Erfurt. Glatteis hat am Montag allein in Erfurt zu mehr als 90 Unfällen geführt. Die Notaufnahmen waren vielerorts ausgelastet mit gestürzten Personen.

Überfrierender Regen und Glatteis haben am Montag zu zahlreichen Unfällen in Thüringen geführt. Es gab über das ganze Land verteilt ein hohes Unfallaufkommen, sagte eine Sprecherin des Lagezentrums. "Wir sind mit Notrufen beschäftigt."

Die Landeseinsatzzentrale verzeichnete allein von 5.30 Uhr bis 10.30 Uhr rund 250 Unfälle auf Thüringer Straßen. Zumeist wurden die Beamten zu kleinen Unfällen mit überwiegend Sachschäden gerufen. Vor allem im Norden, Westen und in der Mitte des Freistaates waren die Straßen teils spiegelglatt, es gab Dutzende Verkehrsunfälle und Behinderungen im öffentlichen Busverkehr.

Wetterdienst hebt am Nachmittag Unwetterwarnung auf

Der Deutsche Wetterdienst hob am Nachmittag die Unwetterwarnung vor Glatteis auf. In vielen Teilen des Landes hatte sich die Glatteislage seit den Mittagsstunden wieder entspannt.

Auto rutscht in Flussbett - Volle Notaufnahmen

In Erfurt waren bei zwei Unfällen ein Autofahrer und ein Schüler schwer verletzt worden. So wurde ein 13 Jahre alter Junge auf einem Fußgängerüberweg von einem Auto erfasst, wie die Landespolizeiinspektion in Erfurt mitteilte. Bei einem anderen Unfall in der Landeshauptstadt rutschte ein Fahrer mit seinem Auto in den Straßengraben. Der 33-Jährige erlitt schwere Verletzungen.

Laut Polizei ereigneten sich seit Montagmorgen allein in Erfurt mehr als 90 Unfälle: Autos rutschten unter anderem gegen Hausmauern, Verkehrsschilder, Verteilerkästen, Poller und andere Fahrzeuge. Ein Wagen landete sogar im Flussbett der Schmalen Gera - der Fahrer blieb unverletzt. Am Vormittag füllten sich zudem schnell die Notaufnahmen. Wie eine Sprecherin des Helios Klinikums in Erfurt sagte, kamen 75 Prozent der Patienten wegen Stürzen und Brüchen.

Der egapark und der egapark-Shop blieben am Montag geschlossen. Wie die Stadtwerke am Vormittag mitteilten, stehe die Sicherheit der Besucher im Vordergrund. Zudem fuhren zahlreiche Straßenbahnen nicht planmäßig. Auch die Müllentsorgungfahrzeuge der Stadtwerke fuhren nicht, um Bürgerinnen und Bürger sowie Mitarbeiter nicht unnötig zu gefährden. Die Entsorgung wird morgen nachgeholt, deshalb werden alle Erfurter aufgerufen, ihre Abfallbehälter stehen zu lassen.

Blitzeis und ein Brand in Kirche sorgen für Behinderungen

Was zunächst nur in West- und Nordthüringen ein Problem war, hinterließ ab dem späten Vormittag auch in Saalfeld-Rudolstadt Spuren: Von Westen her einsetzender Regen, der vielfach auf gefrorenen Untergrund traf, sorgte für erhebliche Behinderungen auf Straßen, Gehwegen und Plätzen im Landkreis.

Im Eichsfeld war vor allem der Rettungsdienst stark ausgelastet. Auch hier waren zahlreiche Menschen auf spiegelglatten Fußwegen ausgerutscht und gestürzt. Der Eisregen habe in einigen Teilen bereits in der Nacht gegen 2.30 Uhr eingesetzt. Die Polizei hatte allein zwischen 9 und 10 Uhr insgesamt 22 Verkehrsunfälle gemeldet bekommen. 20 davon wurden durch Polizeibeamte aufgenommen, bei zwei weiteren hatten sich die Unfallbeteiligten selbst geeinigt.

"Zum Glück gab es keine Verletzten, nur Blechschäden", sagt Polizeichef Christopher Machlitt. Allerdings seien bei vier der Unfälle Räumfahrzeuge beteiligt gewesen, zum Beispiel in Kreuzebra. In Uder stand vor der Regelschule ein Bus quer, kam auf Eis nicht mehr weg. Die Fahrgäste konnten aber unbeschadet aussteigen.

In Schönau wurde die Feuerwehr zur Hilfe gerufen, nachdem hier ein Rettungswagen nicht mehr vom Fleck kam. Bis auf wenige Verspätungen lief laut Auskunft der Eichsfeldwerke-Tochter EW Bus der Schulbusbetrieb normal. Punkt 12 Uhr schlug auch die Warnapp Nina an und hob die Glatteiswarnung auf.

Umgestürzte Bäume und etliche Blechschäden

Mindestens zehn Verkehrsunfälle wegen Glätte gab es laut Polizei auch in der Stadt Eisenach. Dabei wurden keine Personen verletzt, es blieb vor allem bei Blechschäden. Im gesamten Wartburgkreis waren Gehwege und Straßen zum Teil spiegelglatt. Bei Mihla im Wartburgkreis blockierte am Morgen ein Lkw über mehrere Stunden die Landstraße 1016, der gegen 5.15 Uhr ins Schleudern geraten war. Der 65 Jahre alte Fahrer rutschte mit seinem Gespann nach links in den Graben und kam dort zum Stillstand. Dabei wurde er im Führerhaus eingeklemmt und verletzte sich leicht. Er musste durch die Feuerwehr befreit und mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Der nicht mehr fahrbereite Lkw wurde abgeschleppt. Der entstandene Schaden wird auf etwa 30.000 Euro geschätzt.

Im Landkreis Gotha war die Straße zwischen Reinhardsbrunn und Schnepfenthal-Rödichen wegen umgestürzter Bäume gesperrt.

Die Landespolizeiinspektion Nordhausen bat alle Betroffenen um Geduld bei der Unfallaufnahme. Aufgrund des Glatteises müsse mit längeren Wartezeiten gerechnet werden. Unfallbeteiligte sollten die Unfallstelle selbst absichern und die Wartezeit nutzen, um bereits die Personalien mit dem Unfallgegner auszutauschen.

Auch im Ilm-Kreis fuhren die Rettungsdienste am Montagmorgen rund doppelt so viele Einsätze wie an normalen Wochentagen. Glatteisbedingte Verkehrsunfälle gab es zwar nicht, dennoch stürzten viele Menschen auf den vereisten Gehwegen oder in noch ungeräumten Nebenstraßen. In der Notaufnahme der Ilm-Kreis-Kliniken wurden viele Brüche und Prellungen versorgt. Das Einsatzaufkommen sank gegen Mittag, als die Temperaturen anstiegen.

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Schulen trotz Glatteis weitgehend geöffnet

Trotz spiegelglatter Straßen haben Thüringens Schulen am Montag weitgehend ihren Betrieb fortgesetzt. Einzelne Schulen hatten den Unterricht abgesagt, dort sei aber eine Notbetreuung eingerichtet worden, wie eine Sprecherin des Bildungsministeriums am Montag sagte. Die Schulleitungen entschieden darüber vor Ort zusammen mit den Schulämtern.

Das Blitzeis verwandelte den Weimarhallenpark in Weimar in eine gefährliche Rutschbahn.
Das Blitzeis verwandelte den Weimarhallenpark in Weimar in eine gefährliche Rutschbahn. © Tino Richter

Busverkehr eingestellt - auch Schulbusse betroffen

Die Verkehrsbetriebe im Landkreis Nordhausen hatten am Morgen den Linienbusverkehr und den Schülerverkehr eingestellt. Wie das Unternehmen mitteilte, gab es im Straßenbahnverkehr indes keine Einschränkungen. Die Polizei wurde am Montagmorgen bis 9 Uhr zu fünf Glätteunfällen gerufen, erklärte ein Sprecher. Fahrzeuge seien von der Straße gerutscht oder mit anderen kollidiert. Verletzt worden sei niemand.

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Wegen des Eisregens war zur Sicherheit der Fahrgäste auch im Landkreis Gotha der Nahverkehr eingestellt worden.

Kyffhäuser-Denkmal bleibt zu

Auch die Regionalbusgesellschaft und die Verkehrsgesellschaft Südharz hatten laut Landratsamt im Kyffhäuserkreis die Schülerbeförderung und den öffentlichen Nahverkehr aufgrund der Glatteisgefahr eingestellt.

Das Kyffhäuser-Denkmal blieb heute ganztägig geschlossen. Das teilte Denkmal-Leiter Heiko Kolbe mit. Am Dienstag soll der Denkmalbetrieb, soweit es die Witterung zulässt, zu den üblichen Zeiten wieder aufgenommen werden.

Blitzeis sorgte auch im Eichsfeld, wie hier in Worbis, für glatte Straßen. Auch die Streufahrzeuge des Bauhofes der Stadt Leinefelde-Worbis waren pausenlos im Einsatz.
Blitzeis sorgte auch im Eichsfeld, wie hier in Worbis, für glatte Straßen. Auch die Streufahrzeuge des Bauhofes der Stadt Leinefelde-Worbis waren pausenlos im Einsatz. © Eckhard Jüngel

Im Altenburger Land war derweil bis zum Vormittag noch alles ruhig. Die Thüsac-Personennahverkehrsgesellschaft beobachtete die Wetterlage aufmerksam, um schnell reagieren zu können. Sprecher Thomas Hermsdorf: "Zum Glück sind unsere Hauptstrecken vom Winterdienst sehr gut befahren." Die Kreisstraßenmeisterei hatte am Morgen wie immer die ersten Touren absolviert. "Alles läuft reibungslos", so Jana Fuchs, Sprecherin des Landratsamtes.

Viele Fußgänger hielten sich an Hauswänden und Geländern fest oder liefen gleich auf der Fahrbahn, wie hier in Schleiz.
Viele Fußgänger hielten sich an Hauswänden und Geländern fest oder liefen gleich auf der Fahrbahn, wie hier in Schleiz. © Peter Cissek

Glatteisgefahr auch am Nachmittag

Gegen Mittag entspannte sich die Glatteis-Lage laut Deutschem Wetterdienst in weiten Teilen Thüringens. Lediglich im Altenburger Land und im Landkreis Greiz dauerte es bis zum Nachmittag an. Wo überall in Thüringen Verkehrsteilnehmer mit gefährlicher Glätte rechnen mussten, erfahren Sie hier in einer Übersicht.

Eisregen und Blitzeis sorgten auch im Altenburger Land für zum Teil spiegelglatte Wege und Straßen, wie hier auf der Pleißebrücke in Gößnitz.
Eisregen und Blitzeis sorgten auch im Altenburger Land für zum Teil spiegelglatte Wege und Straßen, wie hier auf der Pleißebrücke in Gößnitz. © Jana Borath

Im Landkreis Sömmerda wurden zwischen 5 und 14 Uhr insgesamt 16 Unfälle registriert, wovon zehn auf Glätte zurückzuführen waren, wie die Sprecherin der Landespolizeiinspektion Erfurt, Julia Neumann, informierte. In Walschleben geriet ein Radlader beim Abbiegen ins Rutschen, in Vogelsberg und Sömmerda stießen aufgrund von Glätte Fahrzeuge gegen geparkte Autos, in Elxleben geschah dies sogar gleich zweimal. In Buttstädt rutschte ein Auto gegen ein Baustellenschild, in Sömmerda eins gegen einen Telekomkasten und einen Gartenzaun, in Ollendorf gegen eine Straßenlaterne. Auf der Strecke zwischen Leubingen und Griefstedt landete ein Auto im Graben.

In Witterda geriet ein Firmenwagen in der abschüssigen Brauhausgasse ins Rutschen und verkeilte sich zwischen einer Mauer und einer Haustür. Hier halfen Gemeindearbeiter, das Fahrzeug aus seiner misslichen Lage zu befreien. Verletzt wurde bei dem Unfall glücklicherweise niemand, es entstand jedoch Sachschaden.

In Ostthüringen kam der Regen erst am Vormittag

In Ostthüringen setzte der Regen erst am späteren Montagvormittag ein. Folge: gefährliche Glätte auf Fahrbahnen und Gehwegen. Zwischen Mittag und gegen 15 Uhr mussten in der Notaufnahme des SRH Waldklinikums zehn Patienten, die durch das Glatteis gestürzt waren, behandelt werden. Das teilt uns das Krankenhaus auf Nachfrage mit. Die größtenteils älteren Patienten hatten Verletzungen an Kopf, Schulter und Gelenken, etwa die Hälfte von ihnen konnte nach der medizinischen Versorgung wieder nach Hause.

Trotz Warnstufe „Hoch“ des Deutschen Wetterdienstes bis 16 Uhr - im Altenburger Land gehen Blitzeis und Eisregen auf frostigem Boden zum Wochenstart ohne große Probleme über die Bühne. So war in der Notaufnahme des Klinikums Altenburger Land bis zum frühen Nachmittag lediglich ein Patient nach einem Glätteunfall mit seinem Rad behandelt worden.

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