Altenburger Land. Liebe, Macht und Kunst: Ortschronistin aus dem Altenburger Land gibt Einblicke in ihre Recherchen und das Leben der Dorothea von Kurland.

  • Schloss Löbichau: Mehr als Dorotheas Erbe.
  • Unerwartete Facetten im historischen L.öbichau.
  • Ortschronistin präsentiert ihre Recherchen.

Vor Mitgliedern des Schmöllner Heimat- und Verschönerungsvereins hielt die Löbichauer Ortschronistin Dorit Bieber vor kurzem einen Vortrag über Dorothea von Kurland. Wer sich bisher nur vage mit dem Thema, das gerade auch auf Burg Posterstein vor Jahrzehnten überhaupt erst wiedererweckt wurde, beschäftigt hat, erfuhr vieles, was das Bild der Dorothea erhellte.

Allgemein wird beim fallenden Namen der Dorothea von Kurland sogleich vom Musenhof in Löbichau gesprochen. Als Musenhof aber bezeichnet man den Hof eines Herrschers oder einer Herrscherin, der oder die sich mit besonders vielen und bedeutenden Künstlern umgibt und ihre Werke zur Selbstdarstellung und zur Verbreitung des persönlichen Ruhmes einsetzt.

Ein Musenhof in Löbichau - warum auch nicht?

Nun war Dorothea von Kurland zwar steinreich, aber eine Herrscherin war sie nicht. Zwar gingen bei ihr Künstler ein und aus, aber Werke schufen die Künstler dort nicht, weder Skulpturen, noch Gemälde. Mag sein, dass das eine oder andere Gedicht vielleicht entstand, weil sie und andere dort die Muse küsste und auch politisch debattiert wurde.

In diesem Sinne möge möglicherweise der Musenhof in Löbichau von den Einheimischen als solcher benannt worden sein. Und diese Bezeichnung hat sich über Generationen erhalten, auch wenn er nicht ganz zutrifft. Aber ehrlich, Musenhof – das klingt doch auch romantisch und lässt die Gedanken schweifen. Also wird es, wenn es der Definition auch nicht entspricht, in den Erzählungen weiter ein Musenhof bleiben. Warum auch nicht.

Nach Löbichau gekommen, um Liebesglück zu finden

Nach Löbichau war die Kurländerin, eine geborene Gräfin von Medem dereinst gekommen, um ihr Liebesglück zu genießen. Nicht mit ihrem Mann – sie heiratete mit 18 Jahren den 55-jährigen Peter von Biron, Herzog von Kurland. Der hatte bereits zwei Ehen hinter sich und noch keinen männlichen Erben. Also beileibe keine Liebesheirat, obwohl Peter durchaus in sie verliebt war und sie in den ersten Jahren auf Händen trug. Damals, so Dorit Bieber, war man zumindest in Adelskreisen der Ansicht, dass Heirat und Liebe nicht zusammenpassten.

Blick auf das Schloss Löbichau, ein Alten- und Pflegeheim, heute.
Blick auf das Schloss Löbichau, ein Alten- und Pflegeheim, heute. © OTZ | Martin Gerlach

Anna Dorothea von Kurland in diplomatischen Diensten unterwegs

Der Mann war reich und wurde noch reicher, weil Katharina II. ihm eine enorme Summe für den Verkauf von Kurland bar auf die Hand anbot. So waren er und Dorothea stets liquide. Zuvor, als Herrscher, soll er etwas trampelhaft gewesen sein. Etwas Besseres als der Verkauf konnte ihm kaum passieren. Doch davor schickte er seine Frau in diplomatischen Diensten nach Polen, um den König zu animieren, den Kurländern unter die Arme zu greifen, berichtet Dorit Bieber. Dort verliebten sich Dorothea und der junge Alexander von Batowski. Ein Kind entsprang daraus und sie berichtete, dass Tannenfeld einst entstand, um Kinder des Adels aus unehelichen Beziehungen dort aufwachsen zu lassen und von der großen Welt vorerst fernzuhalten, auch um etwaige Ähnlichkeiten nicht festzustellen. Denn daraus wäre zu schlussfolgern, wer mit wem Liebesbeziehungen pflegt oder gepflegt hatte.

Der Ehemann soll zwar geschäumt haben, erkannte das Kind aber an. 25.000 Dukaten standen Dorothea jährlich als Apanage zur Verfügung. Die Altenburger Herzogin verfügte über ein Zehntel, so Dorit Bieber. Da Frauen damals keine Käufe tätigen konnten, schickte Dorothea ihren Bruder, Reichsgraf von Medem vor, der 1793 das Löbichauer Rittergut für sie als vorgeschobener Käufer erwarb. Dass er vorgeschobener Käufer ist, steht sogar im Kaufvertrag. Den entscheidenden Tipp, dieses Rittergut in Löbichau zu erwerben, gab ihr übrigens Hans Wilhelm von Thümmel. Sie ließ das alte Herrenhaus von 1555 ausbauen.

Vielfalt künstlerischer und wissenschaftlicher Aktivitäten in Löbichau

Abendzirkel, Theaterspiel, eine Löbichauer Tageszeitung von 1810, auch als Theeblätter kursierend, zeugen von der Vielfalt künstlerischer aber auch wissenschaftlichen Aktivitäten in Löbichau. Für ihre Gruft, es sollte eine Kapelle in Löbichau entstehen, hatte sie schon erste Kontakte geknüpft. Kein Geringerer als Baumeister Schinkel sollte die Kapelle errichten. Die Glasfenster aus der Werkstatt des berühmten Albrecht Dürer waren bereits in Löbichau eingelagert. 1821, am 20. August, starb sie, bevor der Auftrag zum Kapellenbau erteilt war. Aus der Schinkel-Kapelle mit Dürerfenstern wurde dank der Erben nichts. Leider. Wer weiß, Löbichau wäre sonst heute vielleicht ein touristischer Magnet.

Dorit Bieber hatte noch viele Einzelheiten parat, die die Besucher so nicht erwartet hatten. Es war ihre Sicht auf die Dorothea von Kurland, die sie sich in unzähligen Stunden in Archiven zusammengetragen hat. Auch ein Buch, „Dorothea von Kurland und die Ihren“, gibt es von ihr. Und sie verwies noch auf eine sehr geschönte Biografie, die kurz nach Dorotheas Tod entstand und Unschicklichkeiten, wie damals üblich, natürlich wegließ.

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