Erfurt. Ulf Grießmann bleibt bis Ende März und damit drei Monate länger als geplant im Amt.

Der in die Kritik geratene Landesgeschäftsführer der Thüringer Arbeiterwohlfahrt (Awo) wird jetzt doch noch länger im Amt bleiben als zunächst geplant. Wie ein Awo-Sprecher auf Nachfrage mitteilte, gibt Ulf Grießmann (46) diese Position erst zum 31. März auf. Bis dahin wolle er den Prozess der Neuwahl des Landesvorstands, dem er bisher als Landesgeschäftsführer qua Amt angehörte, begleiten.

Der Hildburghäuser hatte Anfang Mai 2020 nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen die Führung der Thüringer Awo-Tochter AJS gGmbH und deren Kontrollgremien um seine Abberufung zum Jahresende gebeten. Künftig wolle er sich auf seine Aufgabe als Geschäftsführer des Awo-Kreisverbandes Saale-Orla konzentrieren, die er schon bisher inne hatte, hieß es. In einem internen Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt, hatte Grießmann seinen Schritt damit begründet, dass er sich 2019 als Geschäftsführer der AJS beworben habe, da aus seiner Sicht Landesverband und dieses mehr als 5000 Mitarbeiter zählende Tochterunternehmen organisatorisch und personell eine Einheit bilden sollten.

Diese Position sei aber mit seiner Person nicht mehrheitsfähig. Grießmann gilt es als engster Vertrauter des fristlos gekündigten Ex-AJS-Chefs Michael Hack. Sein eigenes Jahresgehalt hatte der Awo-Bundesverband in einem Prüfbericht zunächst als unangemessen hoch bezeichnet, sich aber später korrigiert. Grießmanns Bezüge liegen bei rund 135.000 Euro plus Dienstwagen. Für seine Nachfolge liegen rund 40 Bewerbungen vor, die Gespräche beginnen dem Awo-Sprecher zufolge in diesen Tagen. Wegen Corona mussten die für November geplante Landesdelegiertenkonferenz und die Neuwahl des Landesvorstands verschoben werden. Die Wahl soll jetzt per Brief erfolgen, das Ergebnis nach der für Freitag geplanten Versendung der Wahlunterlagen Ende Februar vorliegen. Am Mittwoch hat der Landesverband die Liste der zwölf Kandidaten bekanntgegeben: Um den Landesvorsitz bewirbt sich demnach Petra Rottschalk aus Rudolstadt, die im Juli gewählte Landesvize.

Das Vize-Amt strebt neben den ebenfalls im Juli gewählten Matthias Graul (Kreisverband Saalfeld-Rudolstadt) und Thomas Walter (KV Greiz) auch Ulrike Grosse-Röthig (Regionalverband Mitte-West-Thüringen), die bisherige Kita-Bundeselternsprecherin, an. Vom alten Vorstand ist auf der Liste niemand mehr vertreten. Der Awo-Landesverband ist Hauptgesellschafter der AJS gGmbH.

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