Vor allem Standorte an Autobahnen und Schnellstraßen sind bei Automatenknackern beliebt: Immer wieder gibt es auch im Freistaat Angriffe auf Geldautomaten – teilweise mit gravierenden Folgen.
Geldautomaten, die gesprengt, aufgeflext oder einfach aus der Wand gerissen werden: Obwohl solche Fälle in Thüringen vergleichsweise selten sind, geraten die Auszahlautomaten auch im Freistaat immer wieder ins Visier von Räubern. "Im Bundesvergleich sind wir unterdurchschnittlich stark betroffen", erklärt Benjamin Beck von der Sparkasse Mittelthüringen. "Gleichwohl sind die Schäden, die dabei verursacht werden, erheblich."
In den vergangenen Jahren hatte es im Geschäftsbereich der Sparkasse Mittelthüringen zwei Automatensprengungen gegeben. "Bei einem aktuellen Fall in Elxleben muss das Gebäude vor der Wiedereröffnung grundlegend saniert werden, was nach derzeitigem Erkenntnisstand mehr als eine Million Euro kosten und einige Monate in Anspruch nehmen wird", sagte Beck.
Die Diebe hatten dort der Polizei zufolge die Tür der Sparkasse ausgehebelt und den Automaten gesprengt. Trotz einer sofort eingeleiteten Suche und dem Einsatz eines Hubschraubers waren die drei Täter mit den Geldkassetten entkommen.
30 Fälle in drei Jahren
Anfang Dezember mussten in Roßleben im Kyffhäuserkreis 28 Menschen aus umliegenden Gebäuden evakuiert werden. Nach einem gescheiterten Angriff auf einen Geldautomaten bestand der Verdacht auf Sprengstoff am Tatort, Spezialkräfte gaben später aber Entwarnung. Mitte Dezember gab es einen Angriff auf einen Automaten in Schleusingen: Dort konnten die Täter mit der Beute entkommen.
Dem Thüringer Landeskriminalamt (LKA) zufolge wurden seit 2019 im Freistaat in 30 Fällen Geldautomaten mit Explosivstoffen angegriffen. Die Polizei spricht dabei von "heißer Arbeit". Im selben Zeitraum wurden 29 Fälle von "kalter Arbeit" registriert, bei denen der Aufbruchversuch durch Hebeln, Bohren, Flexen oder Herausreißen geschah.
Geringe Aufklärungsquote
"Generell bevorzugen die Täter Orte mit guten Anbindungen an Bundesautobahnen und/oder Schnellstraßen", erklärte die Sprecherin des LKA, Sandra Frankenhäuser. "Häufig ist es so, dass diese bereits auf der Flucht sind, wenn die Polizei Kenntnis erlangt." Die Aufklärungsquote sei dementsprechend gering.
Aufgrund der relativ geringen Fallzahlen in Thüringen seien keine Schwerpunkte auszumachen, heißt es vom LKA. So ist einem Sprecher der Nordthüringer Volksbank zufolge in deren Geschäftsgebiet bisher kein Fall aufgetreten. Für die Banken sei es dennoch eine ständige Herausforderung, die Infrastruktur an die aktuellen Anforderungen anzupassen, sagte Beck.
Neben Überwachungs- und Alarmsystemen in den Filialen und in den Automaten seien auch Maßnahmen wie die nächtliche Schließung der Filialen eingeführt worden. Die VR Bank Mitte wollte keine Angaben zum Thema machen.
Im November 2022 wurde der bundesweite "Runde Tisch Geldautomatensprengungen" ins Leben gerufen, um mit betroffenen Behörden und der Privatwirtschaft nach gemeinsamen Lösungen für das Problem zu suchen.
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