Altenburger Land. Nachhaltige Kirchensanierung und spirituelle Wanderung – Pilger im Altenburger Land erleben Ostern neu.

  • Wo eine Tradition gelebt wird.
  • Mit Herz und Seele unterwegs.
  • Von Kaffee und Osterbrot bis zum Pilgergebet.

An einem Ostermontag vor zehn Jahren, 2014 also, hatte Arnhild Kump zur ersten Pilgerwanderung ins Altenburger Land geladen. Die Idee kam gut an.

Kein Wunder also, dass in diesem Jahr fast 100 Personen an der Kirche in Lumpzig zusammentrafen, um von dort aus bis nach Kosma zu pilgern. Doch bevor es losging, reichten die Mitglieder des Lumpziger Kirchbauvereins Kaffee und Osterbrot zur Stärkung für alle. Man hatte Gelegenheit, mit Pilgerfreunden ins Gespräch zu kommen, freute sich auf den gemeinsamen Weg, den man an diesem Tag beschreiten wollte.

Pilgern passt zum Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit

Den Gottesdienst nach der Stärkung hielt Superintendentin Annette von Biela. Sie sprach von den zwei Jüngern, die sich Ostermontag nach Emmaus aufmachten und Jesus begegneten, der mit ihnen ging und sie es erst bemerkten, mit wem sie gegangen waren, als er das Brot mit ihnen brach. Ostern unterwegs zu sein, das passt zu dieser Geschichte und es passt zu den Lebenswegen, zu dem Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit, stimmte sie auf das Pilgern ein. „Vielleicht gehen uns heute auch die Augen beim Pilgern auf und vielleicht ist Jesus heute auch mit uns“, sagte sie.

Informationen über neu gegründeten Kirchbauverein Lumpzig

Kornelia Gentsch vom Kirchbauverein erzählte vom ehrgeizigen Vorhaben, die Kirche und die Orgel zu sanieren. Außerdem berichtete sie über das Gotteshaus, Orgel und Altar. Durch Blitzschlag war das Gebäude einst abgebrannt und wurde aus den alten Steinen neu errichtet. „Nachhaltigkeit war schon damals ein Thema“, sagte sie augenzwinkernd.

Pilgersprüche, spiritueller Text und ein schweigender Aufbruch

Pilgerleiterin Arnhild Kump bat anschließend hinunter ins Lumpziger Bürgerhaus. Auf der großen Wiese daneben, stellten sich alle im Kreis auf, Pilgersprüche wurden verteilt und mit einem spirituellen Text stimmte Arnhild Kump auf die Wanderung ein. Rituale müssen sein und so brachen sie die ersten Kilometer schweigend auf, um sich zu sammeln. Kurz vor Dobitschen löste sie mit einem weiteren Text die Stille und nun konnten alle den ganzen Tag lang ihre Gedanken miteinander teilen.

Stammgäste beim Pilgern aus Meerane und Ponitz

Manche waren bereits das siebte oder achte Mal beim Pilgern dabei, wie Elke Rudert aus Meerane und Elke Pönisch aus Ponitz. „Wir erfahren jedes Mal etwas Neues aus der Region und wir lieben diese Rituale wie die Morgenandacht, das Spirituelle, das Singen und Wandern beim Pilgern“, erzählen sie gut gelaunt. Auch junge Eltern mit Kinderwagen machten sich auf den 14 Kilometer langen Weg. Mit dabei auch Marc Späthe aus Kosma, ein Konfirmand, der erstmals pilgerte und sehr gespannt war. Pfarrer Thomas Eisner, der ebenfalls wie die Superintendentin pilgerte, hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, erzählt er. Und diese Erfahrung wollte er gern machen. Auch Klaus Kirmse und seine Frau aus Wildenbörten waren gekommen, mit Kinderwagen. Sie hatten das dreijährige Enkelkind mit, um die Eltern Ostern zu entlasten. Die Tochter bereitete für die Pilger in Göllnitz das Mittagessen mit vor, verrät er. Reissuppe mit und ohne Fleisch wurde später kredenzt. Beide sind auch regelmäßig dabei, wegen der Bewegung und Unterhaltung.

Fuß für Fuß auf einem spirituellen und inneren Weg

„Der Pilger setz Fuß für Fuß. Er geht seinen eigenen Weg, begibt sich auf einen spirituellen und inneren Weg. Der Pilger muss offen sein und stößt an Grenzen, körperlich und seelisch. Jeder Weg kommt an ein vorläufiges Ziel“, stimmt Arnhild Kump auf die Tour ein.

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Die Organisation war wieder super. In den einzelnen Orten hatten Gemeindeglieder eifrig gewirkt, hatten die Kirchen ausgeschmückt. Sie gaben Auskunft über ihr Gotteshaus, Baustil, Alter und vieles mehr. In Dobitschen, der ersten Station, gab es als Wegzehrung Äpfel vom Obstgut Geier und Plätzchen waren von den Gemeindegliedern gebacken und mitgegeben worden. Von diesen unerwarteten Gaben schwärmten die Pilger noch in Kosma beim Kaffeetrinken. Und trotz der großen Anzahl an Teilnehmern gab es genügend für alle. Man war gut vorbereitet.

Gut vorbereitet in der Kirche Kosma

In der kleinen Kirche in Kosma wartete Pfarrer Sandro Vogler am Nachmittag schon eine ganze Weile auf die Pilger. Obwohl der starke Wind die Pilger ab Schwanditz regelrecht vor sich her trieb, begann er seine Osterfeier ohne die aus Lumpzig Kommenden dann erst einmal nur mit den Altenburgern, die Ostermontag stets von der Skatstadt nach Kosma wandern.

Daniel Frotscher, der Vorsitzende des Freundeskreises Paul-Gustavus-Haus unterstützte den Pfarrer beim Lesen der Bibeltexte. „Die einen brauchen länger, für andere ist der Weg kürzer“, meinte der Pfarrer und strahlte Ruhe und Zuversicht ob der noch fehlenden Pilger aus. Doch dann unterbrach er plötzlich seine Rede und war erstaunt, als die Pilger um Arnhild Kump regelrecht durch die schmale Tür in die Kirche quollen. Es nahm schier kein Ende.

Gemeinsames Pilgergebet zum Abschluss

Im Namen des Gemeindekirchenrates begrüßte dann auch Ulrich Benndorf die Pilger ganz herzlich. „Eine so große Pilgerschar hat es in der Kosmaer Kirche noch nie gegeben“, sagte er, sichtlich überwältigt von der enormen Teilnehmerzahl. Auch er stellte seine Kirche den Neuankömmlingen vor. Danach ging es hinauf an die alte Schule. In der Turnhalle hatten die Kosmaer Biertischgarnituren aufgestellt. Mit selbst gebackenem Kuchen und Getränken wurden die beiden Pilgergruppen bewirtet. Dann fassten sich alle an den Händen und Sandro Vogler sprach zum Abschluss das Pilgergebet.

Heimfahrt und gespannte Vorfreude auf die Nachrichten

Damit war ein ereignisreicher Tag beendet. Nach Berlin, Brandenburg, Leipzig, Sachsen-Anhalt und ins Altenburger Land machten sich danach die Teilnehmer guten Mutes, seelisch gestärkt, auf den Rückweg in den Alltag des Lebens. Viele waren gespannt auf das heute-journal des MDR. Denn der hatte die Pilger ab Lumpzig ein Stück des Weges begleitet.

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