat nachweislich erheblich mehr Schafe und Ziegen gerissen, als das Umweltministerium bislang kommuniziert hat.

Auf ihr Konto gehen nach eindeutigen DNA-Tests nicht nur die bekannten vier Risse aus den Jahren 2018/19 mit 20 getöteten Schafen und Ziegen, sondern zudem sechs Attacken im Jahr 2017 mit 28 gerissenen Tieren. Das räumte das Ministerium auf Anfrage unserer Zeitung am Freitag ein. 14 Attacken im Juli 2019 bei Ohrdruf mit 25 gerissenen Nutztieren sind noch nicht genetisch ausgewertet.

Konsequenzen zieht das Umweltministerium bisher nicht. Staatssekretär Olaf Möller (Grüne) ließ erklären, das Land werde handeln, wenn zweifelsfrei feststehe, dass GW 267f mehrfach als wolfssicher geltende Schutzzäune überwunden habe. Doch dafür fehlen nach Möllers Dafürhalten weiterhin Beweise. Ein Ministeriumssprecher teilte zudem mit: „Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen ist die Ohrdrufer Wölfin nicht als auffällig einzustufen.“

Das Umweltministerium lehnt den Antrag auf Entnahme der Wölfin ab, den die drei führenden Thüringer Landwirtschaftsverbände am Freitag bei Ressortchefin Anja Siegesmund (Grüne) eingereicht haben.

Scharfe Kritik vom Naturschutzbund Nabu

Scharfe Kritik an dem gemeinsamen Antrag von Landesbauernverband, Schafzuchtverband und dem Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbezirksinhaber erhebt der Naturschutzbund Nabu. Der Antrag auf Abschuss der Wölfin sei „überzogen“ und „entzieht sich jeder fachlich fundierten Grundlage und sachlichen Einschätzung der Situation“, äußerte Silvester Tamas, Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf beim Nabu.

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„Die Jagd auf Wölfe ersetzt keinen Herdenschutz“, sagte Tamas und listete mutmaßliche Beobachtungen auf, die den Eindruck erwecken können, Thüringer Schäfer seien mitverantwortlich für die Häufung der Wolfsattacken in der Region Ohrdruf.

Der dortige Wolfsschutz sei nicht ausreichend umgesetzt, monierte Tamas. „Immer wieder beobachten wir in der Region schlecht geschützte Herden. Zäune sind defekt. Manchmal stehen Schafe vor dem umgekippten Zaun.“

Als „ideologiegeprägt“ und „fadenscheinig“ wiesen Bauernpräsident Klaus Wagner und der Zuchtleiter des Schafzuchtverbands, Gerhard Schuh, die Kritik des Nabu zurück. Vereinzelt gebe es Schäfer, die ihre Herden nicht optimal schützten, zumal die landschaftlichen Bedingungen den Optimalschutz manchmal nicht zuließen, räumten sie ein. „Aber der Antrag auf Entnahme der Ohrdrufer Wölfin wird ausschließlich mit Rissvorkommnissen begründet, in denen der Rissgutachter einen optimalen Herdenschutz festgestellt hat“, betonte Schuh.

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