Garbisdorf. Ulrich und Andreas Hachulla zeigen Grafiken im Quellenhof Garbisdorf

Gleich zwei Künstler, die in den gezeigten Arbeiten nicht unterschiedlicher sein können, hatte die Galerie des Heimatvereins Göpfersdorf in den Kulturhof Quellenhof Garbisdorf eingeladen: Ulrich und Andreas Hachulla. Der eine Vater, der andere Sohn, beide mit Grafik eng verbunden. Es ginge zunächst nach Alter, dann nach Schönheit, leitete Moderator Lutz Woitke launig seine Fragerunde zur Ausstellungseröffnung am Freitagabend, 22. März, ein. Und bediente damit auch das größte Interesse der Anwesenden, denn Ulrich Hachulla ist ein bedeutender Vertreter der Leipziger Schule, war Leiter der Radierwerkstatt, Professor für Grafik/Radierung und leitete bis zur Emeritierung 2008 die Grafikklasse der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig.

Grafikausstellung von Ulrich und Andreas Hachulla
Grafikausstellung von Ulrich und Andreas Hachulla © Funkemedien Thüringen | Petra Lowe

Der 80-jährige Maler und Grafiker stammt aus dem Oberschlesischen, aus Heydebreck heute Kedzierzyn. „Den Namen bekam die Stadt von Hitlers Lieblingsnazi, Peter von Heydebreck. 1945 war Schluss damit“, erzählte Ulrich Hachulla. Er selbst wurde mit seiner Mutter vertrieben und landete 1947 in Halle im ehemaligen Ausflugslokal Bergschenke gemeinsam mit anderen Flüchtlingen. Schon in der Schule nahm er Zeichenunterricht beim Liebermann-Schüler Hanns Markowski. Dann Abitur, ein Jahr Druckerei-Arbeit und schließlich das Studium an der HGB bei Bernhard Heisig, Harry Blume, Hans Meyer-Foreyt und Werner Tübke – ein recht geradliniger Weg. „Aber es war keine einfache Zeit“, sagte Hachulla. Die Paulinerkirche wurde 1968 gesprengt, die Situation im Land sei furchtbar gewesen. Man habe sich in die Arbeit gestürzt. Wenngleich an der Leipziger Hochschule eine Sondersituation geherrscht habe, weil Heisig mit seinen Verbindungen viel abgehalten habe. „Wir mussten nicht die ganze Zeit lachende Traktoristen malen“, sagte Hachulla. Die Granden der Leipziger Schule, Willi Sitte, Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer, hätten zwar ein unterschiedliches Herangehen an Malerei gehabt, doch in ernsten Situationen beieinandergestanden. Nicht an allen Kunstschulen der DDR seien die Schüler dadurch geschützt worden. Hachulla konnte in Leipzig in seinen Werken Figuren und biblische Texte zitieren, eine Nische bedienen. In der Rückschau des 80-Jährigen sei es eine lebendige, interessante Atmosphäre gewesen.

Ehrliche Sicht auf die Gesellschaft

Innerhalb der Regelstudienzeit habe er abgeschlossen. „Damals selbstverständlich.“ Allein mit der Erwähnung dessen erzeugte der Leipziger hörbares Schmunzeln im vollbesetzten Galerieraum. „Manchmal muss Dampf dahinter“, gab Hachulla in seiner stillen, charmanten Art noch einen Rat. In seinen Arbeiten, wie den 23 Grafiken, die in Garbisdorf zu sehen sind, ist er jedoch alles andere als zurückhaltend. Hachulla besticht seit jeher durch Ehrlichkeit in der Sicht auf die Gesellschaft. Distanz und Fremdheit, Enge und Flucht sind seine Themen. Dennoch wirken die Grafiken familiär, wenngleich Hachulla Weisheit und handwerkliches Können mit Neuem verknüpft und so überrascht. In der Radierung „Der Tanz“ schwebt ein Kopf von der Seite des Blattes herein über eine tanzende kostümierte Gruppe. Der Umzug der Maskierten erinnert an die Schweizer Fasnacht. Nur scheinbar ein Spaß, der Tod tanzt verkleidet mit. Doch den Menschen darüber, scheint es nicht zu interessieren. Leben oder Tod? Empathie und Interesse sind Ignoranz und Gleichgültigkeit gewichen. Das Gesicht ist regungslos, gestenlos, faltenlos. Hachulla hält uns den Spiegel vor und blickt in die Seele der Gesellschaft.

Der Tanz von Ulrich Hachulla
Der Tanz von Ulrich Hachulla © Funkemedien Thüringen | Petra Lowe

Digitale Zeichnungen von Andreas Hachulla

Von Kindesbeinen an hat Andreas Hachulla die Arbeit seines Vaters beobachten können. Beim Spazierengehen den Zeichenblock in der Hand, das sei normal gewesen, sagte der 1980 in Leipzig Geborene. Einmal habe er eine Radierung des Vaters „verbessert“ und blaue Farbe darüber geschüttet, erzählte Andreas Hachulla. „Aber es war Kobaltblau“, sagte er, eine Farbe, die Ruhe und Kraft ausstrahlt und an den Ozean erinnert. Die Assoziation beschwichtigte offenbar. Der Sohn wurde zu Studienreisen des Vaters nach Italien und anderswo mitgenommen. „Als Jugendlicher hatte ich zwar zeitweise kein Interesse daran, aber es hat gefruchtet und ich kam zu meiner Parallelarbeit.“ Dass Ulrich Hachulla als erfahrener Lehrer dem Sohn zur Seite stand, versteht sich von selbst.

Bloß nicht Kunst studieren

Einen guten Ratschlag des Vaters habe Andreas Hachulla aber befolgt: „Studiere nicht Kunst.“ Von 2000 bis 2007 gab sich der Künstlersohn dem Architekturstudium in Darmstadt hin. Beeindruckt habe ihn die Gesamtheit des menschlichen Könnens, das die Universität dort vermittle. Nebenbei arbeitete er weiter an Grafiken. Heute lebt und arbeitet er als Architekt und freischaffender Künstler in Berlin. Dennoch ist seine Kunst keine klassische Radierung. Andreas Hachulla zeichnet digital, druckt seine Arbeit auf Aluminium und beendet sie mit Acrylglas. Die Berliner Nachtszene sei inspirierend, sagte der Künstler. Jedoch seien in den Clubs Fotos und Videoaufzeichnungen verboten, um die Privatsphäre zu schützen. Also skizziert Andreas Hachulla mit einem Stift auf dem Bildschirm des Handys oder Tablets seine Impressionen und Momentaufnahmen.

In der Hosentasche das Atelier

Ein Atelier in der Hosentasche nennt er sein Arbeitsmaterial. Es bietet allerdings nur einen kleinen Raum und mit fünf bis 15 Minuten auch ein zeitliches Limit. Die Skizze wird als Datei abgespeichert und ist erst gedruckt zu haben, entweder auf Sandwichplatten oder Papier. Besonders schön anzuschauen sind die Farb- und Lichtspiele, die das auf dem Alu-Druck verwendete Acrylglas auf der Zeichnung ermöglicht. 14 Arbeiten zeigt Andreas Hachulla in Garbisdorf. Manches sieht aus wie eine Fotografie mit Aufnahmeverzögerungen. Doch es ist eine Zeichnung. Und auch, wenn sie digital erstellt ist, ist es keine Künstliche Intelligenz. Sie entstammt Hand und Hirn eines Menschen, dessen Fähigkeit zur Betrachtung unendlich ist im Gegensatz zur Gefahr der Begrenzung durch Algorithmen der KI. Dennoch. Die Möglichkeiten, digital zu arbeiten, nennt Andreas Hachulla eine wunderbare Errungenschaft.

Ulrich Hachulla, Andreas Hachulla, Grafik. bis 5. Mai 2024 im Kulturgut Quellenhof Garbisdorf, Garbisdorf 6 in 04618 Göpfersdorf. Besichtigung nach Absprache über Dirk Schatz, Telefon 0173 9257514

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