Saale-Holzland. Warum die Stadt Hermsdorf in Sachen Energieversorgung gut und vielseitig aufgestellt ist.

Drei wesentliche Ziele hat sich Hermsdorfs Bürgermeister Benny Hofmann (33) für das Jahr 2024 gesteckt, wie er kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung informierte. Seine Ziele sind: 1. Traditionen in Hermsdorf erhalten, 2. den Wirtschaftsstandort Hermsdorf noch innovativer ausbauen und 3. Hermsdorf zukunftssicher aufstellen. Wie er sich die Umsetzung dieser Ziele vorstellt und was er mit jedem dieser drei Ziele verbindet, das erklärt Benny Hofmann wie folgt:

1. Traditionen in Hermsdorf erhalten

Es sei wichtig, auch künftig an traditionsreichen Vereinen und Brauchtümern im Thüringer Holzland festzuhalten, betont der Bürgermeister. „Gerade nach der Corona-Zeit, in der es einen sehr großen gesellschaftlichen Einschnitt gab, braucht es hier wesentliche Unterstützung, auch seitens der Stadt.“ Als Beispiel nannte Hofmann das jährlich am Tag des offenen Denkmals stattfindende Hermsdorfer Straßenfest. „Das ist ja quasi unser Stadtfest, das mittlerweile auch überregional bekannt ist.“ In diesem Jahr steht mit dem 30. Straßenfest ein Jubiläum an.

2. Den Wirtschaftsstandort Hermsdorf noch innovativer ausbauen

„Wir wollen die Wirtschaftsförderung am Standort auch weiterhin selbst in die Hand nehmen“, betont der Bürgermeister. Eigentlich sei das eine Aufgabe des Landkreises. Weil diese aber „nicht so wirklich im Saale-Holzland-Kreis umgesetzt wird“, habe die Stadt Hermsdorf sich selbst gekümmert, und zwar in ihrer Zusammenarbeit mit dem Tridelta Campus Hermsdorf. Ziel der Initiative Tridelta Campus ist es, Wirtschaft und Wissenschaft in Hermsdorf und Umgebung zu fördern und den Hochtechnologiestandort für technische Keramik und Mikroelektronik den jeweiligen Kunden, Fachkräften sowie Investoren bekannt zu machen. So gibt es Hofmann zufolge Unternehmen in der Region, die sich weiter ausbauen wollen und müssen, aber keine Optionsflächen mehr ringsherum haben. „Diesbezüglich habe ich vorgesorgt und das neue, zirka 56 Hektar große Industriegebiet Hermsdorf-Ost III entwickelt, das in diesem Jahr baulich erschlossen wird.“ Hofmann geht von einer maximal einjährigen Bauzeit aus. Auf dem freien Baufeld müssen unter anderem zwei große Regenrückhaltebecken errichtet und zwei Straßen erschlossen werden. Schon jetzt ist sicher, dass sich beispielsweise keine Speditionen ansiedeln dürfen. Das sei bei der Aufstellung des Bebauungsplanes so festgelegt worden. Grund dafür sei zum einen, dass Speditionen meist große Flächen verbrauchen. „Zum anderen wollen wir den Schwerpunkt auf unseren Keramik- und Mikroelektronikstandort legen. Das hat für uns absolut Vorrang.“

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3. Hermsdorf zukunftssicher aufstellen

„Dieser Punkt betrifft die großen Themen Energie und Energieversorgung, mit denen sich jeder Bürger sicher in irgendeiner Form beschäftigt“, sagt der Bürgermeister. Auch dafür sei die Kommune zwar nur indirekt zuständig. „Aber beispielsweise beim Thema Fernwärme, die etwa 3500 Haushalte in Hermsdorf betrifft, sind wir natürlich maßgeblich.“ Wie Hofmann informiert, gebe es ein breit aufgestelltes Spektrum an Möglichkeiten, wie das Hermsdorfer Heizkraftwerk krisensicher betrieben werden kann. Die Jenaer Objektmanagement- und Betriebsgesellschaft (Job) ist es, die im Heizkraftwerk seit 2003 in Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Fernwärme erzeugt und zusätzlich zu den 3500 Haushalten auch zahlreiche Unternehmen mit Heizwärme und Heißwasser versorgt. „Wir als Stadt sind ja Mitgesellschafterin der „Job“ und diesbezüglich in Hermsdorf wirklich gut aufgestellt.“ Seien früher als Brennstoff noch Holzhackschnitzel im Kraftwerk eingesetzt worden, sei man mittlerweile wieder bei Gas, Öl und auch bei der sogenannten „Power-to-Heat“-Methode, die sich besonders gut eigne, um erneuerbare Energien wie Windkraft und Photovoltaik in ein Wärmenetz zu integrieren. Große Wärmespeicher seien ebenfalls angeschafft worden. Zudem verrät Benny Hofmann, dass es geheime Orte in der Region gibt, an denen die Stadt Hermsdorf unter anderem Öl sowie andere Rohstoffe lagert. „Das ist enorm wichtig und bedeutet für uns, dass wir in einem Krisenfall auf die Ressourcen in diesen Lagern zurückgreifen und problemlos weiterheizen könnten.“

Das Thema Wasserstoff spiele außerdem eine wesentliche Rolle. Hermsdorf hat – und das habe Seltenheitsfaktor in Thüringen – eine Wasserstoff-Infrastruktur. Diese stammt aus DDR-Zeiten - von den Keramischen Werken Hermsdorf - und ist noch voll einsatzfähig. „Das haben wir überprüft. Diesbezüglich haben wir 2023 auch zwei Pilotprojekte vom Land Thüringen finanziert bekommen. Denn es geht bei uns auch darum, künftig eigenen Wasserstoff produzieren zu können.“ Derzeit stecke man noch in den Kinderschuhen. „Das ist alles nicht so ganz einfach. Denn der sogenannte grüne Wasserstoff braucht auch genug Strom aus Windkraft und weiteren erneuerbaren Energien“, sagt der Bürgermeister.

Letztlich verweist Hofmann noch auf die vorhandene Luftdruckleitung im Industriegebiet, die notwendig ist, um zahlreiche Maschinen in den zwei Industriegebieten mit Luftdruck zu versorgen. „Diesen Bereich wollen wir ebenfalls weiter ausbauen.“ Benny Hofmann betont: „Wenn ich die Unternehmen stärke, sichere ich Arbeitsplätze. Geht es den Unternehmen gut, geht es auch der Stadt gut. Und dann geht es natürlich auch dem Bürger gut.“