Saale-Holzland. Warum Falk Wächter vom Verein „Bürgeler Töpfermarkt“ am liebsten alles auf null setzen würde. Und: Warum es zum Töpfermarkt keine Plakatwerbung gibt.

Einst war der Bürgeler Töpfermarkt eine große Attraktion. Heutzutage aber werde es immer schwieriger, Töpfereien zu finden, die sich an der Traditionsveranstaltung beteiligen wollen. Nach zwei Jahren Markt-Ausfall wegen Corona habe es im Jahr 2022 den zu erwartenden Schock gegeben. „Statt der üblichen 120 Bewerbungen von Töpfereien gab es nur noch etwa 60“, sagt Falk Wächter. Er ist im vergangenen Jahr zum neuen Vorsitzenden des Vereins „Bürgeler Töpfermarkt“ gewählt worden und hat ein großes Ziel: Den Bürgeler Töpfermarkt wieder überregional als Anziehungspunkt für Keramikfreunde zu vermarkten.

An der Drehscheibe geformte Töpferware.
An der Drehscheibe geformte Töpferware. © OTZ | Ute Flamich

Wie das gelingen könnte, das wisse er derzeit selbst noch nicht genau. Kritisch sieht er, dass vieles immer noch so gehandhabt werde wie vor 20 Jahren. Ihm als Vereinsvorsitzenden seien oft die Hände gebunden. „Ich denke, dass ein Neuanfang ohne diesen Jahrmarktcharakter, ohne Abendveranstaltung des Bürgeler Faschings Club und dafür mit mehr Ausrichtung auf die Keramikbranche eine Chance wäre. Bestehende Mauern einzureißen, bedarf aber vieler Hände, die es derzeit in Bürgel nicht gibt.“ Falk Wächters Idee in Sachen Töpfermarkt ist, alles auf null zu setzen und von vorn anzufangen.

Saale-Holzland: Früher einmal sind die Eintrittsgelder des Töpfermarktes den Einwohnern zugutegekommen

Er selbst beobachte den Bürgeler Töpfermarkt seit den 1990er Jahren. Erst als Besucher, dann seit 1999 als Teilnehmer mit seiner Töpferei Echtbürgel, deren Geschäftsführer er ist, und seit April 2023 als Vorsitzender des Bürgeler Töpfermarkt-Vereins, der den Markt veranstaltet. Groß sei das Interesse zu Beginn des Marktes gewesen, da es in den damaligen neuen Bundesländern kaum Töpfermärkte gab. Inklusive der damals möglichen Eintrittsgelder seien die Finanzen prächtig gelaufen. Das Geld sei zu jenen Zeiten quasi als Dankeschön an die Bürgeler in verschiedener Art und Weise verteilt worden: als großes Feuerwerk, als Kulturprogramm für die Einwohner oder beispielsweise auch als finanzielle Gabe an die örtlichen Vereine.

Töpfermärkte schossen aus dem Boden und wurden zur Konkurrenz für Bürgel im Saale-Holzland

Im Laufe der Jahre aber sind in vielen Orten in der Region und auch darüber hinaus Töpfermärkte entstanden, die zunehmend zur Konkurrenz für Bürgel wurden, sagt Falk Wächter. Das Eintrittsgeld musste aufgrund sinkender Besucherzahlen gestrichen werden. Doch diese Maßnahme habe nur kurzfristigen Erfolg gebracht. Bei freiem Eintritt kamen zunächst wieder etwas mehr Besucher, im Laufe der Zeit aber seien es schließlich immer weniger geworden.

Neuerungen waren und sind dringend nötig. Erste Veränderungen gab es kurz vor dem Töpfermarkt 2023. Der Vorstand des Bürgeler Töpfermarkt-Vereins wurde neu gewählt und hat sich neu aufgestellt. „Vorher bestimmte der Bürgeler Faschings Club die Geschicke, jetzt sind drei Bürgeler Töpfereien und das Keramik-Museum im Vorstand.“

Letztlich bleibt die Organisation des Marktes in Bürgel im Vergleich zu anderen Städten wie Jena und Halle, wo die Märkte von den Stadtverwaltungen organisiert werden, zu teuer.
Falk Wächter - Vorsitzender des Vereins „Bürgeler Töpfermarkt“

Der neue Vorstand hat sich dazu entschieden, den Hauptteil der Einnahmen in die Werbung für den Bürgeler Töpfermarkt zu investieren. „An anderen Dingen versuchen wir zu sparen, aber letztendlich bleibt die Organisation des Marktes in Bürgel im Vergleich zu anderen Städten wie Jena und Halle, wo die Märkte von den Stadtverwaltungen organisiert werden, zu teuer“, sagt Falk Wächter.

Für den bevorstehenden Bürgeler Töpfermarkt am 15. und 16. Juni sei bereits eine intensive Akquise betrieben worden. „Wir haben zum Beispiel 600 Töpfereien in ganz Deutschland, und damit fast alle, angeschrieben. Etwa 30 neue Teilnehmer konnten wir bisher gewinnen, es sagten aber schon etwa 20 Töpfereien für dieses Jahr ab, die sonst mit dabei waren. Wir suchen aktuell weiter“, betont Falk Wächter.

Wegen der bevorstehenden Wahlen soll auf Plakatwerbung für den Töpfermarkt verzichtet werden

An vielen kleinen Stellschrauben werde nun gedreht, um möglichst viele Töpfer und potenzielle Töpfermarktbesucher zu erreichen: So werde die Internetseite buergeler-toepfermarkt.de „etwas interessanter“ gestaltet, indem unter anderem jede teilnehmende Töpferei mit Fotos vorgestellt wird. Auch soll deutlich hervorgehoben werden, was das Interessante an Bürgel als Töpferstadt ist. „Ich denke, dass es für einen Töpfermarkt ein Alleinstellungsmerkmal ist, wenn dieser in einer traditionellen Töpferstadt mit anspruchsvollem Keramik-Museum inklusive Keramik-Preis, mit fünf ortsansässigen Töpfereien, mit historischer Altstadtarchitektur wie dem Badertor oder der Stadtkirche sowie einer spannenden Vergangenheit veranstaltet wird“, so Wächter.

Bereits erstellt und verteilt ist ein kleiner Info-Flyer zum Töpfermarkt. Zudem will der Verein den Töpfereien in Bürgel Töpfermarkt-Postkarten zur Verfügung stellen, die jeweils an die eigene Kundschaft versendet werden können. Ein Faltblatt mit Stadtplan sei auch in Arbeit. Soziale Medien wie Instagram sowie andere Medien werden genutzt.

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Verzichten wolle der Verein in diesem Jahr allerdings auf Plakatwerbung. Diese sei sehr kostspielig und da Ende Mai und Anfang Juni Kommunal- und Europawahlen sind, geht Falk Wächter davon aus, dass die Orte mit Plakaten „zugepflastert“ sein werden. „Dort noch Veranstaltungsplakate zu platzieren, ist meines Erachtens nicht ratsam.“

Mehr Aufmerksamkeit für das Töpferhandwerk in Bürgel, das will man in der Töpferstadt unter anderem mit den Bildern von Cartoonist Christian Habicht erreichen, die an Straßenlaternen angebracht sind.
Mehr Aufmerksamkeit für das Töpferhandwerk in Bürgel, das will man in der Töpferstadt unter anderem mit den Bildern von Cartoonist Christian Habicht erreichen, die an Straßenlaternen angebracht sind. © OTZ | Ute Flamich

Seit etwa zwei Wochen aber gibt es in Bürgel neue Hingucker: Feste Laternenplakate entlang der Jenaer Straße sind gemeinsam mit Cartoonist Christian Habicht gestaltet worden. „Er war selbst Töpfer und ich habe ihn im vergangenen Jahr persönlich kennengelernt“, sagt Wächter. Die Cartoons seien aber nicht nur direkt im Zusammenhang mit dem Töpfermarkt, sondern ganz allgemein und dauerhaft für die Töpferstadt und die Töpfereien gedacht. „Diese ‚Straßenkunst‘ zu erweitern, könnte Bürgel interessanter machen.“

Mehr Aufmerksamkeit für das Töpferhandwerk in Bürgel, das will man in der Töpferstadt unter anderem mit den Bildern von Cartoonist Christian Habicht erreichen, die an Straßenlaternen angebracht sind.
Mehr Aufmerksamkeit für das Töpferhandwerk in Bürgel, das will man in der Töpferstadt unter anderem mit den Bildern von Cartoonist Christian Habicht erreichen, die an Straßenlaternen angebracht sind. © OTZ | Ute Flamich

Der Verein „Bürgeler Töpfermarkt“ sucht weiter Sponsoren für seine Werbeaktionen. Sechs Unterstützer seien bereits gefunden worden, darunter Ton- und Materiallieferanten, Brennofenbauer und Keramikzubehörlieferer. „Es sind aber natürlich auch Sponsoren aus anderen Branchen möglich“, sagt Falk Wächter.

Wer den Verein, die Töpfer und das Handwerk unterstützen möchte, kann sich melden bei Falk Wächter unter den Telefonnummern 036692 / 20 16 2 oder 036692 / 21 65 4 und per E-Mail an: post@buergeler-toepfermarkt.de